Pfeift mit 18 in DFB-Nachwuchsliga und Verbandsliga

Zwischen Abi, FCH und Studium: Wie Schiedsrichter Pirmin Fronmüller vom TSV Gussenstadt den nächsten Karriereschritt angeht

Langweilig wurde es dem Gerstetter Pirmin Fronmüller in diesem Sommer nicht: Der 18-Jährige schaffte nicht nur sein Abitur, sondern den Sprung als Schiedsrichter in die DFB-Nachwuchsliga. Vor dem Studienstart im Oktober leitete er jüngst ein Testspiel des 1. FC Heidenheim und ist auch in der Verbandsliga an der Pfeife aktiv. Wie er das alles unter einen Hut bekommt, welchen Schiri-ähnlichen Berufswunsch er hat und warum er nichts dagegen hat, sich anpöbeln zu lassen:

Nach Lloret de Mar oder an den Goldstand: Dorthin gingen auch in diesem Sommer viele Abschlussfahrten. Pirmin Fronmüller aus Gerstetten saß zwei Tage nach seinen mündlichen Abiturprüfungen ebenfalls schon frühmorgens im Bus. Das Ziel war aber nicht Spanien oder Bulgarien, sondern Geislingen. Von dort aus stieg er dann in den Zug und landete schließlich in Grünberg bei Frankfurt. „Da habe ich mir meinen TÜV für die neue Saison abgeholt“, sagt der 18-Jährige. In der Sportschule des hessischen Fußballverbandes stand für Fronmüller gemeinsam mit 51 weiteren Schiedsrichtertalenten aus ganz Deutschland der Lehrgang für die U-17-Nachwuchsliga auf dem Programm. Was bedeutete: schon wieder Prüfungen. Doch die liefen ähnlich gut wie sein mündliches Abitur. „Ich habe den Leistungstest und den Regeltest bestanden“, erzählt Fronmüller, der für den TSV Gussenstadt pfeift und auch die Fußballschuhe schnürt.

Seit dieser Saison pfeift Pirmin Fronmüller für den TSV Gussenstadt. Rudi Penk

So viel darf aber verraten werden: Ganz ohne Party verlief das Ende seiner Schulzeit nicht. „Gefeiert habe ich nach den schriftlichen Prüfungen“, sagt Fronmüller, der mit seinem Notenschnitt zufrieden ist. Vielleicht hätten die Noten sogar noch ein bisschen besser sein können. Wäre da nicht sein zeitraubendes Hobby, das ihn neben Lehrgängen bei WFV und DFB auch an den Wochenenden mit häufig auch zwei Spielen einiges an Zeit kostet. Zeit, die andere ins Lernen investieren konnten.  

Auch mit den Profis des 1. FC Heidenheim gab es keine Probleme

Den Lohn für den Verzicht auf die zweite Feierrunde und die vielen Wochenenden auf Achse gab es auf sportlicher Ebene. Beim Testspiel des 1. FC Heidenheim bei der TSG Schnaitheim sorgte Pirmin Fronmüller dafür, dass die Fußballregeln auch eingehalten werden. „Das war schon cool, vor 2500 Zuschauern als Erster mit Einlaufkind auf den Rasen zu laufen“, sagt der Abiturient, der zuvor bereits Erfahrungen mit dem Bundesligisten machen durfte. „Vor einem Jahr war ich beim Testspiel in Mergelstetten als Linienrichter dabei“, blickt er zurück. Zudem war das Schiedsrichtertalent beim Abschiedsspiel von Marc Schnatterer hautnah dabei – die erste Spielhälfte als vierter Offizieller, die zweite als Assistent mit der Fahne in der Hand.

Auch der Schiri hat seine Kabine: 18-Jährige wird in dieser Saison einige davon in der Verbandsliga neu kennenlernen. Rudi Penk

Beim 19:0 der Heidenheimer war er aber erstmals der erste Ansprechpartner auf dem Platz. Und obwohl er plötzlich Bundesligaspielern gegenüberstand, empfand er keine besondere Anspannung und zeigte eine souveräne Leistung. „Es ist gar nicht so verschieden, ich habe wie immer agiert und mit den Profis spricht man ganz normal“, so Fronmüller.

In der neuen Saison als Referee in der U-17-Nachwuchsliga und in der Verbandsliga

Und so ist es nun auch in der Liga. Die Funktion als Assistent hatte er in der Vorsaison in der U-17-Bundesliga bereits inne, jetzt ist er der Mann mit der Pfeife. Erstmals an diesem Wochenende in Augsburg, wo er sein Debüt in der neu geschaffenen DFB-Nachwuchsliga gibt. „Es geht ausgerechnet gegen den FCH, das ist schon ein bisschen kurios, aber ich freue mich“, erzählt er.

Ein Zuschauer kam zu mir und meinte: ‚ganz schlechte Leistung vom gesamten Gespann‘.

Pirmin Fronmüller über die regelmäßige Kritik.

Den nächsten Schritt macht er nicht nur bei den Junioren, sondern auch im Herrenbereich. Statt in der Landesliga zückt er fortan in der Verbandsliga die Karten. Am Dienstagabend leitete er im WFV-Pokal in Crailsheim sogar eine Partie mit Beteiligung eines Oberligisten. „Es ging in die Verlängerung, das ist auch für uns als Gespann eine Herausforderung, aber wir haben das gut hinbekommen“, sagt er zu der Partie zwischen dem TSV Crailsheim gegen dem SV Fellbach – die mit 1:3 endete. Wie so oft passten seine Pfiffe nicht allen Beteiligten rund um den Fußballplatz. „Ein Zuschauer kam zu mir und meinte: ‚ganz schlechte Leistung vom gesamten Gespann‘“, erzählt Fronmüller, „aber wir wissen das einzuordnen.“

Im Studium und in der Schiedsrichterei: Pirmin Fronmüller blickt mit großer Vorfreude auf die neuen Aufgaben. Rudi Penk

Nach seinen ersten Auftritten der Saison wird er sich aber seinen wohlverdienten Urlaub gönnen, es geht zum Surfen. Die nächsten Höhepunkte als Unparteiischer hat er aber bereits in Aussicht. „Ich wurde für das Derby 1860 gegen Bayern München angesetzt“, blickt er voraus.

Polizei und Schiedsrichter: eine reizvolle Kombination

Und auch abseits des Fußballplatzes folgt ein neues Kapitel: Im Oktober beginnt Fronmüller ein Studium im Fach Immobilienwirtschaft. Wie bei seiner Karriere als Schiedsrichter hat er aber für seine berufliche Zukunft weitere Pläne. „Ich will später noch zur Polizei“, verrät der Unparteiische. Sollte es so kommen, wäre er nicht der erste Schiedsrichter in Uniform: Auch der aktuelle Bundesliga-Referee Patrick Ittrich hat diesen Berufsweg eingeschlagen.

Beim Polizeiberuf gibt es so viele Ähnlichkeiten, wodurch das einen Reiz für viele Schiedsrichter hat.

Pirmin Fronmüller über die Eigenheiten seines Traumberufs.

„Beim Polizeiberuf gibt es viele Ähnlichkeiten, wodurch das einen Reiz für viele Schiedsrichter hat“, sagt Fronmüller und zählt auf: „Man hat mit Menschen und oft auch mit schwierigen Charakteren zu tun, mit denen man umgehen muss. Die Situationen muss man dann annehmen, die Probleme erkennen um trotzdem das Richtige durchzusetzen.“ Und obwohl man laut des 18-Jährigen in beiden Bereichen angepöbelt wird und der fehlende Respekt ein Thema ist, findet er Gefallen an der Doppelrolle. „Man kann schlichten, Probleme lösen und Regeln durchsetzen“, sagt Fronmüller. Und eine Uniform tragen? „Genau, das ist auch cool.“

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