Ohne ihn läuft nichts. Oder niemand. Und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinn. Spaso Ugrcic ist der Mann mit den magischen Händen. Als solcher ist er zum Beispiel in der Bundesliga im Einsatz. Auch beim jüngsten Heimspiel des 1. FC Heidenheim gegen den VfL Wolfsburg. Der 43-Jährige war für das Schiedsrichtergespann um um Haupt-Schiri Timo Gerlach verantwortlich. Als Physiotherapeut. Knapp eineinhalb Stunden vor Spielbeginn nimmt Ugrcic die Schiedsrichter in Empfang. Dann heißt es: Beine massieren und vorbereiten aufs Spiel. „Schiedsrichter laufen enorm viel“, weiß der Heidenheimer.
Einen Tag später war er wieder im Einsatz. Allerdings in einer anderen Sportart. Seit knapp zehn Jahren unterstützt Ugrcic als Physiotherapeut die Handballer des TV Steinheim. Zu ihnen kam er über die Familie Wittlinger. „Ich bin hängengeblieben“, sagt er – und lacht. Denn eigentlich ist Spaso Ugrcic Fußballer. So wie es sein Vater gewesen ist. Spaso Ugrcic kickte beim HSB, dem TV Steinheim, wieder beim HSB und beim SV Mergelstetten.
Dennoch ist der Handballeinfluss groß in seiner Familie. Cousin Momir Rnić gewann mit Jugoslawien 1984 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille. „Da war ich vier“, erinnert sich Spaso Ugrcic an den historischen Moment. Ein weiterer folgte: 1986 durfte sich sein Cousin mit der jugoslawischen Nationalmannschaft über den Gewinn der Weltmeisterschaft freuen. Ugrcic wollte deswegen zwar nie Handballer werden, dennoch hat ihn diese Sportart seit jeher fasziniert.
Und so wurde ein ganzes Wochenende der Europameisterschaft, die aktuell in Deutschland ausgetragen wird, gewidmet: Sechs Spiele an drei Tagen. Mit der eigenen Familie sowie mit seiner Schwester, deren Mann und seinen Nichten ging es nach München. „Handball ist geil, das macht einfach mega Spaß“, sagt Spaso Ugrcic. „Da wird nicht gepfiffen oder geflucht und geschimpft. Im Gegenteil, Handballfans liegen sich eher in den Armen“, sagt er aus eigener Erfahrung. Begeistert sei er vor allem von den "handballverrückten" Isländern gewesen. „Da waren bestimmt 3.000 Isländer in der Halle. Also gefühlt die ganze Insel“, scherzt Ugrcic.
Das beachtliche Programm: Island gegen Serbien, Ungarn gegen Montenegro (1. Tag); Tschechien gegen Portugal, Dänemark gegen Griechenland (2. Tag) und Serbien gegen Ungarn, Island gegen Montenegro (3. Tag). „Nach dem ersten Tag hatte ich schon keine Stimme mehr“, sagt Spaso Ugrcic, nicht mit Bedauern, sondern voller Freude.
Sein Vater kam zwar aus Kroatien, war aber Serbe. Und so feuerte die Familie begeistert das serbische Nationalteam an. Mit großen Flaggen, aber auch mit Gesichtsbemalung. Spaso Ugrcic hatte sich die Nationalflagge Serbiens auf die Wangen malen lassen. Und so war er bereit für seinen Auftritt im Fernsehen. Oder besser gesagt, für seine Auftritte.
Da die Handball-EM im Ausland über mehrere Kanäle verfügbar ist, kamen bereits während des ersten Spiels, Island gegen Serbien, Nachrichten von Freunden: „Da hieß es: Guck mal, du bist im Fernsehen“, erzählt Ugrcic mit einem Schmunzeln. Noch während der Nationalhymne schwenkten Kameras ins Publikum – und fingen den gebürtigen Heidenheimer ein, wie er voller Inbrunst mitsang. Letztlich schafften es Spaso Ugrcic und seine Familie zweimal ins Fernsehen, die Anzahl der Rückmeldungen aus dem Familien- und Freundeskreis war aber um ein Vielfaches höher.
An diesen Handball-Marathon wird sich der „TV-Star“ für immer erinnern. Schließlich läuft ohne ihn nichts. Auch im Fernsehen nicht.