Es waren lange Minuten: Nach ihrem 2:1-Sieg beim SC Hermaringen mussten die Fußballer der Sportfreunde Fleinheim auf das Ergebnis aus Großkuchen warten. Denn hier trat die SG Königsbronn/Oberkochen, der schärfste Verfolger der Sportfreunde, an. Bei einem Unentschieden zwischen Großkuchen und Königsbronn/Oberkochen konnten die Fleinheimer den vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft feiern. Lange nach eigenem Spielende bildeten die Fleinheimer einen Kreis – und warteten. In der dritten Minute der Nachspielzeit gelang Königsbronn/Oberkochen der 2:2-Ausgleich. Doch wenige Minuten später war klar: dabei bleibt es, wie ein Fleinheim-Kontakt in Großkuchen bei einer „Telefonschalte“ bestätigte. Und die Freude bei den Sportfreunden kannte kein Halten. Meister zwei Spieltage vor Saisonende!
Nach dem ersten Jubel richtete Jochen Baß, der das Team zusammen mit seinem Vater Uli trainiert, emotionale Worte an die Mannschaft. „Ich habe es noch gar nicht richtig realisiert, was wir da jetzt geschafft haben und die ganze Saison auf die Beine gestellt haben“, räumte der 30-Jährige ein. Nie habe man offiziell über einen Aufstieg in die Bezirksliga gesprochen. „Aber jeder wusste es wahrscheinlich für sich“, so Jochen Baß, der gestand: „Es ist mit Abstand das Schönste, was ich im Fußball erlebt habe. Ich denke, dem einen oder anderen geht’s genauso.“ Und: Bei den SF Fleinheim spreche man immer nur von der Aufstiegsmannschaft, die in der Saison 2004/05 (zusammen mit der TSG Nattheim) unter Uli Baß und Michael Riek in die Kreisliga A hochgekommen sei. „Jetzt haben wir uns unsterblich gemacht“, jubelte Jochen Baß.
Jetzt haben wir uns unsterblich gemacht.
Jochen Baß, Trainer der Sportfreunde Fleinheim
Bereits auf dem Sportplatz in Hermaringen wurden Lieder angestimmt. Von Michael Riek, der jetzt als Physiotherapeut dabei ist, Klassiker wie „Oh, wie ist das schön, für Fleinheim auf dem Fußballplatz zu stehen“ oder „Einmal kommt der Tag, wo man Meister wird in diesem Dorf, nie mehr Kreisliga A. Heute ist der Tag, wo wir Meister sind in diesem Dorf, es ist so wunderbar, in der Bezirksliga. La la la la la la la.“ Auch das „Hipp, hipp, hurra, die schwarz-weißen Bomber sind da“, durfte – in Anlehnung an die Vereinsfarben Weiß und Schwarz, nicht fehlen. Und Torhüter Jonas Herkommer machte gesanglich deutlich: „Der Derbysieg, der uns am Herzen liegt. Und nächstes Jahr – Bezirksliga!“ Erstaunlich für einen Teilort der Gemeinde Nattheim, der nach jüngster Zählung 456 Einwohner hat.
Gefeiert wurde am Sportplatz in Fleinheim, dafür wurden Biertische und -bänke aufgestellt, bis in den frühen Morgen. Jochen Baß selbst war immerhin bis 5 Uhr dabei. „Das letzte Foto wurde um 6/7 Uhr in der Whatsapp-Gruppe gepostet“, erzählt der Coach, der am Tag darauf ab mittags wieder arbeiten musste. „Dass wir jetzt schon Meister sind, kam ja sehr überraschend“, sagt Jochen Baß, der auch ein Tag danach betont: „Wir haben etwas Einmaliges erreicht. Es ist das höchste der Gefühle, seit dem Aufstieg 2005." Es sei einfach ein „Fußballmärchen“. Und der Fleinheim-Trainer gibt die Devise aus: „Wir kommen aus dem Feiern nicht raus und werden jede Gelegenheit dafür nutzen und uns etwas einfallen lassen. So einen Feiermarathon haben wir uns verdient."
Danach möchte das Trainergespann Baß/Baß den Blick nach vorne richten, auf die Herausforderung Bezirksliga. Zumindest gibt es keine Abgänge; alle Spieler hätten bereits in der Winterpause ihre Zusage für die kommende Saison, damals noch unabhängig von der Klasse, gegeben. Somit kann das kleine Dorf auch in der Bezirksliga für Schlagzeilen sorgen. Für Musikalische sowieso.
Im zweiten Anlauf gelingt der Aufstieg
In der Saison 2021/22 belegten die SF Fleinheim den dritten Tabellenplatz und durften an der Aufstiegs-Relegation zur Bezirksliga teilnehmen (Vizemeister FV Sontheim II konnte nicht, da die erste Mannschaft aus der Landes- in die Bezirksliga abstieg). Fleinheim scheiterte an Straßdorf und belegte in der vergangenen Saison Platz vier. Jetzt gelang der Sprung in die Bezirksliga – als Meister.