Der Mythos Eiger hat auch Manfred Wicht gepackt. „Er ist eine harte Nummer. Da muss schon alles funktionieren“, sagt Wicht über den Berg in den Alpen im Schweizer Kanton Bern, den er gerne als Läufer bezwingen würde. 2023 hatte sich Wicht bereits der großen Herausforderung des Eiger Ultratrail gestellt. Seine Frau, Angela Wegele, und er hatten Glück im Losverfahren und ergatterten sich einen Startplatz für den Ultra-Lauf Eiger E101 (101 Kilometer sowie 6700 Höhenmeter). Seine Frau kam nach 21:09:47 Stunden ins Ziel. Manfred Wicht hatte Gelenkprobleme, nutzte aber die Möglichkeit, umzusteigen und konnte somit noch den E51 finishen.
Dabei wollte es der Königsbronner aber nicht belassen. Auch in diesem Jahr hatte Wicht Losglück (von 2.600 Interessierten bekamen 750 einen Startplatz) und ging das Projekt Eiger E101 an. Dieses Mal war seine Frau als Helferin dabei. Um 4 Uhr morgens ging's los, für den 68-Jährigen, der die Läufe nicht zu verbissen sieht und immer wieder Fotos macht und kleinere Videos dreht („die zehn Minuten gönne ich mir)“.
Hart ihm nehmen ist Manfred Wicht, aber das Wetter war an diesem Tag noch härter. Während es auf dem Faulhorn, mit 2680 Metern der höchste Punkt des Laufs, relativ frisch war, stand die Luft im Tal förmlich, erzählt Wicht. Der Veranstalter habe noch vor der Hitze gewarnt. „Mir ist der Schweiß nur so rausgeschossen. Ich bin vorher diszipliniert gelaufen, aber das hat mir den Zahn gezogen“, sagt Wicht.
Das Problem: Um 17 Uhr gibt es den sogenannten „Cut off“, das heißt, wenn Läufer um diese Uhrzeit nicht an einem bestimmten Punkt sind, werden sie aus dem Rennen genommen. Wicht hatte noch etwa 3.000 Höhenmeter vor sich. „Die Gefahr war hoch, dass ich aus dem Rennen genommen werde. Aus meiner Erfahrung konnte ich sagen: Das tue ich mir nicht an.“ Also traf Manfred Wicht „schweren Herzens“ die Entscheidung, die Strecke zu wechseln - von der E101 auf die E51. Dies war noch möglich, wobei er am Ende deutlich mehr gelaufen war (62,5 Kilometer) als die hier nötigen 51 Kilometer. Nach 14:43:30 Stunden kam er ins Ziel in Grindewald.
„Die Vernunft hat gesiegt, die mir gesagt hat: Lass den Scheiß“, sagt Wicht deutlich und fügt an: „Dieses Mal hat mich die Hitze erwischt.“ Er sei nicht ganz unzufrieden und das schmeiße ihn auch nicht aus der Bahn. Denn der Kopf sagt, dass er alles richtig gemacht hat. Allerdings trauert das Herz dem E101 nach. Dies sei schließlich sein sportlicher Traum. Unternimmt er denn einen weiteren Anlauf nach dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“? Das sei noch nicht sicher, sagt er und fügt an: „Schaun mer mal.“
Zuerst möchte er seinen Titel bei der deutschen Meisterschaft verteidigen. Im Oktober geht er über 74 Kilometer (3.000 Höhenmeter) an den Start. Möglich ist es nur, weil Manfred Wicht in der Woche zwischen 50 und 100 Kilometer läuft (auf Wettkämpfe hin 100 Kilometer). Und das zusammen mit seiner Frau, Angela Wegele. „Sonst würde das nicht funktionieren“, ist ihm bewusst, dass diese Laufeuphorie eine besondere ist.
Hier Manfred Wicht bei seinen Laufabenteuern auf Instagram folgen:
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