Vom Härtsfeld in die USA

Was Fußballerin Marina Oberschmid aus Dischingen in Texas erlebt

Marina Oberschmid hat sich einen Traum erfüllt: Die Dischingerin studiert am College in der Stadt Cisco in Texas. Und kann hier weiterhin ihrer Leidenschaft nachgehen – dem Fußballspielen. Was das mit Cowboystiefeln, Trucks und dem 1. FC Heidenheim zu tun hat:

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Für viele nur ein unerfüllter Traum, einmal in das riesige Amerika zu reisen. Für die Dischingerin Marina Oberschmid hat sich dieser Traum dank eines Sportstipendiums seit Mitte Juli 2023 erfüllt. Die leidenschaftliche Fußballerin weilt im Städtchen Cisco im Bundesstaat Texas, um dann nach insgesamt vier Jahren Studium als Bachelor im Bereich Sportmanagement/-Wissenschaft oder Medizin unterwegs zu sein.

Dass die Vollblutfußballerin, die beim FC Härtsfeld 03 das Fußballspielen erlernte, nebenbei auch noch ihr Hobby ausüben kann, begeistert die 23-Jährige natürlich zusätzlich. Doch wie sieht es denn mit College-Fußball in Amerika aus? Wo liegt der Unterschied zu Deutschland? Marina Oberschmid kommt beim Antworten regelrecht ins Schwärmen. „Hier wird ein großer Wert auf den Collegesport gelegt, wir haben spezielle Coaches, die Statistiken von jedem Spieler, wie Passgenauigkeit, Tore, Torvorlagen, Anzahl gewonnener/verlorener Zweikämpfe erstellen“, erzählt sie.

August 2019: Marina Oberschmid im Trikot des FC Härtsfeld. Markus Brandhuber

Und: Auch wenn Oberschmid knapp 8600 Kilometer Luftlinie entfernt von ihrer Heimat weilt, können ihre Freunde und Familie in Deutschland zuschauen, wenn sie Fußball spielt. „Durch den Livestream können meine Freunde und Familie mitfiebern und mich trotz der Entfernung Fußball spielen sehen. Danach eine Nachricht aus Deutschland zu bekommen, ist eines meiner schönsten Momente“, so Oberschmid, die noch keine konkreten Pläne nach ihrem Studium hat. „Sicher ist bisher nur, dass ich nach dem Studium definitiv nicht mit dem Fußballspielen aufhören werde“, dabei hofft die Mittelfeldspielerin, dass sie dann idealerweise in einem höherklassigen Verein in Deutschland unterkommen wird. Absolut dankbar ist Marina Oberschmid ihrem Heimatverein FC Härtsfeld 03, wo sie im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal gegen den Ball trat. „Hier weiß ich, dass ich immer willkommen sein werde.“

Jetzt spielt Marina Oberschmid am Cisco College Fußball. Foto: privat

Wie fühlt es sich eigentlich an, als junge Dame von dem „kleinen“ Härtsfeld in die großen USA zu ziehen? „Die Größe des Staates Texas ist unfassbar“, gerät Marina Oberschmid erneut ins Schwärmen. Überrascht hat sie dabei die Offenheit und Freundlichkeit. „Sobald man eine Person trifft, wird immer Smalltalk gehalten, auch ohne die Person zu kennen.“ Was Marina Oberschmid zudem überrascht hat, ist, dass die Texaner wirklich leben, wie in manchen Filmen beschrieben. „Hauptuniform sind Cowboystiefel, Cowboyhut und Cowboygürtel“, sagt Oberschmid und das wird tatsächlich überall, egal ob Schule, bei Football-Spielen oder zum Essen getragen.

Für die Dischingerin ist das ständige Hören von Countrysongs, welche in Texas überall gespielt werden, ein unbeschreiblich entspanntes Gefühl. An den Häusern ist ihr aufgefallen, dass überall die Amerikanische und die Texanische Flaggen zu sehen sind. „Was allerdings etwas einschüchternd ist, dass man in den Häusern keine zwei Meter läuft, ohne ein Gewehr oder eine Pistole zu sehen“, so Oberschmid, die auch das Fastfood-Essen und das fehlende Umweltbewusstsein der Texaner hierbei etwas kritisch sieht. „Selbst für 300 Meter zur Cafeteria wird hier der Truck genutzt“, scherzt Marina Oberschmid, die in sogenannten Dorms wohnt, welches eine große Wohngemeinschaft mit gemeinsamen Duschen und Toiletten ist.

Die meisten kennen Heidenheim tatsächlich durch den Fußball.

Marina Oberschmid über die Frage, ob man in Texas Heidenheim kennt

Wie wird Deutschland in Cisco eigentlich wahrgenommen? Kennt man in Texas vielleicht sogar Heidenheim? Die Spanne hierzu ist tatsächlich breit gefächert, sagt Marina Oberschmid. „Manche fragen, ob das ein Land ist oder wo genau das ist, da sie teilweise mehrere Städte in Deutschland kennen. Die meisten kennen Heidenheim tatsächlich durch den Fußball.“

Ab zum Essen: Marina Oberschmid vor einem Roadhouse. Foto: privat

Das Münchner Oktoberfest ist laut Oberschmid aber bei den meisten sehr geläufig; das ist auch sicherlich weltweit gesehen das Bekannteste an Deutschland. Wenn Marina Oberschmid über das Wetter in Texas spricht, merkt man, dass es tatsächlich verrückter ist, als es sich die Meisten vielleicht vorstellen. Fast so, wie das Aprilwetter in Deutschland. „Man weiß nie, was einen am nächsten Tag erwartet, da das Wetter in Minuten vom puren Sonnenschein bis hin zum Hagel wechseln kann.“ Von 43 Grad auf minus zehn Grad hat Marina Oberschmid in ihrer Wahlheimat schon alles erlebt. „Wenn es mal in seltenen Fällen regnet, dann gleich in Strömen“, so Oberschmid, die natürlich hofft, dass es ihr Studium nicht verhagelt.

Ab in die Wüste: Marina Oberschmid beim Ausflug. Foto: privat

Sie ist sehr glücklich in Texas zu leben und hofft aber trotzdem bei ihrem nächsten Deutschlandaufenthalt wieder auf deutsche Wurst und deutsches Brot, welche sie trotz der Liebe zu den texanischen Burgern zu 100 Prozent vermisst. Bereut hat sie bisher jedenfalls nicht, den Schritt über den großen Teich gewagt zu haben.

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