Schotten dicht: So gehen die SHB-Handballerinnen in die neue Saison
Was war das für ein beeindruckender Durchmarsch. Die SHB-Handballerinnen gewannen in der vergangenen Saison alle ihre Spiele deutlich und stiegen souverän in die Verbandsliga auf. Hier geht es für das Trainergespann Philipp Gyaja/Sabine Schweda recht spät am Sonntag, 22. Oktober, mit einem Auswärtsspiel bei der HSG Stuttgarter Kickers/TuS Metzingen III los (15 Uhr/ Rembrandthalle).
Angelika Biller, die emsige „Mama“ der Kompanie und seit etlichen Jahren als Teammanagerin für das Wohl der Damen zuständig, hofft, dass die Mannschaft schnell gut ankommt in der Liga. „Wir wollen auf jeden Fall nicht hintenrum spielen, sondern nach der guten Vorbereitung am Ende im Mittelfeld landen“, so Biller. „Die Liga ist weitestgehend unbekannt, aber für die anderen Mannschaften sind wir auch unbekannt, deshalb werden die Karten in der Vorrunde jedes Mal neu gemischt“, ist sich Biller sicher, dass ihre Mannschaft über das Überraschungsmoment kommen kann.
Eine Faustregel im Handball
Womöglich mehr als in der Vorsaison wird es auf die Torhüterinnen ankommen. Im Handball sicher eine der wichtigsten Positionen. Nach einer Faustregel macht sie mindestens ein Drittel eines Handballspieles aus. Bei der SHB sieht man sich hier sehr gut aufgestellt. Mit Marielle Serwe-Hug, Anna Mäck, Romina Häckler und Sofia Kuch hat der Aufsteiger gleich sehr gute Torhüterinnen zur Verfügung. Doch wie kommt man eigentlich dazu, sich freiwillig ins Handballtor zu stehen?
Sabine Schweda, Torwarttrainerin und Co-Trainerin bei der SHB ist von Beginn ihrer damaligen Karriere im Tor gestanden. „Als Kind war ich mit meiner Schwester schon bei den großen Mädels mit im Training beim TV Brenz“, so die 56-Jährige, die auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kann.
Bis zur Jugend-Nationalspielerin hatte es Schweda geschafft und war zweimal württembergische Jugendmeisterin. Als Trainerin feierte sie mit der C-Jugend die Landesligameisterschaft sowie mit der A-Jugend den württembergischen Meistertitel. Sie bezeichnet sich selbst als ehrgeizig, konsequent, aber auch zu impulsiv manchmal. Zumindest kann sie sehr gut motivieren und hat mittlerweile seit einigen Jahren die Verantwortung für die Torhüterinnen bei der SHB.
Doch wie ticken die vier Torhüterinnen, welche sich in der neuen Saison um zwei Plätze streiten müssen, oder abwechseln? Hier gibt es noch keine klare Zuordnung. Ein Luxusproblem, was das Trainerteam Gyaja/Schweda vor der neuen Saison hat. Mit Anna Mäck und Marielle Serwe-Hug sind zumindest zwei mit kleinem Nachwuchs zu Hause am Start, beide haben auch Ehemänner, die selber Handball spielen. Da ist es eine große Herausforderung Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bekommen.
Marielle Serwe-Hug: Arbeit in der zentralen Notaufnahme
Da auch beide Torfrauen Berufe mit Schichtdienst haben, ist es nochmal schwerer den Handballsport mit einer gewissen Ernsthaftigkeit zu betreiben. „Hier hat meine Stationsleitung großes Verständnis für Training und spielbezogene Dienstplanwünsche“, so Marielle Serwe-Hug die in Heidenheim als Krankenschwester in der zentralen Notaufnahme arbeitet.
Ähnlich sieht es auch bei Anna Sadowski aus. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin in einer sozialpsychiatrischen Einrichtung. „Meiner Leitung und meinen Kollegen ist es sehr wichtig, dass ich mein Hobby ausübe“, zeigt sich Mäck dankbar für die Flexibilität im Bezug auf Beruf und Hobby. Anna Mäck spielt schon seit ihrer Jugend bei der SHB und steht schon immer zwischen den Pfosten. Marielle Serwe-Hug hatte mit elf Jahren bei der TSG Schnaitheim mit dem Handball zunächst auf dem Feld angefangen. „Erst aufgrund eines Torhütermangels fand ich dann ab der B-Jugend meinen Platz zwischen den Pfosten“, war Serwe-Hug eher eine Späteinsteigerin auf der Torhüterposition.
Rituale haben beide vor den Spielen. Während bei Serwe-Hug immer die gleiche Playlist zu den Spielen im Auto läuft und Nudeln auf dem Speiseplan stehen, ist es bei Anna immer der gleiche Platz in der Kabine. „Es muss auch immer dieselbe Spielerin neben mir sitzen“, sagt sie. Zudem feiern die Schuhe von Mäck mittlerweile ihren 18. Geburtstag. „Sie sind Baujahr 2005 und so sehen sie auch aus“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Bei den beiden anderen Torfrauen waren es auch zunächst andere Vereine, wo sie das Handball spielen erlernen durften. Sofia Kuch begann in Schnaitheim mit elf Jahren zwischen den Pfosten und Romina Häckler war zunächst im zarten Alter von fünf Jahren in Giengen in der Schwagehalle aktiv und auch sie begann zunächst im Feld. „Ich glaube ab der D- oder C-Jugend bin ich dann ins Tor gestellt worden“, sagt sie – und ist über diese Entscheidung heute sehr froh.
Romina Häckler: Gänsehaut garantiert
Beide haben auch hier diverse Erfolge in der Vergangenheit vorzuweisen. Während Sofia Kuch schon zweimal Bezirkspokalsiegerin war, hat Romina Häckler neben einer Bezirksmeisterschaft den Aufstieg letzte Saison in die Verbandsliga als größten Erfolg angegeben. „Ich schaue mir fast täglich noch Videos und Bilder unserer Meisterfeier an. Gänsehaut ist da immer garantiert.“
Und gibt’s Rituale vor Spielen? „Es gibt immer Spaghetti Bolognese und danach einen Mittagsschlaf“, sagt Kuch. Etwas spektakulärer ist das Ritual bei Häckler: „Hört sich gesponnen an, aber ich gehe vor jedem Spiel duschen und packe meine Sachen gefühlt 100 Jahre vorher.“
Auf diese Weise möchte jede Torfrau und auch jede Feldspielerin zum gemeinsamen Ziel beitragen: In der neuen Liga möglichst schnell anzukommen und den Klassenerhalt möglichst schnell zu sichern.