Es war ein wahrer Verabschiedungsmarathon. Vor dem letzten Heimspiel der Verbandsligasaison wurden bei der ersten Mannschaft des TV Steinheim neben den beiden langjährigen Trainern Arne Kühr und Sebastian Kieser auch die Spieler Lars-Kevin Eisele, Nick Weinandt, Benedikt Schmid, Lars Braun, Aaron Benz, Nils Huber, Steffen Stängle sowie Dennis Kaumann und Tobias Fitzke verabschiedet. Ein enormer Aderlass für das bis dahin ranghöchste Team im Landkreis Heidenheim, das die Saison auf Platz vier abschloss. Und eine Mammutaufgabe für die Verantwortlichen beim TV Steinheim.
Wie sollte es also am Albuch weitergehen? Anfang März zeigte sich Stefan Müller noch optimistisch. „Ich bin sicher, dass wir wieder eine vernünftige Verbandsligatruppe aufs Parkett stellen werden“, sagte der Abteilungsleiter gegenüber der Heidenheimer Zeitung. Keine leichte Ausgangslage. Schließlich wollen potenzielle Neuzugänge wissen, wer Trainer in der kommenden Saison wird. Und potenzielle Trainerkandidaten machen ihre Entscheidung von Spielern abhängig.
Die Rückkehr von Armin Bauer, der das Steinheimer Trikot zuletzt in der Saison 2021/22 getragen hatte, stand im Raum. Er sollte Trainer werden, dies bestätigten mehrere dem Verein nahestehende Menschen gegenüber der HZ. Bauer selbst wollte sich am Montag, 13. Mai, gegenüber der HZ nicht äußern. Abteilungsleiter Müller bestätigt lediglich, dass Bauer spielender Co-Trainer werden sollte. Allerdings bei einem Verbandsligateam. So eins kommt am Albuch jedoch nicht zustande.
Am Mittwoch, 15. Mai, war Meldeschluss für die Verbandsliga. Einen Tag zuvor habe man beim TV Steinheim allerdings entschieden, keine Mannschaft für die Verbandsliga zu melden. „Wir haben uns seit Januar darum bemüht, Spieler zu finden. Das hat aber nicht funktioniert“, bedauert Müller. Letztlich hätte der TV Steinheim, Stand jetzt, mit acht aktuellen Spielern der abgelaufenen Verbandsligasaison in die neue Spielzeit in der Verbandsliga starten können. „So wären wir nicht konkurrenzfähig gewesen. Das macht einfach keinen Sinn“, so der Abteilungsleiter.
Es sei allgemein sehr schwierig, Spieler zu finden. Für den TV Steinheim womöglich noch schwieriger, da die Gerstetter Georg-Fink-Halle – wo der TV Steinheim nach dem Brand in der Wentalhalle eine provisorische sportliche Heimat gefunden hat – als Handball-Standort nicht so attraktiv sei wie die Wentalhalle. Der Steinheimer Abteilungsleiter sagt aber auch, dass er nicht alles auf die Situation um die Halle schieben möchte. Bei jungen Menschen stünde Handball nicht mehr an erster Stelle, stellt Müller einen allgemeinen Trend fest.
TV Steinheim: 15 Spieler kontaktiert
Die Abteilungsleitung habe in den vergangenen Monaten Kontakt zu 15 Spielern aufgenommen. Dazu kommen sechs, sieben Trainerkandidaten. „Es ist nicht so, dass wir uns nicht bemüht hätten“, betont der Abteilungsleiter. Mit Armin Bauer als spielendem Co-Trainer (dieser habe in einer schwierigen Situation helfen wollen) hätte ein Verbandsligateam dennoch einen Cheftrainer gebraucht, wie Müller sagt. „Wir hätten es auch nicht hinbekommen, den Kader vollzumachen“, fügt er an.
Eine Woche vor Meldeschluss seien fünf der acht verbliebenden Spieler der Verbandsligamannschaft (Müller meint Eigengewächse) auf die Abteilungsleitung zugekommen und hätten diese darauf hingewiesen, dass sie einen Start in der Verbandsliga für nicht sinnvoll halten, erzählt Müller. Wichtig: Alle fünf seien bereit, beim TV Steinheim zu bleiben – und etwas Neues aufzubauen. Was somit heißt, in der zwei Klassen tieferen Bezirksliga zu starten (heißt ab der kommenden Saison Bezirksoberliga). Denn hier spielt die Steinheimer zweite Mannschaft. Die finale Entscheidung, für die Bezirksliga eine erste Mannschaft zu melden, sei am Dienstag, 14. Mai gefallen. Es soll aber auch eine zweite Mannschaft geben, die dann in der Kreisliga startet.
Einen Trainer gibt es für die neue erste Mannschaft bereits: Klaus Nissle, den man getrost als Vereinslegende bezeichnen kann, übernimmt ab der kommenden Saison. Nissle hatte schon die zweite Mannschaft trainiert, nachdem Gerd Mühlberger im Februar 2023 von seinem Amt zurückgetreten war. Und zwar bis zum Saisonende, auf ihn folgte Tim Baur. Dieser wiederum hatte sich dazu entschieden, dem Verein nur noch als Spieler zur Verfügung zu stehen. Daher sollte wieder Nissle die „Zweite“ betreuen. Nun wird er die „Erste“ trainieren. „Ich bin davon überzeugt, dass er das im Kreuz hat“, sagt Müller über die neue Ausgangslage für Nissle.
Handballer des TV Steinheim: Erst die Nummer eins, nun nur noch die Nummer drei im Landkreis Heidenheim
Der Schritt, kein Team für die Verbandsliga zu melden, habe wehgetan, räumt Müller ein. Schließlich waren die Steinheimer Handballer jahrelang die Nummer eins im Landkreis Heidenheim. Jetzt sind sie schlagartig nur noch die Nummer drei, zusammen mit der TSG Schnaitheim und dem HSB (spielen dann auch in derselben Liga); und hinter der SHB und der HSG Oberkochen/Königsbronn (beide in der Landesliga).
„Aber bevor wir acht Spieler in die Verbandsliga schicken und diese dann womöglich aufgrund vieler Niederlagen die Lust auf Handball verlieren, gehen wir lieber diesen Weg des Neuaufbaus“, so der Abteilungsleiter. Die Gefahr sei groß, dass der TV Steinheim nach einer schwierigen Saison in der Verbandsliga in die Landesliga absteigen müsste – schlechte Stimmung inklusive.
Wir haben definitiv nicht vor, in der Bezirksliga lange zu bleiben.
Stefan Müller, Abteilungsleiter beim TV Steinheim
In der Bezirksliga wird wiederum die Wahrnehmung eine andere sein, wenn Steinheim hier mit der ersten statt der zweiten Mannschaft spielt, dessen ist sich Müller bewusst. „Wir haben auch einen anderen Anspruch und haben definitiv nicht vor, in der Bezirksliga lange zu bleiben“, so der Abteilungsleiter, der allerdings nachschiebt: „Wir müssen aber auch schauen, wie sich die neue Mannschaft findet.“ Nichtsdestotrotz werden die Steinheimer sicherlich als Meisterschaftskandidat Nummer eins gehandelt. Sollten sie den Ansprüchen gerecht werden, würde ein Aufstieg in die Landesliga winken. Für die Albuch-Handballer sicherlich der bessere Weg.
undefinedundefinedDrei Spieler des ehemaligen Verbandsligateams müssen sich entscheiden
Fünf der acht verbliebenden Spieler des ehemaligen Verbandsligateams des TV Steinheim haben sich bereits für einen Verbleib entschieden, sagt Abteilungsleiter Stefan Müller. Die drei weiteren müssten die neue Entwicklung erst einmal „sacken lassen“, so Müller. Am Pfingstwochenende (18. bis 20. Mai) könnten weitere Entscheidungen fallen. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass alle drei eine Zusage geben.