In der Handball-Bezirksoberliga steht der letzte Spieltag an. Aus Heidenheimer Sicht ist es ein ganz besonderer: In der Sporthalle des Werkgymnasiums treffen der Heidenheimer Sportbund und die TSG Schnaitheim zum Stadtderby aufeinander (18 Uhr). Es ist das vorerst letzte, da die Gäste als Vizemeister in die Landesliga aufsteigen. Die HSBler bleiben in der Bezirksoberliga.
Es ist wohl nicht nur ein Spiel. Was macht für euch die Faszination Stadtderby aus?
Konstantin Rendle: Die Halle ist komplett voll. Wir spielen ja jetzt in der Halle des Werkgymnasiums. Aber in der Karl-Rau-Halle wird für das Spiel sogar die Hintertor-Tribüne geöffnet. Nicht einmal in der Landes- oder Verbandsliga haben die Mannschaften so viele Zuschauer wie wir beim Stadtderby.
Jonas Kohler: Es ist unglaublich, vor so vielen Menschen zu spielen. Bei uns zum Beispiel machen die Fußballer und die Brenz Boys krasse Stimmung, mit Fahnen und Bannern.
Der Puls schlägt schneller?
Rendle: Ja. Als junger Spieler ist man ziemlich nervös, vor so vielen Menschen Handball zu spielen. Aber auch jetzt bin ich angespannter, noch konzentrierter als vor einem normalen Spiel. Und man pusht sich auch gegenseitig mehr.

Und wie ist der Kontakt vor dem Spiel zur Gegenseite?
Rendle: Vorher werden Witze gemacht, gegenseitige Sticheleien vor dem Derby gehören schon dazu.
Kohler: Man gibt sich einen Spruch, zum Beispiel, ob der andere schon nervös ist. Oder gut trainiert hat. Einfach, um sich gegenseitig darauf hinzuweisen, dass das Spiel jetzt kommt.
Rendle: Oder man fragt, wer bei den anderen alles fehlt. (beide lachen)
Euch verbindet sogar eine gute Freundschaft…
Rendle: (schaut zu Jonas Kohler rüber) Ich glaube, er hat mich am Anfang nicht so gemocht. (lacht)
Kohler: Früher haben sich Heidenheimer und Schnaitheimer Handballer nicht so wirklich angeguckt. Heute ist es deutlich besser.
Seit wann seid ihr richtig gut befreundet?
Rendle: Vom Handball kannten wir uns ein bisschen, während Corona haben wir relativ viel zusammen gemacht. Man durfte sich ja zu zweit treffen. Wir haben auf der Dachterrasse gesessen, Champions League geschaut und ein Bierchen getrunken. Irgendwann haben wir zusammen gezockt. Meistens Fifa.
Im Hinspiel habe ich wegen ihm eine Rote Karte bekommen.
Konstantin Rendle über Jonas Kohler
Auf dem Platz geht’s aber anders zur Sache. Spielt ihr da direkt gegeneinander?
Rendle: Eher nicht, ich spiele Rückraum Mitte.
Kohler: Und ich Linksaußen. Außer, ich decke die eins, wie man beim Handball sagt. Also vorgezogen vor der Abwehr. Da wäre er mein Gegenspieler. Das passiert aber sehr selten. Und wenn, dann nur kurz.
Rendle: Im Hinspiel habe ich wegen ihm eine Rote Karte bekommen. (lacht)
Jetzt wird’s interessant. Wie kam es dazu?
Rendle: Sagen wir es mal so: Vielleicht habe ich ihm einen leichten Stoß gegeben. Und er ist unglücklich gefallen. (schmunzelt) Er ist an mir vorbeigerannt und ich bin nicht ganz hinterhergekommen.
Weil er so schnell ist?
Rendle: Er ist jünger. (lacht) Ich habe die dritte Zwei-Minuten-Zeitstrafe bekommen und war damit disqualifiziert. Deswegen war für mich ein bisschen früher Schluss.

Wie hast du die Szene gesehen, Jonas?
Kohler: Ich habe es während des Spiels eigentlich gar nicht so richtig wahrgenommen und habe nicht gesehen, dass es Konsti war. Weil er von der Seite kam. Erst, als ich danach ausgewechselt wurde, haben es mir meine Mitspieler erzählt, dass er Rot bekommen hat. Das Spiel war aber eigentlich schon entschieden.
Im Hinspiel gab es einen klaren Schnaitheimer 33:25-Sieg. Wie sind die Gefühlslagen nach einem Sieg oder einer Niederlage?
Kohler: Das Gefühl, ob nach einer Niederlage oder einem Sieg, hält einfach länger an als bei einem normalen Spiel. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass von uns einer nach einer Derbyniederlage noch groß in die Stadt gegangen ist. Bei einem Sieg zieht man aber erst recht los. Und wenn man sich vorher gegenseitig Sprüche geschickt hat, ist es umso besser, wenn man gewonnen hat. (lacht)

Werdet ihr auch mal zusammen in einer Mannschaft spielen?
Rendle: Ich bleibe beim HSB, da kriegt man mich nicht so leicht weg. (lacht)
Hat Jonas mal versucht, dich abzuwerben?
Rendle: Er hat mir schon mal geschrieben. Aber ich glaube, er weiß, was dann los wäre. Dann gibt’s wahrscheinlich doch Ärger. (lacht)
Gespielt wird in der Sporthalle des Werkgymnasiums, wo Harzverbot herrscht. Der HSB hat sich mittlerweile daran gewöhnt, da er dort auch trainiert. Ein Vorteil für die Gastgeber?
Kohler: Auf jeden Fall. In unserer spielfreien Zeit haben wir auch angefangen, ohne Harz zu trainieren. Es ist schon eine größere Umstellung.
Rendle: Ich sehe das auch als einen kleinen Vorteil an. Aber wir haben in einigen Heimspielen auch gemerkt, dass sich unsere Gegner im Laufe des Spiels schnell daran gewöhnt haben, ohne Harz zu spielen, und es dann eher ausgeglichen war.
Konstantin Rendle spielt mit Bruder Sebastian zusammen
Konstantin Rendle hat mit vier Jahren mit dem Handball angefangen, zu dem er über seinen Vater, seinen Onkel sowie seinen Bruder Sebastian (mit dem er jetzt zusammenspielt) gekommen ist. Der 27-Jährige, der bei der Firma Hauff in der Arbeitsvorbereitung und Disposition arbeitet, sagt beim HSB die Spielzüge an. „Der Stratege“, scherzt Jonas Kohler über seinen Kumpel.
Jonas Kohler ist Steinheimer. Zuerst hatte er Fußball gespielt, ehe er ab der C-Jugend, über seinen Vater Markus Kohler, der beim TV Steinheim Handballtorwart gewesen ist, zum Handball beim TVS kam. Beide tragen den Spitznamen „Kohle“. Als B-Jugendlicher half Jonas Kohler in der A-Jugend aus, die aus einer Spielgemeinschaft Steinheim/Schnaitheim bestand. In der A-Jugend wechselte der 24-Jährige, der an der DHBW BWL (Schwerpunkt Industrie) studiert, zur TSG Schnaitheim.