20-Jähriger schreibt Geschichte

Torwart trifft in der Nachspielzeit: Wie Timon Bosch von SG Niederstotzingen / Rammingen zum Helden wurde

Was für eine Geschichte: Timon Bosch ist als Torhüter der SG Niederstotzingen/Rammingen fürs Toreverhindern zuständig. Beim TKSV Giengen traf der 20-Jährige aber zum 2:2 in der Nachspielzeit. Was das Besondere an dem Treffer war, was er dazu sagt und wie nüchtern Trainer Stefan Wannenwetsch das Tor bewertet:

Was Helden unter der Woche Mitte September so machen? Ausschlafen. Timon Bosch hat eine Woche Urlaub. Nicht wegen der sich überschlagenden Ereignisse am Sonntag zuvor. Nein, der Elektriker möchte den Spätsommer genießen, wie er sagt. Wobei, als „Helden“ würde sich Bosch selbst niemals bezeichnen. Der 20-Jährige ist ein zurückhaltender Typ, der Ruhe ausstrahlt. Und das auch auf dem Fußballplatz als Torhüter der SG Niederstotzingen / Rammingen, die in der Fußball-Kreisliga A 3 spielt. „Ich bin nicht so der laute Typ, gebe aber hinten die nötige Sicherheit und bin als Torwart auch fußballerisch ganz gut. Die Jungs können mich immer anspielen“, beschreibt sich Bosch.

Der Bissinger kam bereits in der Jugend zum TSV Niederstotzingen. Als A-Junior machte er bereits in der Saison 2022/23 die ersten Spiele für die neu gegründete SG Niederstotzingen / Rammingen, in der vergangenen Saison verpasste er nur ein Spiel, urlaubsbedingt. „Mit meinen Leistungen waren bisher alle zufrieden“, stellt er nüchtern fest. Auch am Ball ist Bosch stark – kein Wunder, bei einem Vorbild wie Manuel Neuer vom FC Bayern München. Bei der SG wird der Ball bei Abstößen nicht einfach nach vorne gedroschen. Nein, der Ball kommt zu Timon Bosch, der diesen dann entsprechend an seine Vorderleute verteilt.

Die Hauptaufgabe bleibt aber, die Tore zu verhindern. Und hier war Bosch im Spiel beim TKSV Giengen zweimal machtlos. Erst glichen die Gastgeber per Strafstoß zum 1:1 aus („den hätte man vielleicht auch halten können“, räumt Bosch ein). Beim 2:1 für Giengen wehrte Bosch den Ball nach einem Schuss zur Seite ab, beim folgenden Nachschuss musste er sich aber geschlagen geben. Nach fünf Spielen ohne Niederlage drohte der SG Niederstotzingen / Rammingen die erste Pleite der Saison. Aber: „Die Hoffnung, einen Lucky Punch zu schaffen, gibt es immer“, sagt der SG-Torwart.

Will seinen Treffer für die SG Niederstotzingen/Rammingen auch nicht überwerten: Torhüter Timon Bosch. Foto: SG Niederstotzingen/Rammingen

Und dieser sollte ausgerechnet ihm gelingen. In der Nachspielzeit, der Schiedsrichter hatte fünf Minuten angezeigt, bekamen die Gäste einen Freistoß zwischen Torauslinie und Strafraumkante zugesprochen. Dann hieß es von Coach Stefan Wannenwetsch: Alle Mann nach vorne. Alle? „Der Trainer meinte zu mir: Timon, du auch.“ Doch wie hoch waren die Erfolgsaussichten? Bosch sagt: „Ich war auch schon in anderen Spielen mit vorne.“

Doch dieses Mal sollte er Geschichte schreiben: Der Ball kam nach dem Freistoß direkt aufs Tor, wurde von einem Giengener Spieler mit dem Oberschenkel abgefälscht und landete direkt vor Timon Bosch. Dieser war vom Elfmeterpunkt Richtung Tor gelaufen und schob den Ball aus knapp drei Metern rein. „Fußballerisch war das nicht allzu schwer“, sagt der Torhüter, der dadurch zum Torschützen mutierte. Und auch sein Trainer, dessen Stoppuhr beim Treffer 93:30 Minuten anzeigte, stellt fest: „Es war nicht das schönste Tor.“

Ich habe überlegt, wohin ein möglicher Abpraller gehen könnte.

Timon Bosch, Torhüter der SG Niederstotzingen/Rammingen, vor seinem Tor

Doch jetzt kommt das große Aber: Timon Bosch hatte darauf spekuliert, dass der Ball da landen könnte, wo er letztlich auch gelandet ist. „Ich hatte den Freistoßschützen gefragt, ob er direkt aufs Tor schießt oder aber flankt. Er meinte, dass er schießt, und ich habe überlegt, wohin ein möglicher Abpraller gehen könnte“, erklärt Taktierer Bosch.

Nach dem Tor folgte der Blick zum Schiedsrichter (Zählt der Treffer?), dann waren auch schon seine Mitspieler bei ihm und bildeten eine Jubeltraube. „Es war ein cooles Erlebnis. Aber nicht unbedingt wegen des Tors, sondern weil wir einen Punkt geholt haben und unsere Ungeschlagen-Serie verlängert haben“, sagt Bosch.

Wenn ich mal wieder als Stürmer gebraucht werde, bin ich da.

Torhüter Timon Bosch kündigt scherzend weitere Treffer an.

Für ihn sei der Treffer etwas „nicht so“ Besonderes. „Es war ja kein Fallrückzieher oder so, sondern ein einfaches Tor“, sagt der Keeper, der auf die Frage, wie viele Tore er denn noch folgen lassen will, eine durchdachte Antwort parat hat: „Tatsächlich am liebsten keins mehr. Denn das würde ja heißen, dass wir hinten liegen.“ Doch da auch Sprüche zum Fußball dazugehören, haut Timon Bosch doch noch einen raus: „Wenn ich mal wieder als Stürmer gebraucht werde, bin ich da.“

Torwart Brian Günther traf 2022 für die TSG Schnaitheim

Tore von Torhütern sind eine Seltenheit. Im Landkreis Heidenheim traf Brian Günther, Keeper der TSG Schnaitheim, im Heimspiel gegen den VfL Gerstetten am 6. Mai 2022 zum 3:3-Endstand. In der fünften Minute der Nachspielzeit rannte Günther bei einer Schnaitheimer Ecke nach vorne und traf einen abgewehrten Ball perfekt. Dieser ging aus knapp zwölf Metern unter die Latte des Gerstetter Tors.

Die SG Niederstotzingen / Rammingen belegt nach sechs Spielen (jeweils drei Siege und drei Unentschieden) den dritten Tabellenplatz. Am Sonntag, 22. September, ist der SC Hermaringen zu Gast in Niederstotzingen (15 Uhr).

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