Duell auf Augenhöhe

Im Vorfeld des Stadtderbys: Nils Huber von der TSG Schnaitheim und HSBler Markus Bosch auf der Kegelbahn

Vor dem großen Handball-Derby zwischen der TSG Schnaitheim und dem Heidenheimer SB am Samstag trauten sich Nils Huber und Markus Bosch auf die Kegelbahn und trugen das erste Duell der Woche aus.

Die Spannung ist groß. Am Samstag, 19.30 Uhr, steigt in der Schnaitheimer Ballsporthalle das Handballderby schlechthin in der Region: das Heidenheimer Stadtderby zwischen der TSG Schnaitheim und dem HSB. Doch bevor der Ball über den Hallenboden hinweg in die Maschen fliegt, rollt erst mal die Kugel. Nils Huber von der TSG und HSB-Kapitän Markus Bosch folgten der Einladung der Heidenheimer Zeitung und übten sich in einer anderen Sportart. Auf der Kegelbahn der Moldenberg-Gaststätte kam es daher schon zum ersten Aufeinandertreffen der sportlichen Rivalen vor dem Kracher am Samstag.

Im Falle von Huber und Bosch ist das Wort „Rivalen“ jedoch weit gefehlt: „Es ist nicht so wie früher, dass man aus Prinzip Feindschaften untereinander pflegt“, sagt Bosch. „Ich habe mich ehrlich gesagt heute gefreut, als der Bosche aus dem Auto ausgestiegen ist“, ergänzt Huber anschließend.

Vom Handball zum Kegelsport

Auch auf der Kegelbahn wird klar, dass die beiden sich hervorragend verstehen, jedoch wird auch hier versucht, die Konkurrenz auszustechen: vor dem Einwerfen wird klargemacht, dass der Verlierer dem triumphierenden Kegler nach dem bevorstehenden Derby ein Bier ausgeben muss – ein Vorschlag, dem beide Protagonisten äußerst frenetisch zustimmen. Auf der Kegelbahn sollen sich die beiden Handballer anschließend gegenseitig bewerten.

Der erste Wurf von Nils Huber wird vom HSB-Kapitän mit einer neun bewertet. Kein Wunder, schließlich trifft der 25-Jährige auch sieben Kegel rückwärts durch die Beine. Boschs Versuch ist ähnlich elegant, da er versucht, die Kugel anzudrehen. Kegel trifft er dabei aber nur einen. Für den Versuch gibt es vom TSG-Kreisläufer eine 8,9. Mit diesem taktischen Kniff ging das erste Duell in dieser Woche an die TSG Schnaitheim, auch wenn dieser Sieg seinen Preis hatte: Huber riss sich direkt beim ersten Wurf die Hose. „Auch ein dreckiger Sieg ist ein Sieg“, sagt Huber und lacht.

Auch ein dreckiger Sieg ist ein Sieg.

Nils Huber, Handballspieler der TSG Schnaitheim

Von seinem Gegenüber gibt es die würdige Anerkennung. „Einfach besser gewesen, aber Kegler werde ich auch nicht mehr“, sagt Bosch: „Mir ist der Griff zur Kugel jedoch angenehmer, als auf einem Pferd zu sitzen.“ Vor zwei Jahren war Bosch ebenfalls Teil eines HZ-Interviews im Vorfeld eines Derbys, damals wurde er beim Heidenheimer Reitverein mit einem wilden Ritt überrascht. Die Niederlage im Kegeln beeindruckt ihn jedoch weniger. „Mit Sicherheit gibt es dafür die Revanche am Samstag“, sagt Bosch. „Das werden wir natürlich verhindern“, ergänzt Huber.

Derbyfieber liegt in der Luft

Am Samstag ist es dann so weit: Das Stadtderby steigt. Bosch und Huber haben schon einige Derbys erlebt. „Von Skandalen, Pöbeleien und Flaschenwürfen damals, bis gemeinsam in einer Kneipe sitzen heute hat man da schon viel miterlebt“, sagt Bosch. Laut dem 31-jährigen Torwart überwiegen die positiven Erinnerungen aber deutlich. Vor allem in den jüngeren Jahren sei die Rivalität im Spiel zu merken, nach dem Spiel kommt es zwischen den Spielern und Fans kaum zu Zwischenfällen. „Klar, ein paar Querulanten gibt es immer, aber das ist überall so, vor allem bei Spielen mit so einer Historie“, sagt Huber.

Neun Punkte für einen Kunstwurf: faire Bewertung von Markus Bosch für Nils Huber. Foto: Markus Brandhuber

Die Vorbereitung ist bei den beiden Teams recht ähnlich. „Der Fokus auf das Spiel ist da. Wir wollen viel Feuer und hohe Intensität, auch schon im Training“, verrät Huber. Beim HSB handhabt man das gleich: „Die Einstellung wird hier das A und O sein“, so Bosch: „Man denkt schon an den Gegner, eher als bei anderen Spielen. Doch das Kribbeln im Bauch kommt erst am Spieltag, wenn man morgens aufsteht und weiß, dass es abends richtig zur Sache gehen wird.“

Huber sieht den Austragungsort in der Schnaitheimer Ballspielhalle als großen Vorteil für die TSG. „Wenn ich mich an die vergangenen Derbys zurückerinnere, war das der Wahnsinn, was unsere Fans da abgerissen haben. Diese Euphorie trägt uns da natürlich auch mit“, sagt er.

Ein wegweisendes Spiel zwischen der TSG Schnaitheim und dem HSB

Trotz der Derbybrisanz gewichten Bosch und Huber das Spiel am Samstagabend nicht sehr hoch: „Im Prinzip sind das zwei Punkte wie jede anderen zwei Punkte auch. Mich würde es gegen den Letzten genauso schmerzen zu verlieren wie gegen den Ersten. Genauso freut mich der Sieg gleichermaßen“, so Huber.

Knapp dahinter: Bosch hat im Kegeln das Nachsehen. Foto: Markus Brandhuber

„Zwei Punkte sind immer wichtig, das ist klar, aber gerade in dieser Saison, in der wir alle wussten, dass sie extrem schwer wird, ist jeder Sieg noch wichtiger“, sagt Bosch über seinen HSB: „Man kann es aber auch offen sagen: Die zwei Punkte gegen die TSG sind immer die schönsten.“

Nach dem kurzen Intermezzo auf der Kegelbahn sind sich beide einig, dass Handball ihre Nummer eins bleibt. „Handball war es und wird es immer sein“, sagt Huber. „Der Griff zur Kugel war eine gelungene Abwechslung. Dadurch, dass wir unsere Spiele in der Halle des Werkgymnasiums austragen, war ich ans Werfen ohne Harz zum Glück schon gewohnt“, so Bosch. Am Sonntag, 19.30 Uhr, steigt dann das Derby. Ob es danach zu Feierlichkeiten kommen wird und ob die Schulden vom Kegeln bezahlt werden können, bleibt eine Geschichte, die nur der Samstagabend erzählen kann.

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