100 Jahre FV Sontheim

Wie die Urgesteine Heinz Nuiding und Horst Stark den FV Sontheim erleben und beschreiben

Hans Stark ist sein knapp 70 Jahren beim FV Sontheim, Heinz Nuiding seit knapp 54. Was die beiden Urgesteine bei dem Verein, der nun sein 100-jähriges Bestehen feiert, erlebten, was Gerd Müller damit zu tun hatte und wieso die internationalen Begegnungen etwas ganz Besonderes waren und sind:

Die beiden „Jungs“ kennen sich aus. Heinz Nuiding und Hans Stark sind dem FV Sontheim seit Jahrzehnten verbunden. Zwischenzeitlich spielten sie gemeinsam in einer Mannschaft. Stark als Torwart, Nuiding als Linksaußen, der nicht alle Wege mit nach hinten machte, wie der heute 75-Jährige schmunzelnd einräumt. Ursprünglich stammt er aus Giengen, kam aber der Liebe wegen zu seiner Frau Gerda (eine geborene Hornung) nach Sontheim. „An dem Tag unserer Hochzeit hat der FV Sontheim in der Bahnhofswirtschaft den Aufstieg in die Bezirksliga gefeiert“, erinnert sich Nuding an 1968. 1970 hat er – die ganze Familie seiner Frau war und ist beim FV Sontheim – zum FVS gewechselt. Wegen des Familienfriedens, scherzt Nuiding.

„Für uns war es nicht schlecht, dass er gekommen ist. Er war ein Vollblutstürmer“, sagt Hans Stark über Nuiding. Stark selbst hatte es einem Schiedsrichter und Nachbarn zu verdanken, dass er zum Fußball durfte. „Meine Mutter war eigentlich dagegen. Sie hat aber unseren Nachbarn gefragt, ob sie mich gehen lassen soll. Und der hat geantwortet: Lass ihn gehen. Solange er das tut, tut er nichts anderes“, erinnert sich der 79-Jährige – und lacht. Als 18-Jähriger habe er wie ein Löwe um den Stammplatz im Tor gekämpft. Und spielte zehn Jahre bei den Aktiven.

War einst Torwart beim FV Sontheim: Hans Stark. Foto: Rudi Penk

Heinz Nuiding habe wiederum den Wechsel nach Sontheim nie bereut. Acht Jahre war er aktiv, immer in der Bezirksliga. Heute ist er bei Heimspielen der ersten Männermannschaft immer dabei. Tipps für den Trainer, eigentlich gang und gäbe auf Fußballplätzen, gebe es von ihm aber nie. „Es heißt ja so schön: früher war alles besser. Aber die Jungs heute sind um zwei Klassen besser, als wir es damals gewesen sind“, stellt er klar. Stark sieht es ähnlich. Er stellt aber auch fest: „Wir waren früher mehr Experten an ehemaligen Spielern. Leider wird der Haufen immer kleiner.“

Zwischenzeitlich siedelte Hans Stark nach Bächingen über und betrieb dort sieben Jahre lang das Gasthaus zum Hirsch. „Auf leichten Druck hin“ habe er sich auch breitschlagen lassen, für Bächingen zu spielen. Danach kehrte er aber zum FV Sontheim zurück, wo er von Ende der 1970er Jahre bis Mitte der 1980er Jahre fünf Jahre lang das Clubhaus betreute. Er habe die Heizung eingebaut und die Wände gestrichen, erinnert sich Stark, der heute neben dem Sportplatz wohnt. Donnerstags nach dem Training sei es im Clubhaus oft spät geworden. „Wenn ich um zwei, halb drei nach Hause gekommen bin, hieß es von meiner Frau: Du bist schon da?“, erzählt Stark – und lacht. „Der Verein lebt und ist gesund. Es ist schön, hier Mitglied zu sein“, betont er. „Das ganze Umfeld ist in einem hervorragenden Zustand, es macht Spaß bei jedem Heimspiel dabei zu sein.“

Stürmte einst für den FV Sontheim: Heinz Nuiding. Foto: Rudi Penk

Dem kann Heinz Nuiding nur beipflichten: „Das ist das Schöne und Gute an dem Verein: Eigentlich gab es nie ein Problem, dass die nächste Generation nachrückt. Die Posten konnten immer mit den Wunschkandidaten besetzt werden.“ Viele würden nach dem Ende der aktiven Fußballzeit weitermachen. Nuiding selbst war im Vereinsausschuss, sechs Jahre lang Schriftführer und Hauptkassierer bis zur Saison 1999/2000. Dann habe es einen Generationenwechsel gegeben. So habe da auch Erwin Flögel, seit 1974 Vorsitzender, aufgehört.

An eine besondere Begegnung als Kassierer erinnert sich Nuiding gerne. Zur 75-Jahr-Feier gab es 1999 ein Freundschaftsspiel gegen die Amateure des FC Bayern München, die damals von Gerd Müller (unter anderem Welt- und Europameister) betreut wurden. „Der kam mit seinem Opel Commodore vorgefahren. Und ich habe zu meinem Mitkassierer gesagt: Jetzt kommt der Gerd Müller, den kassiere ich ab. Müller hat das gehört und meinte: Das kannst du ja probieren“, erzählt Nuiding. „Der Müller war locker drauf und hat sich unter die Zuschauer gemischt.“ Auch die 50-Jahr-Feier sei eine besondere gewesen: Zu Gast war das deutsche Schlagerduo Cindy & Bert.

Waren durch den Fußball vereint: Der verstorbene Horst Benz (links) und Izumi Narukawa aus Yokkaichi (Japan). Hier ein Bild von August 2010. Foto: ed

Als absolute Höhepunkte bezeichnet Nuiding aber die internationalen Begegnungen zwischen dem FV Sontheim und Mannschaften aus Japan (Yokkaichi, in der Nähe von Nagoya), Brasilien (Palmeiras São Paulo), der damaligen Sowjetunion (Dynamo Kiew) oder aus den USA (Laguna Hills/Kalifornien). Diese Ära unter dem damaligen Leiter Horst Benz zeichnete sich ab den 1960er Jahren durch einen starken Ausbau des Jugendbereichs aus. Auch Hans Stark erinnert sich gerne daran, schließlich hat er Benz auch unterstützt. Untergebracht wurden die Mannschaften privat bei Sontheimer Familien. Noch immer hält der Kontakt, auch wenn er nicht mehr so intensiv ist. „Zu mir kamen ehemalige Spieler aus Japan zu Besuch. Und als ich beruflich mit meinem Sohn in Nagoya war, kam uns ein ehemaliger Spieler ins Hotel besuchen. Es war schön, dass wir uns wiedergesehen haben.“

Die Gründermannschaft des FV Sontheim von 1924 (von links): Matthäus Schweigardt, Georg Scherer, Karl Schweitzer, Leonhard Schauz, Albert Mühlberger, (unbekannt), Fritz Rösslein, Hans Schauz, Wilhelm Häfele, Georg Nusser, Hans Stahl und Engelbert Eberle. Foto: Archiv/FV Sontheim

Auch Nuiding bekam vor einiger Zeit Besuch aus Japan. Von einem Enkel seiner Gastfamilie, der auf Europatour war. „Das Tolle ist, dass die damals geknüpften Verbindungen bis heute ihre Spuren hinterlassen, haben“, sagt Heinz Nuiding. Zwei Sontheimer sind mit Brasilianerinnen verheiratet. Und der Sohn von Erwin Flögel ist mit einer Japanerin aus Yokkaichi verheiratet.

Jacqueline Thumm spielt Fußball in Sontheim und gehört zum Organisationsteam der 100-Jahr-Feier. Foto: Rudi Penk

Es sei immer schön, solche Erinnerungen an früher zu hören, sagt Jacqueline Thumm, die zur jüngeren Generation gehört, die beim FV Sontheim Verantwortung übernimmt. Die 26-Jährige, die zum Organisationsteam der 100-Jahr-Feier gehört, weiß, dass es Überlegungen gegeben hat, die alten Kontakte zum großen Jubiläum wieder aufzufrischen. „Das war schwierig und momentan nicht möglich“, so Thumm. Aber wer weiß, vielleicht wird ein neues Kapitel „FV Sontheim international“ aufgeschlagen. Wünsche darf man schließlich äußern. An Geburtstagen – und an Großen sowieso.

17. bis 19. Mai: Feier an drei Tagen beim FV Sontheim

Im Festzelt, das vor der Gemeindehalle in Sontheim aufgebaut wurde, finden bis zu 1.500 Besucher Platz. Am Freitag, 17. Mai, und Samstag, 18. Mai, rechnen die Veranstalter mit jeweils bis zu 500 Besuchern. Am Freitag geht’s ab 20 Uhr mit der „Partynacht“ los. Am Samstag steht die Rockband „Helter Skelter“ auf dem Programm (Einlass ab 19.30 Uhr).

Am Sonntag, 19. Mai, wird ab 9.30 Uhr ein Gottesdienst abgehalten. Ab 10.30 Uhr spielt der Musikverein Niederstotzingen. Nach dem „Vereinsnachmittag“ (ab 14 Uhr) ist der Musikverein Sontheim ab 16.30 Uhr an der Reihe. Zwischendurch gibt es auch einen Flashmob, bei dem alle Besucher mitmachen können. Und ab 21 Uhr kommt der Auftritt der „Illertaler“, die auch auf dem Sontheimer Oktoberfest regelmäßig zu Gast sind.

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