Fußball

Welche besondere Rolle Hüseyin Uzucar bei Türkspor Heidenheim hat

Er ist bekannt wie ein bunter Hund: Hüseyin Uzucar ist seit 29 Jahren bei Türkspor Heidenheim. Und noch immer kann der mittlerweile 50-Jährige ein ganzes Spiel auf dem Platz stehen. Was er dazu sagt, wie seine Mitspieler ihn einschätzen und welches Privileg er bei Schiedsrichtern genießt:

Am Kunstrasenplatz am Fischerweg in Schnaitheim, der sportlichen Heimat von Türkspor Heidenheim, fließt die Brenz entlang. Hüseyin Uzucar weiß das nur zu gut. Oft genug steigt der dreifache Familienvater, der im August 51 Jahre alt wird, eben in die Brenz. Um Fußbälle herauszuholen. Egal, ob im Sommer oder im Winter. Hüseyin Uzucar, von allen nur liebevoll „Dayi“ genannt (Onkel oder jemand, zu dem man aufschaut), ist eine Legende des Vereins Türkspor Heidenheim.

Eine Legende, die sich für nichts zu schade ist. Uzucar kümmert sich um die Trikots, ist als Masseur für die Spieler im Einsatz, schaut nach den Tornetzen, räumt auf nach Spielen auf oder ist Linienrichter. Oder aber, er spielt selbst. Noch immer steht Uzucar regelmäßig auf dem Platz in der Fußball-Kreisliga A3. Zuletzt hat er auch durchgespielt, war teilweise Kapitän.

Seit 1995 ist Hüseyin Uzucar Türkspor treu (er stammt aus Mersin an der türkischen Mittelmeerküste). Angefangen hat alles unter dem Dach des HSB als dritte Mannschaft. Gespielt wurde am Clichyplatz, später in Steinheim, ehe es an den Schnaitheimer Fischerweg ging. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Da Uzucar so gut war, zog ihn Holger Sanwald einmal in die erste Mannschaft des HSB (Verbandsliga) unter Trainer Max Fischer hoch. Nach nur wenigen Wochen kehrte Uzucar aber zur „Dritten“ zurück. Er habe sich nicht wohlgefühlt, sagt er.

Ich bin Türkspor aber immer treu geblieben. Das ist wie eine Familie für mich.

Hüseyin Uzucar

Beobachter sagen, dass Hüseyin Uzucar ein überragender Mittelfeldspieler gewesen sei. Auf der defensiven Sechserposition hat er sich zu Hause gefühlt. Mit Türkspor Heidenheim gelangen ihm mehrere Aufstiege, einige Jahre war er mit seinem Herzensverein in der Bezirksliga. Immer wieder habe er Angebote anderer Vereine erhalten. „Ich bin Türkspor aber immer treu geblieben. Das ist wie eine Familie für mich“, betont er.

Heute spielt er eher in der Abwehr – und hat sich nimmermüder Dauerläufer einen Namen gemacht. Wobei man Uzucar auch sonst kennt. Egal, wohin er kommt, die Menschen kennen das Gesicht von Türkspor Heidenheim. Natürlich auch in der Voith-Arena, wenn er Heimspiele des 1. FC Heidenheim besucht. „Dort sind viele Schiedsrichter, die mich kennen“, sagt er und erzählt eine Anekdote: Wenn Spieler auf dem Spielfeld aufgrund einer Verletzung behandelt werden, müssen sie anschließend erst das Spielfeld verlassen, um dann weitermachen zu dürfen. Nicht so Uzucar. „Weil ich älter bin, darf ich gleich weitermachen“, sagt er – und lächelt.

Ein ungleiches Paar: Knapp 24 Jahre Altersunterschied sind es zwischen Hüseyin Uzucar (vorne) und Mitspieler Hikmetcan Türkmen. Foto: Markus Brandhuber

Seine große Leidenschaft für Fußball konnte Hüseyin Uzucar allerdings nicht an seine drei Söhne weitergeben. „Ihr Papa ist verrückt nach Fußball, aber sie machen lieber etwas anderes“, sagt der Heidenheimer. Auch seine Frau sei nicht immer begeistert vom Fußball. „Sie hat Angst, dass ich mich verletzen könnte. Und sie sagt, dass viele meiner Mitspieler so alt wie meine Söhne sind.“

Die meisten in seinem Alter sitzen abends zu der Uhrzeit auf dem Sofa.

Mitspieler Sefa Baytemur über Hüseyin Uzucar

Tatsächlich hat er mit vielen Vätern seiner jetzigen Mitspieler zusammengespielt. Doch was sagen diese? „Ich bin froh, dass wir ihn in der Mannschaft haben“, betont zum Beispiel Selahattin Acar. Hüseyin Uzucar sei ein sehr sympathischer und lustiger Typ. „Manchmal ist er wie ein Freund für uns, manchmal wie ein älterer Bruder oder wie ein Vater“, so der 20-jährige. Ähnlich sieht es Sefa Baytemur, der über Uzucar sagt: „Mein Bruder hat mit ihm zusammengespielt. Jetzt habe ich diese Ehre. Er ist ein super Typ und immer dabei. Die meisten in seinem Alter sitzen abends zu der Uhrzeit auf dem Sofa.“

Alles im Blick: Hüseyin Uzucar. Foto: Markus Brandhuber

Auch eher ungewohnt: Uzucar macht alles mit dem Fahrrad. Damit geht’s von Heidenheim zu seiner Arbeitsstelle in Königsbronn. Auch hierbei gilt: egal ob es regnet oder schneit. In den vergangenen eineinhalb Jahren habe er 6.200 Kilometer abgespult. Er fühle sich fit und möchte, solange es geht, weitermachen. Dabei ist es nicht so, dass er von Verletzungen verschont, geblieben ist: Neunmal wurde er operiert, achtmal aufgrund von Sportverletzungen (zum Beispiel Kreuzbandrisse oder Sprunggelenksverletzungen).

Ob Türkspor Heidenheim erneut ein Aufstieg in die Bezirksliga gelingt? „Hoffentlich“, sagt, „Dayi“ – und lächelt. Ob er dann noch Spieler sein wird? Das wiederum könne er nicht beantworten. Eines weiß er aber ganz sicher. Er wird dann auf jeden Fall dabei sein, egal in welcher Funktion. Das sei klar, betont Mister Türkspor.

Letzter Spieltag in der Fußball-Kreisliga A3

Am Samstag, 1. Juni, wird der letzte Spieltag in der Kreisliga A3 ausgetragen (15.30 Uhr). Türkspor Heidenheim tritt beim SV Mergelstetten an. Womöglich wird Hüseyin Uzucar mal wieder die Kapitänsbinde tragen. Was ihm allerdings egal ist, wie er sagt.

Zudem spielen: SC Hermaringen – TKSV Giengen, FC Härtsfeld – AC Milan Heidenheim, SG Burgberg/Hohenmemmingen – SF Fleinheim, TSG Giengen – ASV Heidenheim, TSV Gussenstadt – SV Söhnstetten, SV Großkuchen – SG Herbrechtingen/Bolheim, SG Niederstotzingen/Rammingen – SG Königsbronn/Oberkochen

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