Zwar stehen Fußballtrainer in der Regel abseits des Platzes, sie können bisweilen aber durchaus im Mittelpunkt stehen. Und sie können wie jeder Spieler mit einer Karte, einer gelben oder einer roten, bestraft werden. In der Bundesliga geriet zuletzt Marco Rose in die Schlagzeilen. Der Coach von RB Leipzig wurde beim Spiel gegen Bayer Leverkusen mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen und musste auf die Tribüne.
Glattes Rot sah dagegen Giuseppe Donato von der SG Herbrechtingen/Bolheim (Kreisliga A3). Diese lag am 4. Spieltag beim SV Söhnstetten mit 1:3 zurück, ehe es in der Schlussphase hitzig wurde. Nach einem Zweikampf kam ein Söhnstetter Spieler zu Fall und blieb vor der Trainerbank der SG Herbrechtingen/Bolheim liegen – und somit in der Nähe der Seitenlinie. Da Donato nach eigener Aussage von einem Zeitspiel ausging, legte er Hand an: „Ich wollte dem Spieler, den ich sehr gut kenne, helfen und habe versucht, ihm zur Außenlinie zu ziehen“, erzählt der 45-Jährige. Ein Spiel kann nämlich erst dann weiterlaufen, wenn ein verletzter Spieler sich nicht mehr auf dem Platz befindet.
Ich war total überrascht und bin etwas fragend dagestanden.
Giuseppe Donato
Donatos Aktion zog aber eine Konsequenz nach sich. „Ich habe mich gerade wieder aufgerichtet, da habe ich die Rote Karte vom Schiedsrichter gesehen“, erzählt Donato. „Ich war total überrascht und bin etwas fragend dagestanden.“
Doch warum gab es den Feldverweis? Bernd Birkenmaier, Obmann der Schiedsrichtergruppe Heidenheim, verweist auf Regel 12 der Fußballregeln des Deutschen Fußballbunde: Fouls und sonstiges Fehlverhalten. Unter Punkt 3 werden Disziplinmaßnahmen behandelt. Darin heißt es: „Ein Spieler oder Teamoffizieller, der auf oder außerhalb des Spielfeldes ein verwarnungs- oder feldverweiswürdiges Vergehen begeht, wird entsprechend dem Vergehen bestraft.“ Trainer sind Teamoffizielle – und die Aktion des Trainers der SG Herbrechtingen/Bolheim wertete der Schiedsrichter als Foul, wenn nicht sogar als Tätlichkeit.
Über die kuriose Aktion hat sich der beteiligte Söhnstetter Spieler, Lars Schmidt, der Donato als gegnerischen Trainer schon oft in Aktion gesehen hat, nicht gewundert. „Man weiß ja, dass Pino (Donatos Spitzname) ein leidenschaftlicher Trainer ist“, sagt der 25-Jährige, der das 2:1 und 3:1 für den SV Söhnstetten erzielt hatte. „Als ich am Boden lag, habe ich gemerkt, dass jemand versucht, meine Beine zur Seite zu ziehen. Das ist schon typisch für Pino“, erzählt Schmidt, der betont: „Er hat mich ja nicht verletzt, für mich war das fast schon wieder witzig. Nach dem Spiel hat er sich gleich bei mir entschuldigt und wir konnten beide darüber lachen.“ Und der Söhnstetter Goalgetter (vier Tore in vier Spielen, dazu drei Vorlagen) hat auch ein Lob parat, und zwar für den Schiedsrichter: „Der war unfassbar gut und hat eine klare Linie gehabt.“
Giuseppe Donato wiederum hat sich nach der Partie auch beim Unparteiischen entschuldigt. „Ich habe ihm gesagt, dass ich Lars nichts Böses wollte. Das kam aus den Emotionen heraus. In Zukunft werde ich das ganz sicher nicht mehr machen.“
Sperre für Trainer Giuseppe Donato?
Nun kommt auf den Coach eine Sperre zu. Donato hofft auf ein mildes Urteil des Sportgerichts und darauf, dass er nur ein Spiel aussetzen muss. In diesem Fall dürfte er am nächsten Spieltag sich nicht in unmittelbarer Nähe seines Teams aufhalten. Es könnten aber auch zwei Spiele Sperre werden. Die Crux: Drei Spieler der SG Herbrechtingen/Bolheim haben in dieser Saison bereits eine Rote Karte gesehen, die SG ist Schlusslicht in der Fair-Play-Tabelle. Donato habe seine Mannschaft darauf hingewiesen, dass er Disziplin verlangt. Jetzt muss er selbst für seine Rote Karte eine Geldstrafe in die Mannschaftskasse entrichten. Die Höhe des Geldbetrages bestimmt bei der SG im Übrigen der Trainer (immer abhängig vom Kontext, wie es zur Roten Karte gekommen ist). Und jetzt muss Donato die Höhe der Geldstrafe für sich selbst festlegen. Wahrscheinlich werden es 50 Euro werden, lässt er durchblicken.
Trotz aller Emotionalität sei es seine erste Rote Karte als Trainer gewesen, sagt der 45-Jährige, der betont: „Da muss man sich auch selbst hinterfragen. So etwas schadet nicht nur mir selbst, sondern auch der Mannschaft und dem Verein.“
Lars Schmidt ist zurück bei seinem Heimatverein
Viele Jahre spielte Lars Schmidt beim SV Söhnstetten, ehe er den Sprung in die Bezirksliga zur TSG Schnaitheim wagte. Hier erzielte er in der Saison 2022/23 in 28 Spielen 17 Tore (zwei Vorlagen). In der Saison 2023/24, in der die TSG aus der Bezirksliga absteigen musste, waren es 7 Tore in 28 Spielen (eine Vorlage). Da der SV Söhnstetten nun in der gleichen Klasse (Kreisliga A3) spielt, kehrte Schmidt zu seinem Heimatverein zurück. Hier gelang dem Prozess- und Fertigungsplaner ein starkes Comeback mit bislang vier Toren in vier Einsätzen (drei Torvorlagen).