Jedes Jahr werden im Winter die Kaderplanungen in den Vereinen angegangen. Auch Angelika Biller machte sich nach dem Rückzug von Leistungsträgerin Ines Rühle Gedanken, wer die Mannschaft für das zweite Jahr Verbandsligazugehörigkeit verstärken könnte. Mit einer gehörigen Portion Überzeugungskraft konnte die Teammanagerin der SHB-Damen den doch recht dünnen Kader in der Breite erheblich verstärken.
Wer sind die Neuen?
Eine wichtige Voraussetzung neben der spielerischen Verstärkung ist, dass die Zugänge auch charakterlich ins Team passen? Und hier ist Biller fündig geworden. Doch wer sind die neuen Spielerinnen bei den Verbandsligadamen? Und wer ist der neue Co-Trainer an der Seite von Trainer Philipp Gyaja?
Bei Sabrina Krempien beispielsweise gaben vor allem private Gründe den Ausschlag, zur SHB zu wechseln. „Ich kenne die SHB ja schon seit vielen Jahren aus der Jugend, meine private und berufliche Situation war der Anlass, mal bei einem Probetraining bei der SHB teilzunehmen", so Krempien, für die nach diesem Training feststand, von der HSG Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf zur SHB zu wechseln.
Die Rechtshänderin, die vornehmlich eher ungewöhnlich auf rechts Außen eingesetzt wird, macht im Moment ihr Referendariat an einer Realschule und verbringt ihre Freizeit neben dem Handball mit ihrem Partner und ihrem Hund in der freien Natur. Die 28-Jährige die in Geislingen an der Steige geboren wurde, ist vor den Spielen immer noch nervös.
„Das muss für mich dazu gehören, sonst würde ich mir Gedanken machen, ob der Sport noch das Richtige für mich ist", sagt Krempien, die in ihrem Spiel Situationen bevorzugt, in denen es weh tun könnte. „Ohne blaue Flecken wäre das Spiel ja langweilig", meint die Spielerin, die in ihrer mittlerweile 19-jährigen Karriere aber auch schon einige Verletzungen hatte. Mit dem Erreichen der Württembergliga in der A-Jugend und Aufstiegen in die Landesliga und Verbandsliga bei den Aktiven feierte Krempien ihre größten Erfolge. Ihrer neuen Mannschaft traut sie einiges zu. „Wir können definitiv mit dieser Mannschaft oben mitspielen, aber der Spaß muss immer im Vordergrund stehen".
Das Küken im Team
Das Küken im Team kommt aus der Jugend der TSG Schnaitheim und heißt Marie Brachert. Nach Einschätzung von SHB-Trainer Philipp Gyaja ist sie ein riesengroßes Talent, welches er irgendwann vielleicht sogar in der 3. Liga sieht. Marie Brachert spielt vornehmlich im linken Rückraum und begann mit dem Handball im zarten Alter von vier Jahren bei der TSG Giengen. „Früher war es immer so, dass ich das machen wollte, was mein Bruder gemacht hat, deshalb bin ich einfach mitgegangen", so Brachert, die dann nach der Corona-Zwangspause in der B-Jugend zur TSG Schnaitheim wechselte.
In der A-Jugend hatte sie aufgrund ihrer spielerischen Stärke auch ein Zweitspielrecht für die Württembergliga-Mannschaft der SG Ulm/Wiblingen. Die Schülerin, die nächste Woche 18 Jahre alt wird und die 2026 das Abitur anpeilt, hat ein bestimmtes Ritual vor den Spielen. „Meine Mutter flechtet mir vor jedem Spiel meine zwei Zöpfe, hier dürfen meine grünen Haargummis nicht fehlen", erzählt Brachert, die sich als sehr ehrgeizig beschreibt. „Ich kann insgesamt sehr schlecht verlieren, egal, um was es geht".
Eher unglücklich begann die Geschichte von Laura Lier bei der SHB. Die 29-jährige Rückraumspielerin wechselte von der HSG Langenau/Elchingen zur SHB und hat sich im Vorbereitungsspiel gegen ihre alten Mitspielerinnen das Kreuzband gerissen. Mittlerweile ist Laura Lier operiert, wird aber der Mannschaft sehr lange fehlen.
Mit neun Jahren hat die gebürtige Waiblingerin das Handball spielen begonnen. „Meinem Heimatverein bin ich trotz auswärtigem Studium und zwischenzeitlichen Wohnort Ulm bis 2018 treu geblieben", berichtet Lier, die dann zur HSG Langenau/Elchingen wechselte. Sie ist im Streifendienst bei der Polizei tätig und muss Beruf und Hobby immer irgendwie in Einklang bringen. „Da ich im Schichtdienst arbeite, fehle ich zwangsläufig öfter als andere im Training und muss mir für die Spiele am Wochenende oftmals Urlaub nehmen", sagt Lier.
Und sie ist gut ausgelastet: „Außer Handball und Arbeiten bin ich momentan mit der Kernsanierung unseres alten Bauernhofes beschäftigt, das ist seit drei Jahren mein einziges Hobby nebenbei", sagt Lier, die mit ihrer Mannschaft, wenn sie wieder fit ist, auch klare Ziele hat. „Meine Ziele sind, mich gut einzubringen und die Mannschaft bestmöglich zu unterstützen. Und klar, wenn möglich oben mitzuspielen".
Verstärkung auch auf der Trainerbank
Wie Laura Lier kommt auch der neue Co-Trainer Mathias Kicherer aus Waiblingen. Allerdings hat er bei seinem Heimatverein TV Bittenfeld gespielt und nach seinem Umzug 1999 nach Ulm als Aktiver bei Post Tele Ulm und Burlafingen. Der Inhaber der Trainer C-Lizenz trainierte verschiedene Jugendmannschaften sowei Männer- und Frauenteams. Zuletzt betreute Kicherer zwei Jahre die Frauen des SC Vöhringen und konnte einen Aufstieg in die Landesliga feiern.
Wie kam das Engagement denn bei der SHB zustande? „Philipp Gyaja hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, mit ihm die Frauen zu trainieren. Da musste nicht lange überlegen und habe ja gesagt", erinnert sich Kicherer der vor ein paar Jahren zusammen mit dem SHB-Coach die Frauen der SG Ulm/Wiblingen trainiert hatte. Der Fachkrankenpleger für Intensivmedizin und Anästhesie im Außendienst hat drei Kinder und geht privat gerne auf Konzerte und Festivals. „Ich reise sehr gerne und das am liebsten mit meinem Camper", so Kicherer der im Leben klare Vorbilder hat. „Für mich sind alle Leute Vorbilder, die aufstehen, auf die Straße gehen, um gegen Rechts zu demonstrieren". Mit der SHB will auch Kicherer eine Menge erreichen. „Ich möchte immer das Maximum erreichen, sprich um den Aufstieg mitspielen. Für mich gibt es kein "mal schauen".
Nach dem tollen Saisonstart geht es für die SHB (4:0 Punkte) nun am Samstag gegen den Tabellenzweiten VFL Pfullingen (6:2). Gegen den letztjährigen Vizemeister hat das Team noch eine Rechnung offen. Nachdem man das Hinspiel aufgrund von Spielermangel absagen musste, setzte es zu Hause eine 28:32-Niederlage. Den momentanen Rückenwind will die Spielgemeinschaft aber in der Bolheimer Buchfeldhalle am Samstag mitnehmen, um die kleine Siegesserie auszubauen.