Fußball-Bezirksliga

Wie der FC Spraitbach und die Sportfreunde Fleinheim auf Rassismus bei einem Spiel reagierten

Während eines Spiels zwischen dem FC Spraitbach und den Sportfreunden Fleinheim hat ein Zuschauer einen Spraitbacher Spieler mit dem N-Wort diskriminiert. Die Reaktion beider Vereine ließ nicht lange auf sich warten:

Manchmal geraten Tore, Punkte oder Siege schnell in den Hintergrund. So wie beim Spiel zwischen dem FC Spraitbach (nördlich von Schwäbisch Gmünd) und den Sportfreunden Fleinheim am 1. Spieltag der Fußball-Bezirksliga. Kurz vor Schluss wurde auf Seiten der Gastgeber ein dunkelhäutiger Spieler eingewechselt, der kurz darauf mit einem Fleinheimer Spieler an einer Eckfahne um den Ball kämpfte.

Die folgende Rangelei löste der Schiedsrichter auf und gab beiden Spielern jeweils die Gelbe Karte, erinnert sich Kristof Mattyasovszky. „Auf Höhe der Mittellinie schrie dann ein Zuschauer rein und beleidigte unseren Spieler rassistisch“, so der Spraitbacher Trainer. Der Zuschauer, der dem Fleinheimer Lager zuzurechnen gewesen sei, soll das N-Wort benutzt haben, in der Form: „Stell doch den N…. vom Platz.“

Hier wurde eine Grenze überschritten. Das hat im Fußball nichts verloren.

Kristof Mattyasovszky, Trainer des FC Spraitbach

Mattyasovszky betont, dass er nicht alles „auf die Goldwaage“ lege. „Aber hier wurde eine Grenze überschritten. Das hat im Fußball nichts verloren“, betont der 38-Jährige. „Da wurde ich auch emotional und bin auf den Platz gerannt, weil ich mich so aufgeregt habe.“ Richtung Fleinheimer Trainerbank habe er gemeint, dass das geklärt werden sollte. „Ich habe gemerkt, dass das auch für die Fleinheimer Spieler und Trainer sehr unangenehm war.“ Der Schiedsrichter wiederum hatte die rassistische Beleidigung nicht mitbekommen, beim Spraitbacher Coach aber nachgefragt, was los gewesen sei und dies entsprechend in seinem Spielbericht vermerkt.

Mattyasovszky betont, dass es ein sehr faires Spiel gewesen sei. „Fleinheim ist eine Topmannschaft, nach dem Spiel saßen wir noch alle zusammen. Solch eine Aktion eines Zuschauers ist aber total dumm. Das schadet nur dem Ruf der Fleinheimer.“

Sportfreunde Fleinheim nehmen Stellung gegen Rassismus

Die Sportfreunde Fleinheim betonen wiederum: „Wir als Verein tolerieren ein solches Verhalten zu keinem Zeitpunkt. Schon während des Spiels haben sich die Spieler vorbildlich verhalten und sich bei dem Spieler des FC Spraitbach entschuldigt. Nach dem Spiel wandten sich die Trainer direkt an die Verantwortlichen des FC Spraitbach und entschuldigten sich ebenfalls für die Situation.“

Dabei blieb es aber nicht, wie die Sportfreunde Fleinheim erklären: „Ein Mitglied der Abteilungsleitung hat den Zuschauer unverzüglich nach dem Spiel aufgefordert, sich bei dem Spieler des FC Spraitbach zu entschuldigen. Aus eigenem Interesse des Zuschauers ist dieser der Aufforderung nachgekommen.“ Dies bestätigt auch der Spraitbacher Trainer, der sagt, dass sein Spieler ruhig reagiert habe.

Kristof Mattyasovszky fügt einerseits an, dass man da „nicht zu viel Kraft reinstecken“ solle. Andererseits betont der FC-Coach: „Ich bin nicht kleinkariert. Aber eigentlich lässt sich so etwas nicht entschuldigen.“ Auch deswegen habe er gegenüber dem Schiedsrichter erklärt: „Wenn du das melden musst, dann melde es.“ Und weiter: „Es waren ja ungefähr 100 Zuschauer da, die die Beleidigung mitbekommen haben.“

Rassismus im Fußball sei „sowieso ein aktuelles Thema“, so der 38-Jährige weiter. „Selbst in den untersten Ligen sind Erwachsene kein Vorbild. Damit es nicht zur Normalität wird, sollte es bei so etwas keine Toleranz geben. Ich weiß, dass manchmal die Emotionen überkochen. Aber Rassismus und Diskriminierung gehen nicht.

Aufgrund des Berichts des Schiedsrichters wird das Sportgericht eingeschaltet, erklärt Staffelleiter Robert Demurtas. Dies könnte, nach Erhalt der Stellungnahmen beider Vereine, ein Verfahren einleiten und auch eine (Geld-)Strafe verhängen. Auch Demurtas sagt, dass Rassismus im Fußball ein heikles Thema sei. „Jeder Fall ist ein Fall zu viel.“

Rassismus in der Bezirksliga Braunschweig

Kurz vor Ende der Partie des SC Hainberg gegen den SV Ellershausen kam es in der Bezirksliga Braunschweig am 18. August ebenfalls zu einem rassistischen Vorfall. Ein Zuschauer soll einen Spieler als „Halbaffe“ bezeichnet haben. Beide Teams reagierten im Anschluss mit klaren Statements gegen Rassismus.

Dies taten auch die SF Fleinheim im April 2022. Während des Spiels zwischen den SF Fleinheim und dem AC Milan Heidenheim am Ostermontag soll Milan-Keeper Aladji Ibrahim Tandjigora von einem Fleinheimer Spieler rassistisch beleidigt worden sein. Ältere Zuschauer sollen ebenfalls rassistische Beleidigungen geäußert haben. Die Sporfreunde Fleinheim sprachen sich „mit aller Entschiedenheit gegen Rassismus aus“, wie der Verein gegenüber der HZ betonte. Als Zeichen liefen die Sportfreunde bei den nächsten Spielen mit einem Banner gegen Rassismus ein, das sowohl von den Fleinheimer, als auch von den gegnerischen Spielern hochgehalten wurde und die Botschaft enthielt: „Fußballvereine gegen Rechts“; „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“. Die Sportfreunde Fleinheim begleiteten diese Aktion auch auf ihrem Instagram-Account mit dem Hashtag „Notoracism“.

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