Alles Kopfsache?

Besser Darts spielen: Trainer Oliver Kaiser gibt Spielern im Landkreis Heidenheim Tipps

Hinter einem konstanten Wurf steckt nicht nur Technik und viel Übung, sondern auch mentale Stärke. Die Dartabteilung der TSG Nattheim holte sich dafür unlängst Hilfe von Trainer Oliver Kaiser. Er erklärt, worauf es beim Spiel ankommt.

Wenn die Hand zittert, sobald man am Oche steht oder der Pfeil im Wettkampf öfter als zu Hause einen Zentimeter zu weit links im Board landet, dann kann Oliver Kaiser helfen. Und um die in der Überschrift gestellte Frage gleich zu beantworten: Nicht alles ist Kopfsache, aber fast alles. „Viele sagen 90 Prozent“, sagt der Darttrainer. Auf eine Prozentzahl will er sich nicht festlegen, weil Technik und mentale Stärke untrennbar miteinander verbunden seien. Aber: „Ein rhythmischer, sauberer Wurf ist wichtig, aber ohne mentale Stärke und Selbstvertrauen bringt die beste Wurftechnik nichts.“

Seit mehr als zehn Jahren ist Oliver Kaiser Darttrainer. Seine Kunden reichen vom absoluten Anfänger bis zum ambitionierten Wettkampfspieler. Insbesondere für Anfänger gilt, dass sie viel Feedback vom Trainer brauchen und auch Wurfberatung. Fortgeschrittene hätten die Wurftechnik meist schon verinnerlicht und dann geht es vermehrt um die mentale Stärkung.

Raus aus der Negativspirale

Permanentes Hinterfragen ist nach Kaisers Erfahrung eines der Hauptprobleme, wenn das eigene Spiel nicht rund läuft. „Ich kenne viele Spieler, die sehr negativ mit sich umgehen“, sagt Oliver Kaiser. „Wenn man sich ständig fragt, was man falsch macht oder ob es richtig ist, was man macht, gerät man schnell in eine Negativspirale.“ Stattdessen sollte die Aufmerksamkeit auf dem Wesentlichen, also dem nächsten perfekten Wurf, liegen.

Man kann sich zum Beispiel bildhaft vorstellen, wie man schon einen wirklich guten Wurf erzielt hat.

Oliver Kaiser, Dart Trainer

Um die Negativspirale zu durchbrechen oder gar nicht erst in ihr zu landen, dafür gibt es laut Kaiser einige Werkzeuge und Methoden. Durch einen sogenannten Stopp-Code könne etwa das kritische Denken unterbrochen und negative Gedanken dann positiv umformuliert werden. Eine Möglichkeit sei auch, den Aufmerksamkeitsfokus zu verschieben. Etwa auf den eigenen Puls. Auch Visualisierungstechniken können einem helfen. „Man kann sich zum Beispiel bildhaft vorstellen, wie man schon einen wirklich guten Wurf erzielt hat“, so der 56-jährige Brandenburger.

Auch Carolin Glas war beim von der TSG Nattheim organisierten Training mit Oliver Kaiser dabei. Foto: mb/Archiv

Helfen kann laut Kaiser auch, sich einen glücklichen Moment inklusive Gerüchen und Empfinden vorzustellen. „Das überzeugt und überlistet das Gehirn.“ Im Spiel kann man das Gehirn auch durch Pfeifen oder übertriebenes Lächeln davon überzeugen, dass man auf einem guten Weg ist, auch wenn die Punkte eine andere Sprache sprechen. Das Abspielen eines bestimmten Liedes oder der Gedanke daran kann ebenfalls helfen. „Oder man stellt sich vor, ein sportliches Vorbild steht neben einem und unterstützt einen. Bei mir wäre das zum Beispiel Muhammad Ali.“ Reißt der Arm im Spiel nach links oder rechts aus, müsse der Fokus neu gesetzt werden, etwa indem man sich selbst gezielte Anweisungen gibt.

Auf den eigenen Wurf verlassen

Diesen Rat hat Carolin Glas verinnerlicht. Oder besser gesagt: Sie arbeitet daran. Wie viele Dartspieler aus dem Kreis hat sie Ende vergangenen Jahres beim von der TSG Nattheim organisierten Training mit Oliver Kaiser teilgenommen. Es sei die perfekte Mischung aus Koordinations- und Mentaltraining gewesen. Sich selbst davon zu überzeugen, dass man sich auf den eigenen Wurf verlassen kann, sei ein harter Kampf und eine permanente Herausforderung, so Glas. Aber die gezielte Selbstansprache im Kopf helfe und zeige bereits Wirkung. „Es bringt viel, wenn man sich nicht über einen misslungenen Wurf ärgert, sondern sich selbst genaue Anweisungen für den nächsten Wurf gibt.“ Carolin Glas nutzt auch gezeigte Atemübungen und die sogenannte Drei-Sekunden-Regel. „Man darf sich auf dem Weg nach hinten über einen Wurf ärgern, aber bei der nächsten Aufnahme ist das vergessen.“

Manchmal gelinge es ihr bereits gut, sich zu fokussieren und nur noch das Ziel im Kopf zu haben, so Glas. Sie sehe die Fortschritte im Average und den Ergebnissen. Zweimal habe sie seit dem Coaching in Ranglistenturnieren das Finale erreicht und sei als Zweitplatzierte nach Hause gegangen.

Er ist einfach ein mentales Monster und traut sich was.

Oliver Kaiser, Dart Trainer

Ob Oliver Kaiser auch die richtigen Profis trainiert, will er nicht sagen. Die weltbesten Spieler sind für ihn derzeit Luke Humphreys und Luke Littler. Letzterer sei der Prototyp, bei dem man sehen könne, was erreicht werden kann, wenn man früh anfängt und richtig gefördert werde. Es gibt Videos, die den heute 18-Jährigen zeigen, wie er schon als Kleinkind in Windeln Pfeile wirft. „Er kann das Spiel für viele Jahre dominieren, aber für eine Prognose ist es noch zu früh“, sagt der Trainer. Sein Lieblingsspieler ist allerdings keiner der beiden Lukes, sondern der Iceman Gerwyn Price. „Er ist einfach ein mentales Monster und traut sich was.“

Der Selfmade-Trainer

Oliver Kaiser hat vor gut einem Vierteljahrhundert selbst mit Darts angefangen. „Mit meinen Mitspielern habe ich damals viel philosophiert. Über das richtige Training und wie sich der Erfolg beim Spiel einstellt“, so Kaiser. Dass er keine fundierten Antworten auf seine Fragen bekam, habe ihn frustriert. „Es gab einfach keine Trainer“, sagt er. Also beschäftige er sich selbst mit Trainingslehre, anderen Sportarten wie Sport- und Bogenschießen und erstellte wissenschaftliche Konzepte, deren Methoden Technik und mentale Stärke kombinieren. Er wagte den Schritt, machte sich selbstständig und ist seit 2020 hauptberuflich Darttrainer.

Training bietet Kaiser bei Vereinen vor Ort oder in seinem Studio in Brandenburg an, aber natürlich auch online und mithilfe von Livecoaching. „Bei Anfängern reichen schon 90 Minuten, da sieht man sehr schnell Verbesserungen“, sagt Kaiser. Er trainiert Einzelpersonen, aber auch Gruppen über mehrere Jahre und begleitet Spieler zu Wettkämpfen. Weitere Infos gibt es auf dartblog.de und auf seinem Dartblog auf Youtube.