Basketball-Papst, Mr. Basketball, lebende Basketball-Legende: Wann immer über Oswald Brozio in den vergangenen Jahrzehnten berichtet wurde, fehlten diese Beschreibungen nicht. Übertrieben war das nicht. Und ist es auch jetzt nicht. Keiner hat den Sport mit dem Ball, der in den Korb geworfen werden muss, in Heidenheim und an anderen Stellen so geprägt wie er, der am 1. April, am Ostermontag, seinen 90. Geburtstag feiert. Zusammen mit seiner Frau Ute legte er das Fundament für Erfolge, Aufstiege und Spieler des HSB, die das Land im Nationaltrikot vertraten.
Vater einer im Basketball überaus engagierten Familie und gleichsam Oberhaupt einer Basketball-Familie, die sich nicht nur sportlich durch großen Zusammenhalt auszeichnet: Auch das verkörperte Brozio über Dekaden hinweg gleichzeitig. Der Lehrerberuf – Brozio unterrichtete Deutsch und Sport – führte ihn einst nach Heidenheim. Nach einer kurzen Stippvisite am Hellenstein-Gymnasium heuerte er am MPG auf dem Galgenberg an und machte es zum „Basketball-Gymnasium“ mit regelmäßigen Teilnahmen in gleich mehreren Altersstufen am Bundesfinale in Berlin. Im Verein ging es mit den Damen bis in die erste Liga, bei der Jugend waren die Teams mehrfach bei Deutschen Meisterschaften vertreten. „Basketball total“ eben.
Ohne Auszeichnungen blieb der von Erfolg gekrönte Weg nicht: Zuletzt, 2019, erhielt Brozio die goldene Ehrennadel des Deutschen Basketball-Bundes und war ob dieser Auszeichnung sehr gerührt. Die gleiche Ehrennadel erhielt er parallel vom württembergischen Sportbund. Die Stadt Heidenheim bedachte ihn zuvor mit der goldenen Münze, Brozio ist überdies Träger der St. Georgs Straffete des HSB und wurde er wurde zum Trainer des Jahres gewählt. Aus der Reihe der Ehrungen sticht die Verleihung der Ehrenbürgerwürde im französischen Saumur an der Loire im Mai 1995 hervor. Die Freundschaft mit den Basketballern in Frankreich führte nicht nur zu sportlichen Wettkämpfen, sondern auch zu Freundschaften und ermöglichte jungen Menschen den Einblick in eine andere Lebensart.
Der Kontakt zu den Basketballern ist auch im hohen Alter nicht abgerissen. Soweit es die Gesundheit zulässt, besucht er Spiele der Basketballer. Auch bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen des MPG im vergangenen Sommer war er ein gefragter Gesprächspartner.