Sieg in der alten Heimat

760 Kilometer Entfernung: Was den Giengener Läufer Jürgen Siedler in Kiel besonders motivierte

Das ist schon etwas Besonderes! Jürgen Siedler ist ein norddeutscher Schwabe. Oder ein schwäbischer Norddeutscher. Von Kiel zog es ihn einst der Liebe wegen nach Giengen. Nun lief der 61-Jährige im Urlaub an der Ostsee auf Platz eins. Warum es etwas Außergewöhnliches war:

Wenn Jürgen Siedler über seine alte Heimat erzählt, fallen Begriffe wie Nord-Ostsee-Kanal, Kaiser Wilhelm II. oder Leuchtturm Holtenau. Im Landkreis Heidenheim kann man damit nichts anfangen, für Siedler als gebürtigen Kieler ist klar, dass Kaiser Wilhelm II. einst den Kanal im Juni 1895 einweihte – ebenso den Leuchtturm im nördlichen Kieler Stadtteil Holtenau. Und wenn Jürgen Siedler davon erzählt, muss seine Frau Rosi lachen. Natürlich weiß die 60-Jährige, dass ihr Mann dann in seinem Element ist.

Wobei Jürgen Siedlers Element auch das Laufen ist. Zusammen gehen die Siedlers für die TSG Giengen an den Start. Und das nicht nur in der Region rund um Heidenheim, sondern gerne auch in Kiel. Denn hier verbringen sie momentan nicht nur ihren Urlaub, sie nutzen auch die Zeit, um an verschiedenen Wettbewerben an den Start zu gehen. So wie es schon im vergangenen Jahr der Fall gewesen war.

In diesem Jahr wurde Jürgen Siedler beim 29. Straßenlauf rund um den Holtenauer Leuchtturm unter 173 Startern über fünf Kilometer Gesamt-35. (und siegte in seiner Altersklasse M60 in sehr guten 24:08 Minuten). Auch beim folgenden Kiel-Lauf, einer Laufveranstaltung mit insgesamt knapp 10.000 Athleten (in verschiedenen Laufstrecken), siegte er in seiner Altersklasse über 5,3 Kilometer in 24:56 Minuten.

Gut gelaunt in Kiel: Rosemarie „Rosi“ Siedler. Foto: Peter Siedler

1987 zog es Jürgen Siedler der Liebe wegen nach Giengen, wo seine Frau herkommt. „Es ist die beste Alternative zu Schleswig-Holstein“, sagt der ehemalige Polizist diplomatisch über das Bundesland im Südwesten Deutschlands, das schon so viele Jahrzehnte seine neue Heimat ist.

Auch Rosi Siedler läuft gerne. „Nicht so schnell und nicht so ehrgeizig wie mein Mann“, sagt sie – und lacht. Beim diesjährigen Kiel-Lauf wurde sie Zweite in ihrer Altersklasse W60 (für die 5,3 Kilometer benötigte sie 31:39 Minuten). „Das hat mich dann doch überrascht. In Kiel kann ich glänzen“, geht sie von einer Wiederholung aus. Auch, weil ihr Mann in seiner alten Heimat aufblühe.

Immer nur durch eine Zahl getrennt: Rosi und Jürgen Siedler, hier beim Kiel-Lauf im Jahr 2023. Foto: Susanne Jensen

Jürgen Siedler kann dies wiederum nicht bestätigen, profitierte aber vielleicht doch von einer Art Familienzusammenführung. In Kiel lief nämlich auch seine jüngere Schwester Susanne Jensen mit. Sein älterer Bruder Peter und dessen Frau Christiane feuerten am Streckenrand an. „Vielleicht hat mich das ein Stück weit zusätzlich motiviert“, schiebt Jürgen Siedler dann doch nach.

Die nächsten Läufe im von Giengen knapp 760 Kilometer entfernten Kiel sind bereits geplant. Fürs übernächste Jahr. Bis dahin werden sich die Siedlers in Form bringen – bei Wettbewerben im Landkreis Heidenheim. Der besten Alternative zu Schleswig-Holstein.

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