Keine Witze mit Namen. Das lernt man zumindest während einer Ausbildung zum Redakteur. Doch was tun, wenn ein Termin mit der handballbegeisterten Familie Schmeißer ansteht? Sich einen Spruch verkneifen? Die Brüder Lennart und Lasse Schmeißer spielen zusammen mit ihrem Cousin Robin in der Bezirksliga-Mannschaft der TSG Schnaitheim. Carina Schmeißer, die Schwester von Robin und Cousine von Lasse und Lennart, läuft für die Schnaitheimer Landesliga-Handballerinnen auf.
„Lieber keine Namenswitze“, sagt Lennart Schmeißer nüchtern. Wobei der 23-Jährige selbst um humorvolle Erklärungen seines Namens nicht herumkommt. „Ich sage immer: Schmeißer – mit scharf S. Wie beim Schmeißen. Nicht, dass jemand den Namen mit Doppel-S schreibt“, erklärt Lennart Schmeißer. Eine Steilvorlage für Cousin Robin Schmeißer, der für Heiterkeit in der Runde sorgt: „Es ist ja auch ein toller Name, wenn man Handball spielt.“
In Vereinen ist es durchaus üblich, dass mehrere Spielerinnen und Spieler denselben Nachnamen tragen, auch bei der TSG Schnaitheim gibt es andere Beispiele dafür wie bei den Familien Benz oder Riehl. Carina, Robin, Lasse und Lennart Schmeißer gehören zur ersten Generation, die den Namen „Schmeißer“ etabliert hat. Bei Frank Schmeißer, dem Vater von Carina und Robin, hat es nicht mit der ersten Mannschaft geklappt. „Von ihm hängt aber in der Ballspielhalle ein Foto, als er bei der dritten Mannschaft gespielt hat“, erzählt Robin Schmeißer stolz.
Der 24-Jährige ist der Älteste in der Runde – und spielt als Einziger nicht auf dem Feld, sondern gilt als Torhüter als großer Rückhalt der Schnaitheimer Handballer. „Früher beim Fußball habe ich mich auch immer freiwillig fürs Tor gemeldet, ich hatte nie Angst davor.“
Seine Schwester kam übers Ballett zum Handball. Oder besser gesagt, weil Handball abends trainiert wird, konnte die 21-Jährige es besser mit der Schule vereinbaren. Die „Flügelflitzerin“, die ihre zweite Saison bei den Landesliga-Handballerinnen bestreitet, wünscht sich etwas mehr Unterstützung durch die erste Männermannschaft – ihren Cousin Lasse ausdrücklich ausgenommen.
Was ihr Bruder Robin und Cousin Lennart aber so nicht stehen lassen wollen. „Wir spielen samstags, die Frauen sonntags. Bei uns gilt der Tag als ‚Schorle-Sonntag‘, da treffen wir uns gerne in der Halle“, erklärt Robin Schmeißer. „Da Carina am Bodensee ihre Ausbildung (zur Physiotherapeutin) macht, waren ihr Freund und ich auch schon beim Auswärtsspiel in Argental dabei.“ Ähnlich sieht es Lennart Schmeißer, der sich scherzhaft aufregt: „Es ist eine dreiste Unterstellung, dass wir die Frauen nicht unterstützen. Es gibt ja auch manchmal Livestreams oder Liveticker von ihren Spielen.“
Bei uns gilt der Tag als „Schorle-Sonntag“.
Robin Schmeißer über die Heimspiele der Schnaitheimer Handballerinnen, die in der Regel sonntags ausgetragen werden.
Haben denn die beiden jüngeren Schmeißers von ihren jeweils älteren Brüdern profitiert? „Auf keinen Fall“, sagt Carina Schmeißer fast schon erbost. „Vor allem nicht im weiblichen Bereich.“ Für Lasse Schmeißer ist diese Frage nicht unbekannt. „Es gab immer mal Anspielungen und Aussagen, wie: ‚Wäre dein Bruder nicht in der ersten Mannschaft, würde sich keiner für dich interessieren.‘ Aber das ist mir egal, weil ich weiß, was ich kann“, sagt der 18-Jährige, der es einfach cool findet, dass so viele von seiner Familie Handball spielen und er auch Tipps von Bruder Lennart erhält. „Leider haben wir noch nicht so viele Spiele zusammen gemacht“, fügt Lasse Schmeißer, der bislang zwei Einsätze in der „Ersten“ hatte, an. „Ich hoffe, dass mehr Spiele dazukommen. Aber ich habe ja noch etwas Zeit“, so Lasse Schmeißer, dem dann doch ein kleiner Seitenhieb auf Cousin Robin und Bruder Lennart entgleitet: „Auf jeden Fall mehr Zeit als die“, sagt der Auszubildende zum Verwaltungsfachangestellten mit einem Fingerzeig auf Lennart und Robin Schmeißer trocken – und lacht.
Im Spiel selbst kommen sich die Brüder nicht in die Quere. Lasse ist Rechtshänder (Lieblingsposition ist halb links), Lennart Schmeißer wirft mit links – und kommt somit über die rechte Seite. Dabei ist er auch Rechtshänder, hat aber auf den Rat von Vater Steffen hin („es gibt nicht so viele Linkshänder“) ab der D-Jugend schon mit links geworfen. Ansonsten schreibt er zum Beispiel mit rechts.
Und alle vier sind nicht die größten Faschingsfans. Wobei Carina Schmeißer bei ihren Cousins angefragt hatte, ob es ein gemeinsames Kostüm geben soll. „Da hieß es nur: Nee“, sagt die 21-Jährige. „Nun haben wir doch ähnliche, es sieht wie abgestimmt aus.“ Lasse und Lennart Schmeißer hätten auf eine Verkleidung fast verzichtet. Aber: „Unsere Mama (Nicole Schmeißer) hat gesagt, dass man nicht unverkleidet zum Fasching gehen kann“, erzählt Lasse Schmeißer. „Und ohne sie wären wir gar nicht hier. Sie hat uns immer zu Spielen gefahren“, schiebt Lennart Schmeißer nach.
Etwas aus der Reihe tanzte Robin Schmeißer – so wie auch beim Handball als Torwart, der ein Trikot der Baseballmannschaft Cleveland Guardians aus dem Schrank zauberte. „Leider ist es kein Heideköpfe-Shirt. Da muss ich mir noch eins besorgen“, so der Einkäufer (Christian Maier GmbH), der von einem Austausch zwischen Handballern und Baseballern im vergangenen Jahr schwärmte. Schmeißer trifft Werfer – aber wir lassen das lieber mit Witzen.
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