Handball-Verbandsliga

So intensiv und humorvoll läuft die Trainersuche bei der SG Herbrechtingen / Bolheim ab

Was für eine Mammutaufgabe! Die Handballerinnen der SHB brauchen ab der kommenden Saison einen neuen Trainer oder eine neue Trainerin. Der scheidende Coach, Philipp Gyaja, erklärt, warum es zur Trennung kommt und Teammanagerin Angelika Biller gewährt einen Blick in den Findungsprozess:

Humor gehört selbst in schwierigen sportlichen Phasen dazu. Die Frage, ob er sich angesichts der zuletzt ernüchternden Ergebnisse mit den Handballerinnen der SG Herbrechtingen/Bolheim (vier Niederlagen in fünf Spielen) in den Fasching geflüchtet hat, konterte Philipp Gyaja schlagfertig: „Nein, da muss schon sehr viel passieren, dass ich mich in den Fasching stürze.“

Der SHB-Trainer weiß natürlich, dass die Ergebnisse nicht ins Bild von den in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten Handballerinnen aus Herbrechtingen und Bolheim passen. Angesichts der zuletzt vielen Ausfälle, ob durch Krankheiten oder Verletzungen, sagt Gyaja aber auch: „Das wirkt sich am Ende auch auf die Ergebnisse aus.“

Vor Pfullingen war ich positiv gestimmt, dass es nach der Saison weitergeht.

SHB-Trainer Philipp Gyaja

Die Ergebniskrise begann Ende Januar, beim VfL Pfullingen setzte es für die SHB die höchste Saisonniederlage. Das Spiel ist wichtig, weil Gyaja sagt: „Vor Pfullingen war ich positiv gestimmt, dass es nach der Saison weitergeht.“ Sowohl die Mannschaft als auch der Coach hatten signalisiert, auch in der kommenden Spielzeit zusammenarbeiten zu wollen. In Pfullingen gab’s aber einen negativen Aha-Effekt. Zwar trat die SHB erneut mit einem Rumpfteam an, wie es der Trainer formuliert. Gyaja sagt aber angesichts der 26:39-Pleite auch: „Ab der 10. Minute haben wir uns komplett unserem Schicksal ergeben.“

Bei diesem Spiel sei einiges in seinem Kopf hochgekommen, er sei ins Grübeln gekommen, ob nicht ein frischer Wind der Mannschaft guttäte und die Konkurrenzsituation anheizen könnte. Die Niederlage in Pfullingen wurde zum Anlass genommen, um erneut über die Zukunft zu sprechen, so Gyaja. Fazit: Am Saisonende werden die SHB und der Meistertrainer, der das Team in die Verbandsliga geführt hatte, getrennte Wege gehen.

SHB-Trainer Philipp Gyaja. Foto: SHB

Angesichts des teilweise dünnen Kaders – teilweise musste mit nur wenigen Feldspielerinnen trainiert werden – sieht es Philipp Gyaja durchaus positiv, dass die SHB Tabellenvierter ist. Der Mannschaft macht er keinen Vorwurf, sie könne nichts dafür, dass der SHB „das Verletzungspech an der Backe klebt“. Die Spielerinnen dagegen hätten sich dazu entschieden, auch in der kommenden Saison weiter zusammenzuspielen. „Sie wollen vielleicht einfach etwas anderes haben“, sagt Gyaja im Hinblick auf einen neuen Trainer.

Und er selbst? „Ich liebäugle mit einem Jahr Pause“, so der Vater zweier Töchter. „Ich bin viel unterwegs, vielleicht tut das ganz gut.“ Gyaja lebt mit seiner Familie in Ulm, arbeitet aber in Giengen und fährt zu den Trainingseinheiten entweder nach Herbrechtingen oder Bolheim.  Gibt es denn Anfragen? „Das schon, aber in einem überschaubaren Rahmen. Manches wird überschätzt“, sagt er. Es sei nicht so, dass sein Handy „explodiere“. Theoretisch könnte er sowohl Männer als auch Frauen trainieren, was er in der Vergangenheit bereits getan hat (Gyaja war auch schon Coach bei den Handballern des TV Brenz). Zur SHB wurde Philipp Gyaja von Teammanagerin Angelika Biller gelotst. „Angelika hat ein gutes Händchen. Ich frage mich, woher sie wusste, dass ich frei war“, so Gyaja.

Angelika Biller sucht einen neuen Trainer für die SHB

Diese beantwortet das wie folgt: Der Sohn einer Cousine hatte unter Gyaja in Brenz gespielt – und gab Biller die Handynummer. „Philipp war damals ein Glücksgriff“, sagt die Teammanagerin, die seit knapp acht Jahren die Geschicke der SHB-Handballerinnen lenkt. Auch dieses Mal ist sie wieder auf Trainersuche. „Es ist schon eine Mammutaufgabe“, sagt die Bissingerin. Normalerweise beginne man damit im November/Dezember. „Jetzt sind wir spät dran, viele Trainer sind für die nächste Saison bereits vergeben“, sagt Biller.

Über Kontakte und dank eines eigenen Netzwerks – zum Beispiel hilft auch Sandro Jooß, ehemaliger Trainer der SHB-Handballer, auch die Spielerinnen selbst geben Tipps – hat Angelika Biller bereits mit zwölf bis 15 Trainern (es sind auch Trainerinnen dabei) Kontakt gehabt. Manchmal falle die Entscheidung sofort, andere Kandidaten erbeten sich etwas Zeit zum Überlegen, schildert Biller. Ein wichtiges Kriterium: die Fahrtstrecke. Biller hat Kandidaten nicht nur im Landkreis Heidenheim ausgemacht, sondern auch in weiterer Umgebung von Laupheim und Bad Urach, bis nach Augsburg. „Das könnte ein Problem sein, weil wir erst abends um 20.30 Uhr trainieren. Es wird also spät, bevor es wieder nach Hause geht.“

Teammanagerin Angelika Biller mit Thomas Auer und Mathias Fleischer. Foto: SHB

Angelika Biller geht auch das mit Humor an: Einem Trainerkandidaten, den sie über Sandro Jooß kontaktiert und mit dem sie ein sehr gutes Gespräch geführt hatte, habe sie angeboten, dass er – falls es mal Schnee oder Glatteis gebe und eine Heimfahrt nicht mehr möglich sein sollte – doch einfach bei Jooß übernachten könne. Schließlich muss man manchmal auch einen unorthodoxen Weg einschlagen.

Ich kenne die Mädels von klein auf und weiß, wie sie ticken. Manche habe ich selbst noch in der D-Jugend trainiert.

SHB-Teammanagerin Angelika Biller

Ernst wird es aber bei den sportlichen Zielen: Gerne würde die SHB auch in Zukunft in der Verbandsliga oben mitspielen. Eine Herausforderung, was auch Angelika Biller bewusst ist. Es gebe Trainerkandidaten, denen dieser Anspruch dann doch zu groß ist. „Das ist dann natürlich auch okay“, sagt Biller.

Letztlich müsse der neue Trainer auch menschlich zur Mannschaft passen. „Ich kenne die Mädels von klein auf und weiß, wie sie ticken. Manche habe ich selbst noch in der D-Jugend trainiert“, erinnert sich Angelika Biller an ihre Zeit als Trainerin. Sie ist guter Dinge, demnächst einen Trainer für die kommende Saison präsentieren zu können. Vielleicht gelingt auch dank Humor ja wieder ein Glücksgriff...

SHB muss noch vier Spiele absolvieren

Für die SHB steht in der Verbandsliga der Endspurt an. Vier Spiele hat die Mannschaft von Trainer Philipp Gyaja noch vor sich. Das nächste bestreitet die SHB am Samstag, 22. März bei der HSG Winizingen/Wißgoldingen/Donzdorf (17.30 Uhr).

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