Handball-Landesliga

Warum der irre Sieg der HSG Oberkochen/Königsbronn in Biberach in die Geschichte eingeht

Was war das denn bitte? Bis kurz vor Schluss lagen die Handballer der HSG Oberkochen/Königsbronn in Biberach hinten. Dann begann eine verrückte Phase, in der ausgerechnet Geburtstagskind Jakob Hug die Gäste in Führung brachte. Was Trainer Tim Hoga zum geschichtsträchtigen Spiel sagt und wie er die Chancen im Aufstiegsrennen einordnet:

Was für eine Zitterpartie, was für ein Kraftakt: Die Landesliga-Handballer der HSG Oberkochen/Königsbronn zeigten bei der TG Biberach über Strecken eine schwache und fehlerhafte Vorstellung und taten sich lange Zeit schwer. Erst in den letzten Minuten drehten die Gäste um den an diesem Tag besten HSG-Spieler, Jakob Hug, die Partie und gingen mit 32:29 als Gewinner vom Feld.

Zähe Anfangsphase mit vielen Fehlern

Zunächst sah es allerdings überhaupt nicht nach einem Auswärtssieg für das Team des Trainerduos Tim und Joachim Hoga aus. Die HSG tat sich im Angriff schwer und leistete sich einige technische Fehler sowie schlechte Abschlüsse. Im Tor konnten sich die Gäste aber wieder einmal auf einen starken Fabian Gnatzig verlassen, der mit einigen Paraden glänzte.

Nach unserem Sieg gegen Lauterstein II letzte Woche haben wir den vorzeitigen Klassenerhalt gefeiert. Was jetzt alles kommt, ist eine Zugabe.

Tim Hoga, Trainer HSG Oberkochen/Königsbronn

Die HSG zog zwar ihr schnelles Angriffsspiel auf und kam so zu einfachen Toren, aber auf der anderen Seite jedoch traf der Liga-Toptorschütze Faris Hadzic aus dem Rückraum fast nach Belieben. Er erzielte vier der ersten sieben Biberacher Treffer (7:6/15. Minute). Zudem schlichen sich immer mehr Fehler in das Spiel der Blau-Gelben ein. Die TG nutzte diese Chancen, um erstmals mit drei Toren davonzuziehen (10:7/21.). In der ersten Halbzeit gelangen der HSG nur elf Tore (11:13).

Faris Hadzic muss verletzt vom Feld

Auch in der zweiten Hälfte wollte den Gästen im Angriff zunächst nicht viel gelingen. Dagegen sorgten die erfahrenen TG-Spieler Costel Manea und Faris Hadzic mit verdeckten Würfen aus dem Rückraum für die erste Vier-Tore-Führung der Partie (17:13/36.). Danach verletzte sich Hadzic bei einer Wurfaktion unglücklich und ohne Fremdverschulden schwer am Unterarm. Die Partie war für den Toptorjäger damit gelaufen, weshalb Linkshänder Manea für die Biberacher nun die Verantwortung übernahm und mit mehreren Toren aus dem Rückraum die Biberacher Führung wacker verteidigte (21:18/43.)

Zwei Rote Karten ebnen den Weg

Alles sah danach aus, als wäre es ein gebrauchter Tag für die HSG, die einfach nicht ihre gewohnte Leistung abrufen konnte. Die Hausherren leisteten dann Mitte der zweiten Halbzeit unfreiwillig Unterstützung, indem zunächst Mittespieler Linus Meinhardt sich die dritte Zeitstrafe nach einem unnötigen Foul an Patrick Richardon abholte, bevor der ebenfalls gut aufgelegte Manea es ihm keine drei Minuten später gleichtat. Die Biberacher mussten daraufhin ihren Rückraum in den letzten zehn Minuten komplett umstellen. Nun schlug auf Seiten der HSG die Stunde von Jakob Hug: Er brachte mit einigen wichtigen Toren die HSG wieder ran, bevor Torhüter Gnatzig in Überzahl mit einem Treffer in das verwaiste Tor der Gastgeber den Ausgleich herstellte (23:23/47.). Die HSG verpasste mehrfach die Führung und so gingen die Biberacher ihrerseits wieder mit zwei Toren in Front (27:25/51.).

Wir sind vom Spielstil auch erwachsener geworden.

Tim Hoga, Trainer HSG Oberkochen/Königsbronn

Verrückte Schlussphase mit Happy End

Die Biberacher spielten trotz ihres dezimierten Rückraums die Angriffe lange aus und kamen immer wieder etwas glücklich zum Torerfolg. So lagen die Gastgeber gut vier Minuten vor Ende noch knapp vorne (29:28/.56.). Tim Hoga reagierte mit der letzten Auszeit und justierte sein Team für die letzten Minuten nochmals neu. In der Schlussphase sollte sich dann die Breite des HSG-Kaders auszahlen, da die Hausherren durch ihre Wechsel doch einen deutlichen Leistungsabfall hinnehmen mussten. Angepeitscht von den zahlreich mitgereisten Zuschauern, bog die HSG den Rückstand noch um. Zunächst war Ivo Dragicevic im Gegenstoß erfolgreich, danach blieb Jakob Hug an seinem 27. Geburtstag auch bei seinem fünften Strafwurf cool und sorgte in der 59. Minute für die erste HSG-Führung seit der Anfangsphase (30:29). Die TG schloss den darauffolgenden Angriff völlig unvorbereitet und zu schnell ab, sodass Schneider im Gegenzug mit einem wuchtigen Rückraumkracher alles klarmachen konnte. Dragicevic erzielte nach einem weiteren Ballgewinn den 32:29-Endstand aus HSG-Sicht.

Die Gäste bewiesen Moral und feierten einen zwar nicht unbedingt verdienten, aber umso wichtigeren Sieg im Saisonendspurt und machten Jakob Hug sicherlich das schönste Geburtstagsgeschenk. Mit dem dritten Sieg in Serie rückt die HSG in der Tabelle sogar auf Rang drei vor und darf nun sogar vom Durchmarsch in die Verbandsliga träumen.

Das sagt Trainer Tim Hoga

„Nach unserem Sieg gegen Lauterstein II letzte Woche haben wir den vorzeitigen Klassenerhalt gefeiert. Was jetzt alles kommt, ist eine Zugabe“, sagt Tim Hoga über die interessante Tabellenkonstellation. „Wir müssen nicht auf Biegen und Brechen aufsteigen. Und wenn wir am Ende Fünfter werden, wäre auch keiner böse. Aber wir würden Platz zwei oder die Relegation auch gerne mitnehmen“, so der 34-Jährige.

Es ist ein Mammutprogramm. Wir wollen das Beste draus machen. Und anschließend geht’s für die Mannschaft nach Malle.

Tim Hoga, Trainer HSG Oberkochen/Königsbronn

Mit Ivo Dragicevic gab es nur eine externe Verstärkung, ansonsten blieb das Aufstiegsteam zusammen und hat sich weiterentwickelt, lobt Hoga. „Wir sind vom Spielstil auch erwachsener geworden.“ Der HSG-Coach hat allerdings auch Respekt vor dem Restprogramm, das es in sich hat: Am Sonntag, 23. März, kommt der HC Hohenems in die Herwartsteinhalle, anschließend geht es für die HSG zum Tabellenvierten SHB (29. März), zum Spitzenreiter Treffelhausen (26. April) und gegen den Tabellenzweiten Laupheim (3. Mai). „Es ist ein Mammutprogramm. Wir wollen das Beste draus machen. Und anschließend geht’s für die Mannschaft nach Malle“, fasst Hoga zusammen.  

Namen und Zahlen zum Spiel

HSG Oberkochen/Königsbronn: Fabian Gnatzig (1), David Stanke; Jakob Hug (9/4), Ivo Dragicevic (7), Colin Schneider (5), Elia Hafner (3), Kevin Pharion (3), Lars Huep (2), Niklas Engel (1), Patrick Richardon (1), Lukas Eckardt, Tim Jäschke, Kai Lumpp, Julian Oltersdorf

Schiedsrichter: Thomas Kunke/Bert Willekens (beide MTV Stuttgart)

Zuschauer: 400

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar