Bei einem Anruf kommt eine klare Ansage: „Schieß‘ los!“, sagt Patrick Bartak in der Regel. Er ist jemand, der nicht viel spricht. Aber die Sachen auf den Punkt bringt. Schließlich ist er seit über zehn Jahren im Trainergeschäft. Ganz der Profi also. Der gebürtige Heidenheimer lebt mit seiner Familie in Küpfendorf. Die sechs Hühner, die die Familie besessen hat, hat allerdings der Fuchs geholt.
In der Öffentlichkeit steht Bartak nicht gerne – auch wenn er mit dem FV Unterkochen aktuell Tabellenführer in der Fußball-Bezirksliga ist und diese Position ab 3. März, wenn die Saison weitergeht, auch gerne verteidigen würde. Ruhig, zurückhaltend, bodenständig. War Patrick Bartak auch als Spieler schon so?
Wolfram Eitel muss bei dieser Frage laut lachen. „Patrick war ein aufregender Spieler, in jeder Hinsicht“, sagt der 47-Jährige, der die zweite Mannschaft des 1. FC Heidenheim einst bis in die Oberliga geführt hatte (ehe der FCH II nach der Saison 2013/14 vom Spielbetrieb abgemeldet wurde). Bartak war viele Jahre Leistungsträger der U23 des FCH. Und der Spieler, den Eitel am längsten trainiert hat (die Fluktuation war beim FCH II in jedem Jahr enorm). „Er war athletisch, herzlich und kameradschaftlich“, sagt Eitel über seinen Spieler Bartak. „Und er war sehr fokussiert und interessiert.“
Ich wünsche ihm einen Spieler, wie er einer gewesen ist. Er weiß das richtig einzuordnen.
Wolfram Eitel hat Patrick Bartak beim 1. FC Heidenheim II trainiert
Für Eitel ist es keine Überraschung, dass Bartak als Trainer erfolgreich ist. Er scherzt aber auch: „Ich wünsche ihm einen Spieler, wie er einer gewesen ist. Er weiß das richtig einzuordnen.“ Was bedeutet das? Eitel erklärt: „Patrick war ein besonderer Spieler, der einer besonderen Führung bedurfte. Er hat das Verrücktsein ausgelebt, natürlich auch im positiven Sinn.“ Mit der Zeit sei Bartak ruhiger geworden, letztlich wurde er auch Spielführer des FCH II. „Als Kapitän war er ausgezeichnet. Wenn es darauf ankam, hat er Verantwortung übernommen. Es war der richtige Schritt, Patrick zum Kapitän zu machen“, sagt Wolfram Eitel.
So sieht es auch Matthias Kolb, der mit Bartak zusammen beim FCH II gespielt hatte und bei der TSG Schnaitheim von Bartak trainiert worden ist. „Er hat sich viel erkämpfen müssen, daher ist er nicht umsonst damals Kapitän geworden“, sagt Kolb über Bartak. „In der Verbandsliga war Patti einer der wenigen Spieler aus Heidenheim. Das sagt viel über seinen Charakter aus.“ Als Spieler sei Bartak „locker“ und für jeden Spaß zu haben gewesen, er habe aber zugleich auch sehr akribisch sein können. Zudem habe er schon damals Spiele aufgearbeitet. „Später in Schnaitheim war es eigentlich eine aus der Not geborene Lösung, dass er Trainer geworden ist. Letztlich hat es sich für uns aber als Glücksgriff entpuppt“, sagt Kolb.
Für mich war das so weit entfernt wie der Mond von der Erde.
Nico Schuska, ob er sich früher Patrick Bartak als Trainer hätte vorstellen können
Patrick Bartak als Trainer? „Für mich war das so weit entfernt wie der Mond von der Erde“, verwendet Nico Schuska (Trainer des Fußball-Bezirksligisten TV Steinheim) ein Bild, über das er selbst lachen muss. Schuska darf das, schließlich ist er Patrick Bartaks Trauzeuge (und Bartak seiner).
Und auch Schuska und Bartak haben einst beim FCH II zusammengespielt. Bartak sei verrückt und chaotisch gewesen. Er habe aber auch in der Kabine für Stimmung gesorgt. Ein Typ, der sich nichts sagen lässt. „Er war alles andere als ein Vorbild. Seine Wandlung vom Lebemann zum Familienmenschen ist aber beeindruckend. 99,9 Prozent Anteil daran hat mit Sicherheit seine Frau Theresa. Die richtige Partnerin, die ihn auf die richtige Bahn gelenkt hat.“
Ich würde mich als Spieler nicht gerne trainieren.
Patrick Bartak
Patrick Bartak weiß um seine Weiterentwicklung. „Als Trainer bin ich eine komplett andere Person, als die ich es Spieler gewesen bin. Ich würde mich als Spieler nicht gerne trainieren“, sagt er. Der 38-Jährige fügt aber auch an: „Ob ich schwierig gewesen bin oder manchmal auch aus der Reihe getanzt habe. Alle Trainer konnten sich auf mich verlassen, weil ich alles dem Fußball alles untergeordnet habe.“ Und weil er als Spieler seinen eigenen Kopf gehabt hat, gehe er durchaus verständnisvoller mit Spielertypen um, die so sind, wie er einer gewesen ist.
Zum Trainerjob sei er „wie die Jungfrau zum Kind“ gekommen, sagt Bartak. Mit 28 Jahren wurde er zum Sportinvaliden. Und bei der TSG Schnaitheim zunächst Co-Trainer von Ralf Polzer und später Interimstrainer. Dies alles habe er Steffen Westhäuser, dem damaligen sportlichen Leiter, zu verdanken. „Ohne ihn wäre ich niemals auf die Idee gekommen, Trainer zu werden“, sagt Patrick Bartak.
Über die TSG Schnaitheim und den VfL Gerstetten kam Bartak zum FV Unterkochen. Bei 16 noch ausstehenden Spielen hat der Spitzenreiter drei Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten SG Heldenfingen/Heuchlingen. „Wir sind weit davon entfernt, der Favorit auf die Meisterschaft zu sein“, sagt Bartak gewohnt zurückhaltend. Gelernt habe er dies während seiner Zeit beim FCH II, mit dem er zwei Aufstiege feiern durfte (den Aufstieg in die Oberliga zählt Bartak nicht mit, weil er in dieser Saison in der Winterpause zum SV Neresheim gewechselt war). „Wir waren immer bodenständig und sind damit gut gefahren. Jetzt haben wir erst knapp die Hälfte der Saison gespielt. Da fließt noch viel Wasser die Brenz runter.“
Auch genug Zeit, um seine Spieler aus dem Aalener Raum zu ärgern. Bartak spielt als „Heidenheimer Jung“ nämlich gerne die Vereinshymne des 1. FC Heidenheim („Geradeaus und ehrlich“) in seiner Kabine laut ab. „Dann sind die Jungs schon sauer mit mir. Aber gegenseitige Frotzeleien gehören dazu“, sagt Bartak. Einmal Schlitzohr, immer Schlitzohr …
Patrick Bartak über besondere Spieler in der Bezirksliga
Patrick Bartak durchlief beim HSB/FCH von der F-Jugend bis zu den Herren alle Stationen. Mit dem FCH II stieg er von der Bezirksliga bis in die Verbandsliga auf. In der Saison, in der dem FCH II der Aufstieg in die Oberliga gelang, verließ Bartak den Verein in der Winterpause 2012. „Ich hatte immer in einer zweiten Mannschaft gespielt. Es war an der Zeit, eine erste Mannschaft zu sehen und in einem Verein die erste Geige zu spielen“, sagt er rückblickend.
Beim SV Neresheim verletzte sich Bartak allerdings schwer und musste seine aktive Laufbahn beenden. Bei der TSG Schnaitheim übernahm er den ersten Posten als Trainer. Beim VfL Gerstetten, bei dem er Ende Oktober 2022 zurückgetreten war, gelang ihm ein Puzzle fertigzustellen. Bis dahin hatte Bartak über alle Vereine hinweg alle Positionen als Spieler eingenommen, bis auf die des Torhüters. Beim VfL Gerstetten musste er auf dieser Position aushelfen. „Das war das Highlight“, sagt Bartak und lacht.
In der Bezirksliga spielen alle Teams bis Platz sieben noch um die Meisterschaft mit, ist Bartak überzeugt. Als besondere Spieler nennt er Matthias Kolb (TSG Schnaitheim) oder Fabian Horsch (TSG Nattheim). Und Franz Fischer (ebenfalls Nattheim). „Den haben vielleicht die wenigsten auf dem Schirm. Franz steht nicht im Vordergrund und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Ein Spieler, wie ich selbst einer gewesen bin. Ein Arbeiter“, sagt Bartak.
Matthias Kolb kämpft mit der TSG Schnaitheim (Tabellenletzter) in der Bezirksliga um den Klassenerhalt. Nico Schuska ist ebenfalls in der Bezirksliga aktiv und kämpft mit Aufsteiger TV Steinheim ebenfalls um den Klassenerhalt. Wolfram Eitel hat seit längerer Zeit aus beruflichen Gründen keine Fußballmannschaft mehr trainiert – trotz regelmäßiger Anfragen, wie er sagt. Von Zeit zu Zeit helfe er in der D-Jugend seines Sohnes aus. „Es kribbelt ab und zu“, gesteht er.
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