Meisterschaft in Handball-Bezirksliga

Rosa Tutus, verpasster Malle-Flug und Konfettiregen: So kurios verlief die Saison der HSG Oberkochen/Königsbronn

Grund zum Feiern hatten die Handballer der HSG Oberkochen/Königsbronn in der abgelaufenen Bezirksliga häufig. Im dritten Teil unserer Serie „Ein Blick in die Kabine“ blicken Trainer und Spieler auf Höhepunkte, Kuriositäten und Besonderheiten in ihrer Aufstiegssaison zurück.

Klack, klack, klack. Dieses Geräusch gab es in der Kabine der HSG Oberkochen/Königsbronn quasi im Wochentakt – ob zu Hause oder auswärts. In der zurückliegenden Saison gewann der dominant auftretende Meister in der Bezirksliga 19 der 22 Partien und auf jede einzelne wurde mit einem Siegerbier angestoßen und gefeiert. Doch nicht nur die Feiern prägten die Saison beim Landesliga-Aufsteiger, in ihrer Meisterkabine in der Königsbronner Herwartsteinhalle blicken das Vater-Sohn-Trainerduo Joachim und Tim Hoga sowie die Leistungsträger Fabian Gnatzig, Lukas Eckardt und Julian Oltersdorf auf die Höhepunkte der erfolgreichen Spielzeit.

Der größte Moment der Saison der HSG Oberkochen/Königsbronn

Bei der Frage nach dem emotionalen Höhepunkt herrschte Einigkeit bei dem Quintett. „Das entscheidende Spiel in Wasseralfingen“, so Julian Oltersdorf. Die Einweihung der neuen Halle in Oberkochen sei bereits besonders gewesen, sagt Trainer Joachim Hoga. „Als die Fußballer draußen noch Bengalos herausgeholt haben, war das schon ein Gänsehautmoment“, sagt Hoga über seine Gefühlswelt, die in der Partie am drittletzten Spieltag bei Aufstiegskonkurrent SG Hofen/Hüttlingen II noch ein höheres Level erreichte. „Als wir eingelaufen sind, war es von der Lautstärke wie bei einem Heimspiel, wir hatten eine Riesenunterstützung“, fügt er an.

Irgendwoher kam dann ein Konfettiregen, wir wussten gar nicht mehr wohin mit unseren Emotionen.

HSG-Torhüter Fabian Gnatzig

Nach einem ausgeglichenen Spielverlauf setzte sich die HSG in der Schlussphase entscheidend ab. Die letzte Gewissheit brachte der Treffer zum 29:24 von Colin Schneider in der Schlussminute. „Als er den Gegenstoß gelaufen ist, war allen klar: Das ist es!“, sagte Eckardt über die vorzeitige Meisterschaft am drittletzten Spieltag. Was daraufhin folgte, war dann pure Euphorie. „Irgendwoher kam dann ein Konfettiregen, wir wussten gar nicht mehr wohin mit unseren Emotionen“, so Fabian Gnatzig.

Der Feiermarathon der Bezirksliga-Meisterschaft

Damit die HSGler beim Feiern nicht auf dem Trockenen sitzen blieben, ist eben Gnatzig für die Getränkeversorgung verantwortlich. „Ich habe eine schöne Excel-Tabelle gemacht“, erzählt der Torhüter und Bierwart der HSG, „vor jedem Spiel und Training gibt es eine Benachrichtigung an den, der die Kiste besorgen muss.“ Zwei wichtige Regeln gibt es: Bei Bierverlust ist es eine Strafkiste fällig. Bierverlust? „Wenn ein Tropfen verschüttet wird, so haben wir uns mit einem Großteil der Siegerbiere versorgt“, erklärt Gnatzig. Für die Abwechslung sorgt die zweite Regel, nach der stets eine andere Biersorte mitgebracht werden muss.

Ein gewohntes Ritual in der Kabine der Herwartsteinhalle in Königsbronn (von links): Julian Oltersdorf, Fabian Gnatzig, Lukas Eckardt, Tim und Joachim Hoga. Foto: Rudi Penk

Die ein oder andere Kiste wird bei der noch anstehenden Hüttenfeier mit allen am Aufstieg beteiligten Spieler und Verantwortlichen geleert werden, zudem gab es nach dem Saisonfinale die typische Reise nach Mallorca. So rund wie die Saison lief der Kurztrip aber nicht. „Ich hatte mich um den Check-in gekümmert, als wir am Flughafen waren, hatte ich aber immer noch keine Tickets zugeschickt bekommen“, blickt Kapitän Lukas Eckardt zurück. Am Ticketschalter folgte die Ernüchterung. „Wir sind acht Minuten zu spät, meinte der Airline-Mitarbeiter“, so Eckardt. Nach kurzer Besprechung folgte die Entscheidung: Es geht einen Tag später nach Malle. Das Programm sei dann etwas im Schnelldurchlauf durchgezogen worden, sagt Lukas Eckardt. „Der Spaß kam aber nicht zu kurz“, fügt Julian Oltersdorf an. Diesen Spaß verlängerte der Rechtsaußen und ein Teil der Feiergruppe und hängte spontan noch ein Tag dran.

Die Gründe für den Aufstieg in die Landesliga

Gründe für die überragende Saison gab es bei der HSG nicht nur einen, sondern gleich mehrere. „Es kamen mehrere Dinge zusammen“, sagt Tim Hoga. In der Vorbereitung habe er alle Spieler zusammen gehabt und während der Saison sei der Meister von größerem Verletzungspech verschont geblieben, erklärt der Trainer. „Wir haben fast immer mit dem gleichen Kern gespielt“, so Hoga, dem sein Kapitän beipflichtet. „Wir haben keinen Spieler, der komplett herausragt“, sagt Lukas Erhardt. Die Verantwortung verteilten die HSGler auf mehrere Schultern und trugen diese gemeinsam bis zum letzten Spieltag. „Das Kollektiv war und ist bei uns einfach unglaublich wichtig“, sagt Joachim Hoga.

Mit eintägiger Verspätung: Auf Mallorca feierte ein Teil der HSG-Mannschaft den Aufstieg in die Landesliga. Foto: HSG

Eine Besonderheit bietet die Zusammenstellung des Aufstiegskaders: Alle Spieler stammen aus Königsbronn oder Oberkochen. Fast wie bei den Fußballern des baskischen Profivereins Athletic Bilbao, der nur auf Spieler aus der Region einsetzt. „So könnte man das sagen: Athletic Oberkochen/Königsbronn“, sagt Erhardt und sorgt für ein lautes Lachen in der Kabine. Spielern, die außerhalb der Gemarkungsgrenze der Spielgemeinschaft stammen, würden die Türen ebenfalls offenstehen, hebt Joachim Hoga hervor. „Sie müssen eben zu uns passen“, sagt er.   

Das Kuriosum der Saison: Eigentore und rosa Tutus

Auf ein Tor des Jahres konnte sich das Quintett spontan nicht festlegen, bei den kuriosesten Gegentreffern bestand Einigkeit. „Uns ist das Kunststück gelungen, zwei Eigentore zu werfen“, sagt Tim Hoga mit einem Lächeln. „Das kommt im Handball eigentlich gar nicht vor.“ Im Auswärtsspiel beim HSB war Ersatztorhüter Peter Ehresmann fast unüberwindbar – aber nur fast. „Er hat kein Tor zugelassen, bis ein Mitspieler den Ball nach einem gehaltenen Siebenmeter rausschlagen wollte und dieser im eigenen Tor landete“, erinnert sich Hoga. Einige Wochen später passierte das Missgeschick erneut, weshalb Hoga zu einer disziplinarischen Maßnahme griff. „Wir haben eine Krisensitzung einberufen und eine neue Regel festgelegt“, erzählt der HSG-Trainer, „wem noch ein Eigentor unterläuft, der muss sich im rosa Tutu warmlaufen.“

Die Herausforderungen in der Landesliga

In der Vorausschau gibt sich der Aufsteiger optimistisch. Sein Team habe sich in dieser Saison keinen Druck gemacht und werde das auch nicht in der nächsten tun, sagt Tim Hoga, der eine höhere Qualität in der Landesliga erwartet. „Ob unser Niveau dann reicht, werden wir sehen“, sagt er, „aber ich bin zuversichtlich.“ Ändern wollen die HSGler an ihrer Herangehensweise nichts, die Mannschaft wird das gleiche Gesicht haben. Und auch wenn in der neuen Liga die Zahl der Siege vielleicht etwas niedriger sein dürfte, wird aus der Kabine ein bekanntes Geräusch weiterhin zu hören sein: klack, klack, klack.

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Der nächste Teil der Serie

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