Die Hoffnung auf Schnaitheimer Seite den letzten Strohhalm in Sachen Meisterschaftsrennen greifen und sich für die Hinspielniederlage zu revanchieren war groß. Am Ende mussten die Hausherren aber vor eigenem Publikum einsehen, dass der ungeschlagene Ligaprimus beim 31:38 eine Nummer zu groß war. Steinheim hat mit dem unerwartet deutlichen Sieg einen weiteren großen Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht, hat nun bei sieben noch ausstehenden Spielen sieben Punkte Vorsprung.
Prächtige Stimmung in der Ballspielhalle
Die Schnaitheimer Ballspielhalle und Derbys – das passt wie die Faust aufs Auge. Aufgrund des doch überschaubaren Zuschauerbereiches platzt die Halle schon bei annähernd 400 Zuschauern aus allen Nähten. Die Stimmung war am Samstag wieder grandios, mit DJ Wogge und Hallensprecher Simon Abele das obligatorische „Gute-Laune-Duo“ wieder am Start. Auch der Handballnachwuchs der TSG (Brenz Boys) hatte sich mit etlichen Trommeln und Fahnen eingedeckt.

Auf beiden Seiten mussten Ausfälle verkraftet werden. Während Schnaitheims Trainer Thomas Feil mit Elias Benz eine wichtige Abwehrstütze ersetzen musste, fehlten auf Steinheimer Seite Kevin Schendzielorz und Alexander Schrom. TV-Coach Klaus Nissle konnte aber kurzfristig Ali Kieser und Marius Ortlieb aktivieren, um mit vollem Kader in dieses wichtige Spiel gehen zu können.
Nervöser Start der Hausherren
Nervös agierten die Hausherren zu Beginn und gingen fahrig mit ihren Chancen um. Steinheim spielte schon vom ersten Angriff ab abgezockt und führte mit 5:1 nach knapp sechs Minuten. Schnaitheims Co-Trainer Daniel Köpf legte schon früh die grüne Karte zur Auszeit, um den Lauf der Gäste zu stoppen.
Offensive Abwehrreihen auf beiden Seiten sollten den Radius der Rückraumschützen eindämmen. Steinheim machte dies in den ersten 30 Minuten einfach cleverer und legte da schon den Grundstein zum Erfolg. „In der ersten Halbzeit haben wir eine gute Abwehr aufs Parkett gelegt, technische Fehler des Gegners provoziert“, sagte Klaus Nissle nach dem Spiel und tatsächlich war es nur Johannes Mühlberger auf Schnaitheimer Seite, der seine Mannschaft im Spiel hielt. Von seinen insgesamt zwölf Treffern machte er alleine neun in der ersten Halbzeit.
Nur Mühlberger hält dagegen
Anders die Gäste, die sich auf ihr Rückraumduo Alexander Herbrik und Maximilian Rau verlassen konnte. Beide trafen zehnmal ins Schwarze und waren von den Schnaitheimer Abwehrspielern nie in den Griff zu bekommen. „Steinheim hatte heute insgesamt drei gute Schützen und bei uns hat in der ersten Hälfte nur Jojo Mühlberger eine gute Leistung gezeigt“, so TSG-Coach Feil nach dem Spiel. Beim 13:18 zur Pause war aber trotzdem noch was drin für die ambitionierten Gastgeber.
Die Brenz Boys ließen weiterhin ihre Trommeln glühen und auch Hallensprecher Abele legte alles in seine Moderation, aber Steinheim ließ sich nicht vom Weg abbringen. Man hatte das Gefühl, dass Schnaitheim einfach nicht mehr zulegen konnte und wenn einmal ein kleiner Hoffnungsschimmer aufflammte, wurde dieser durch knallharte Rückraumtreffer des Gegners wieder gelöscht.
Das Derby blieb stets fair
So plätscherte das Spiel ohne richtige Spannung dahin. Positiv war dabei, dass es bei nur sechs Zeitstrafen stets fair blieb und auch obligatorische Derbyrudelbildungen – wie teilweise im Hinspiel noch zu sehen – blieben dieses Mal weitgehend aus. Das gut leitende junge Schiedsrichterduo Lukas Eckardt/Patrick Richardon war sicher auch nicht unglücklich, dass kaum Emotionen hochkochten. Nur am Ende, als Schnaitheims Jonas Kohler beim Gegenstoß mit Steinheims Torhüter Felix Bader kollidierte, wurde es kurz hektisch auf dem Spielfeld und auf den Wechselbänken. Aber auch hier blieb es am Ende bei kleineren Wortgefechten.
Alles in allem war es für die enttäuschten Heimfans ein unspektakuläres und recht einseitiges Derby mit einem verdienten Sieger. Steinheim jubelte über diesen in dieser Höhe nicht unbedingt erwarteten Erfolg und Torjäger Maximilian Rau lobte vor allem die Defensive. „Die Abwehr war der Schlüssel heute und aus dieser holen wir unser Selbstbewusstsein“, sagte Rau und ergänzte: „Wir haben heute einen wichtigen Schritt gemacht und die Ausgangslage in puncto Meisterschaft ist natürlich gut“.
Die Stimmen der Spieler und Trainer
Johannes Mühlberger, Spielmacher der TSG und mit zwölf Toren der treffsicherste Spieler auf dem Parkett, sah die Niederlage relativ nüchtern. „Mal hat man einen guten Tag und mal nicht. Steinheim hat verdient gewonnen und wir haben heute unseren Torhütern nicht die Hilfe gegeben, die wir hätten geben müssen. In puncto Vizemeisterschaft ist aber noch alles drin für uns.“

Thomas Feil war etwas emotionaler: „Ich bin heute sehr enttäuscht, weil wir nie ins Spiel gefunden haben. Wir haben nie ein Mittel gefunden, weil Steinheim effektiver im Angriff war“, sagt der Schnaitheimer Trainer und blickte nach vorn: „Die Meisterschaft war für uns schon vor dem Spiel kein Thema und wenn wir so weiter spielen, dann ist sogar der dritte Platz in Gefahr. Wir haben jetzt ein richtungsweisendes Spiel in Altenstadt, wo sich die Mannschaft wieder aufrichten kann.“

Klaus Nissle war natürlich überglücklich über den Erfolg in der Ballspielhalle. „Wir waren heute von Anfang an die cleverere, fittere und bessere Mannschaft. Wir haben die zwei Punkte und fertig“, so Steinheims Coach. Zu seinem Matchplan befragt, meinte er: „Wir haben heute Mühlberger, der einer der besten Spieler in der Liga ist, rausgenommen und das ist dann auch die halbe Miete.“ In Sachen Meisterschaft ist Nissle noch etwas zurückhaltend: „Es war heute ein wichtiger Schritt, wenn wir die nächsten beiden Spiele gewinnen, dann haben wir es meiner Meinung nach geschafft“.
Namen und Zahlen
TSG Schnaitheim – TV Steinheim 31:28 (13:18)
Schnaitheim: Stängle und Schmeißer im Tor; Montag (2), Benz (2), Aeugle, Mühlberger (12/2), Früholz (2), Huber (1), Braumann (3), P.Krafft (2), Hermann, Wagner (1), Kohler (5), L.Krafft (1)
Steinheim: Brosi und Bader im Tor; Herbrik (10), Ortlieb, Zeger (3), Mewitz (1), Pharion, Laible (2), Baur (7/5), Rau (10), Kieser, Hungerbühler, Fitzke (5)
Zeitstrafen: Schnaitheim 4 (Montag, Benz, Früholz Braumann) - Steinheim 2 (Rau und Hungerbühler)
Strafwürfe: Schnaitheim 2/2 verwandelt - Steinheim 5/5
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Lukas Eckardt und Patrick Richardon von der HSG Oberkochen/Königsbronn