Walk of Bream

Singende Nikoläuse: Das sind die Goldkehlchen der Fußballer der TSG Nattheim

Was war das für ein Anblick! Die Fußballer der TSG Nattheim zogen am Samstag, 9. Dezember, zu verschiedenen Stationen im Ort. 29 Kicker im Nikolauskostüm. Warum sie das jährlich seit 2004 machen, wer von Anfang an dabei war und wer die musikalischen Zugpferde sind:

Singende Nikoläuse: Das sind die Goldkehlchen der Fußballer der TSG Nattheim

Eigentlich kennen sie das. Bei Spielen laufen die Fußballer der TSG Nattheim in einheitlichen Trikots auf. Doch für einen Tag im Jahr, an einem Samstag Anfang Dezember, tauschen sie diese gegen einen anderen Dress: Nikolauskostüme. Und das bereits seit 2004. Ein Gründungsmitglied dieser Tradition ist Bernd Klein. „Damals habe ich es mit aus der Taufe gehoben“, sagt der Stürmer nicht ohne Stolz. Zwischenzeitlich spielte die Nattheimer Ikone auch bei anderen Vereinen. Nun freut sich Klein bereits aufs kommende Jahr: „Wahnsinn, dann ist es das 20. Mal. Da möchte ich unbedingt dabei sein.“

Doch, was ist der Auftrag der vielen Nikoläuse? „Als kleiner Verein muss man sich etwas einfallen lassen“, sagt Klein. Und so werden einmal im Jahr in der Gemeinde verschiedene Ziele und Stationen angelaufen, um mit Unterstützern des Vereins, Sponsoren oder Fans ins Gespräch zu kommen. Es ist eine Art Dankeschön. Bernd Klein war damals Teil des „Partygremiums“, das das Projekt aus der Taufe hob. „Wer genau diese fulminante Idee hatte, weiß ich aber nicht mehr“, so der 39-Jährige.

Kurz einmal durchzählen, bitte. Wie viele Nikoläuse sind's? 1, 2, 3... Foto: Oliver Vogel

Zu Beginn ging’s noch mit einem Traktor mit Anhänger, auf dem Biertische standen, durch Nattheim. Mittlerweile wird alles zu Fuß gemacht – Bollerwagen inklusive. Daher auch der Ausdruck „Walk of Bream“, was so viel wie (Spazier-)Gang durch Nattheim bedeutet. (Nattheimer werden auch Breama genannt, in Nattheim gibt es den Breamahock oder die Breama Hexa).

Alex Mayr: Hauptorganisator des "Walk of Bream" ist mit Herzblut dabei

Hauptorganisator ist Alex Mayr, Spieler der zweiten Mannschaft. „Er ist mit Herzblut dabei und macht das alles hochprofessionell. Chapeau!“, ist Bernd Klein voll des Lobes. So müssen nicht nur die Nikolauskostüme besorgt werden. Auch ein Zeitplan muss erstellt werden, wann welches Ziel angesteuert wird. Hier gibt es auch Stärkungen für die verkleideten Kicker. „Es ist schon großartig, was die Leute uns auftischen. Jeder gibt sich so viel Mühe“, freut sich Klein über die kulinarische Reise.

Ein Nikolaus bei der Arbeit: Es gibt kleine Geschenke für Unterstützer, Fans und Menschen, die sich bei den Fußballern der TSG Nattheim ehrenamtlich engagieren. Foto: Oliver Vogel

Somit ist es eine Art Doppelpass zwischen Kickern und Unterstützern. Aber auch Kinder auf der Straße oder an Fenstern bekommen eine kleine Leckerei überreicht. Oder auch Autofahrer, die beim Anblick der Nikoläuse auch gerne mal anhalten, wie Florian Horsch erzählt. „So viele auf einmal gibt es sonst nicht zu sehen“, scherzt der29-Jährige.

Fußballer der TSG Nattheim singen Weihnachtslieder

Bei Gesprächen und Geschenken bleibt es allerdings nicht. Zur Tradition gehört auch eine kleine Gesangseinlage der Nikoläuse – an jedem Ziel. Was wohl besser ankommt? „Mir fehlt es schwer, das zu beurteilen“, sagt Horsch – und lacht. Zwei Weihnachtslieder (immer abwechselnde) aus einem eigens angefertigten Liederbuch gibt der Nikolauschor jeweils zum Besten. „Man braucht schon ein, zwei Stationen, bis die Texte wieder richtig sitzen und die Melodien ins Blut übergehen“, so Horsch. Aber dann gelte es mit erhobener Stimme mitzusingen.

Reinschauen in die Liederbücher und los geht's: Die Nattheimer Fußballer als singende Nikoläuse. Foto: Oliver Vogel

Treffsicher auf dem Fußballplatz – und treffsicher bei Tönen: Ist der Mann der ersten Stunde ein guter Sänger? „Um Gottes willen“, sagt Bernd Klein. Wir haben bessere Sänger. Aber ein Chor verzeiht viel“, scherzt der Angreifer. Doch wer sind die musikalischen Zugpferde? Florian und Fabian Horsch seien in dieser Kategorie ganz vorne mit dabei, deutet Klein an. „Das sind unsere Goldkehlchen“, flachst der Stürmer.

„Ja, es ist ein enges Rennen zwischen Fabi und mir“, räumt Florian Horsch ein. Woher das kommt? „Wir haben eine sehr musikalische Familie, auch wenn ich kein Instrument mehr spiele.“ Früher haute er am Keyboard in die Tasten. „Das hat dann aber gegenüber Fußball den Kürzeren gezogen“, so Horsch.

Ob man die Nattheimer Nikoläuse so richtig auseinander halten kann? Foto: Oliver Vogel

Was bei einem schiefen Gesang aber durchaus von Vorteil ist: Aufgrund der Verkleidung, den falschen Bärten, den Mützen und auch Sonnenbrillen konnte man die Fußballer sowieso kaum auseinanderhalten. So ging es auch Noel Ohm, für den es der erste „Walk of Bream“ gewesen ist. „Phasenweise habe ich mir da wirklich schwergetan“, räumt der 19-Jährige lachend ein. Daher freut sich der Schnaitheimer auch auf den nächsten Nikolausgang durch Nattheim. „Das ist ein richtig cooles Event. Und abends ging’s gemeinsam zu den Ringern zum Anfeuern. Einfach klasse.“

TSG Nattheim: kulinarisches Trainingslager steht am Beginn

Mit einem Weißwurstfrühstück, einer Art kulinarischem Trainingslager als Grundlage des „Walk of Breama“, ging es für die Nattheimer Fußballer am Samstagmorgen, 9. Dezember, um 9.30 Uhr los. Um 11 Uhr starteten die 29 Nikoläuse auf ihre Tour, die so ziemlich ungefähr um 19.30 Uhr abgepfiffen wurde.

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