Bei Turnieren wie der Handball-Europameisterschaft geht es um Titel und Medaillen. Doch auch kleine Träume können auf so einer internationalen Bühne in Erfüllung gehen. Wie für Nedim Hadzic, der mit Bosnien-Herzegowina an der EM teilnehmen durfte. Mittlerweile spielt der Linkshänder auch in der bosnischen ersten Liga Handball. Einst wurde er aber bei der TSG Söflingen in der B-Jugend ausgebildet – wo er Mitspieler von Lennart Schmeißer und Luca Hauser gewesen ist.
Schmeißer ist heute Leistungsträger bei den Handballern der TSG Schnaitheim – und arbeitet als Steueramtsleiter in Heidenheim. „So kann’s gehen. Luca und ich hatten wohl nicht das Talent und den Willen, den Weg von Nedim zu gehen. Er hatte beides. Wir hatten uns fürs Studium und Ausbildung entschieden. Ich bin nun Beamter“, sagt Schmeißer, ohne Bedauern, aber mit einer Portion Selbstironie.
In der B-Jugend hatte der heute 23-Jährige den Wechsel TSG Söflingen gewagt, um ein paar Klassen höher zu spielen (Württembergliga, zweithöchste Liga im Jugendbereich). Hier traf er auf Nedim Hadzic, der zu diesem Zeitpunkt seit einem halben Jahr in Deutschland war. „Nedim hatte damals schon gesagt, dass er Handballprofi wird“, erinnert sich Lennart Schmeißer. „Die Schule war für ihn nebensächlich. Die hat er lockerer genommen und ist lieber ins Fitnessstudio gegangen. Luca durfte ihm bei den Deutsch-Hausaufgaben helfen.“
Schmeißer betont aber auch: „Er hat es durchgezogen.“ Mit 16 sei Nedim überdurchschnittlich für sein Alter gewesen. „Damals war er mein kongenialer Partner auf der rechten Seite.“ Schmeißer spielte auf Rechtsaußen, Hadzic auf der halbrechten Position. Und Luca Hauser erinnert sich: „Manchmal haben wir es uns einfach gemacht. In kritischen Situationen haben wir den Ball einfach Nedim gegeben.“
Mit 17 Jahren wurde Nedim Hadzic bereits in die erste Männermannschaft der TSG Söflingen, die in der vierten Liga gespielt hat, hochgezogen. Kurios: Dem Vernehmen nach war die SHB zwischenzeitlich an einer Verpflichtung von Nedim Hadzic interessiert. Der Wechsel klappte aufgrund einer sehr hohen Ablösesumme im fünfstelligen Bereich allerdings nicht.
Letztlich zog Hadzic nach mehreren Stationen bei deutschen höherklassigen Vereinen nach Bosnien. Den Kontakt zu ihm haben Lennart Schmeißer und Luca Hauser aber immer gehalten. „Leider haben wir es nicht geschafft, Nedim bei einem Spiel live in der Halle zu sehen“, bedauert Schmeißer. „Wir hatten überlegt, zu einem Spiel nach Mannheim zu fahren. Aber der Aufwand wäre zu groß gewesen“, fügt Luca Hauser, der bei der SHB im linken Rückraum spielt und an der Wirtschaftsingenieurwesen an der DHBW studiert, an.
Und so schauten sie die Spiele zusammen im Fernsehen an. „Das ist etwas Besonderes und macht einen schon stolz, seinen Kumpel bei der EM zu sehen“, sagt Schmeißer und schiebt nach: „Dafür musste auch mal ein Training abgesagt werden. Der Trainer fand das nicht so gut. Aber man muss Prioritäten setzen.“
Entweder er hat geschrieben: Du hast recht. Oder aber es kam: Du Depp.
Lennart Schmeißer über Antworten des Nationalspielers Nedim Hadzic
Und die Kumpels schickten Nachrichten an Hadzic, eine Art individuellen Liveticker zu seinen Aktionen auf dem Spielfeld. Die Antworten von Hadzic fielen recht klar aus. „Entweder er hat geschrieben: Du hast recht. Oder aber es kam: Du Depp“, erzählt Schmeißer.
Bosnien-Herzegowina schied allerdings früh aus dem Turnier aus. Musste Hadzic getröstet werden? Schmeißer lacht bei dieser Frage. „Er musste eher beruhigt werden. Er hat sich darüber aufgeregt, dass er wenig Spielzeit bekommen hat. Sein direkter Konkurrent auf der Position spielt halt in Montpellier, einem Champions-League-Teilnehmer.“
Womöglich gibt es ein baldiges Wiedersehen mit Hadzic. Denn Lennart Schmeißer und Luca Hauser würden ihren Kumpel gerne in Bosnien besuchen und ihn dort spielen sehen. „Wir haben es uns vorgenommen. Hoffentlich klappt es“, sagt Schmeißer. Oder vielleicht gibt es doch ein Treffen in Deutschland? „Die Europameisterschaft war eine gute Plattform für Nedim, er konnte auf sich aufmerksam machen. Womöglich schafft er es in die Bundesliga. Das wäre cool.“
Drei Schmeißers bei der TSG Schnaitheim
Neben Lennart Schmeißer spielt inzwischen auch dessen jüngerer Bruder Lasse fürs Bezirksligateam der TSG Schnaitheim. Im Tor steht Cousin Robin Schmeißer. Lennart Schmeißer erzielt in der Regel viele Tore für die TSG, in der vergangenen Saison musste er aufgrund seines Studiums allerdings passen.
Am Samstag hat die TSG Schnaitheim in der Bezirksliga den Tabellenführer HSG Oberkochen/Königsbronn zu Gast (19.30 Uhr, Ballspielhalle). Landesligist SHB hat dagegen spielfrei.
Bei einem Jugendturnier trafen Schmeißer/Hauser mit der TSG Söflingen auf Regensburg um Nils Lichtlein. Dieser wiederum ist heute als deutscher Nationalspieler bei der EM dabei. „Er hatte uns richtig rundlaufen lassen“, sagt Schmeißer im Hinblick auf das bereits damals erkennbare Talent von Nils Lichtlein.
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