Festabend im Konzerthaus

70 Jahre Heidenheimer Fechtgeschichte: Woran sich Margarete Gnaier, Ursula Wiedenmann und Stefan Kühner erinnern

Bereits zum 70. Mal wurde das Degen-Weltcupturnier um den Heidenheimer Pokal ausgetragen. Zu diesem Anlass lud die Stadt Heidenheim zu einem Gala-Abend ins Konzerthaus ein, bei dem es viele interessante Geschichten von Zeitzeugen zu hören gab.

Unter den 100 geladenen Gäste waren zahlreiche Vertretern aus der Kommunal- und Landespolitik, Funktionäre des Weltfechtverbandes FIE, des Deutschen Fechterbundes und der Landesverbände. Aus der 70-jährigen Geschichte des teilnehmerstärksten Degenturniers der Welt berichteten Zeitzeugen wie Margarete Gnaier, Ursula Wiedenmann und Stefan Kühner, durch die Veranstaltung führte SWR-Moderatorin Regina Saur.

Als der Fechtmeister zur Kasse bat

Der Begründer des Turniers, Paul Gnaier, gewann „seinen“ Heidenheimer Pokal im Jahr 1960. Zu verdanken hatte er dies sicherlich seinem Trainer, Fechtmeister Franz Kühner. Dessen Sohn Stefan Kühner hatte beim Festabend ebenfalls einiges zu erzählen. Wie damals trainiert wurde, könnten sich die heutigen Athleten kaum vorstellen. Anfangs nur einmal wöchentlich, am Sonntag, besuchte Franz Kühner das Training in Heidenheim, um den dortigen Fechtern eine Lektion zu bieten – und diese wurden gleich darauf zur Kasse gebeten.

Margarete Gnaier, die Frau des 2013 verstorbenen Paul Gnaier, startete einst beim damals parallel stattfindenden Damen-Florettturnier. Eine elegante Veranstaltung sei dies gewesen, ebenso wie der Fechterball, der in ähnlichem Rahmen wie nun der Abend im Konzerthaus abgehalten wurde.

Zwei ehemalige Sieger im Interview

Als weitere Gäste berichteten die ehemaligen Gewinner Volker Fischer (1981) und der Heidenheimer Fabian Schmidt (2001) von ihren Erlebnissen – auch darüber, wie Spitzensport mit Studium und Job vereinbar sein kann. Regelmäßiges Pendeln stand für beide an der Tagesordnung, um nicht nur im Fechtsport, sondern auch im späteren Beruf Bestleistung zu bringen. Dies ging nur mit Disziplin, Fokus und Durchhaltevermögen. Dabei sieht Urgestein Fischer die derzeitige Entwicklung des deutschen Fechtsports kritisch. Die Resultate der bleiben seit Jahren aus, dieses Jahr konnte sich lediglich einer von 24 Deutschen für den Finaltag des Heidenheimer Pokals qualifizieren und schied dort bereits in der ersten Runde aus. Im Teamwettbewerb mussten sich die Deutschen endgültig von der Olympiaqualifikation verabschieden, da sie bereits im Achtelfinale Österreich unterlagen.

Sportlich schwierige Zeiten

Dem Deutschen Fechterbund fehle es allerdings nicht nur an Erfolg, sondern auch an qualifizierten Trainern, Engagement von Funktionären und einer wirklichen Vorstellung, wie es in der Zukunft laufen soll, betonte Fischer. Als Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles und Einzelweltmeister von 1987 verschreibt er sich bis heute dem Fechtsport, war aber schon immer als harter Kritiker bekannt.

Schmidt, der als Topmanager mittlerweile den Fokus auf den Beruf gelegt hat, greift nur noch hobbymäßig zum Degen, schwelgt aber gerne in Erinnerungen an seinen Sieg „zu Hause“ – trotz der damals anstehender Prüfungen im Jurastudium. Bei der ständigen Entwicklung des Fechtsports müsse auch Heidenheim als Standort für das Weltcupturnier weiterhin alles geben, um für den Weltverband FIE attraktiv zu bleiben.

Wie geht’s weiter mit dem Turnier?

Zumindest der Deutscher Fechterbund als Mitausrichter scheint weiterhin hinter der Heidenheimer Fechtabteilung zu stehen. So wünsche sich DFB-Präsidentin Claudia Bokel auch für die Zukunft die Ausrichtung des Heidenheimer Pokals, da man stolz auf das Engagement der Heidenheimer sei. Lediglich FIE-Vertreter Dieter Lammer hielt sich bezüglich der Zukunft der Heidenheimer Fechtertage bedeckt. Zwar sicherte er eine Austragung in 2025 quasi zu, verwies aber auf die 150 Mitgliedsverbände des Weltverbandes, die auch Interesse an einem Weltcupturnier in ihrem Land hätten. Zumindest bestätigen die regelmäßig sehr hohen Teilnehmerzahlen beim Heidenheimer Pokal die Beliebtheit des Turniers bei den Athleten. Darauf nehme die FIE laut Dieter Lammer Rücksicht.

Die Resonanz war gut

Die Resonanz auf die Gala im Konzerthaus, übrigens auch der Austragungsort des ersten Heidenheimer Pokals im Jahr 1957, war bei den Gästen sehr gut. Neben den Talkrunden wurden Rück- und Einblicke in den Heidenheimer Fechtsport gegeben. Der Nachwuchs des HSB präsentierte sich und der „Neue Kammerchor“ begleitete den Abend musikalisch.

Ob und wie die Heidenheimer Fechtertage nächstes Jahr stattfinden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Für die Fechtabteilung des Heidenheimer Sportbundes waren die drei Wettkampftage ein voller Erfolg, der ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht möglich gewesen wäre. Besonders die junge Generation der Heidenheimer Fechter zeigte sich überaus engagiert, was auf eine Zukunft der Heidenheimer Turniere hoffen lässt.

Fabian Schmidt war der letzte deutsche Sieger

13 Mal blieb der Heidenheimer Pokal in der 70-jährigen Geschichte des Weltcupturniers in Deutschland, wenn man den Sieg für Thomas Bieler aus der DDR mit einrechnet. Der letzte Triumph ist nun aber schon 23 Jahre her, 2001 gewann ziemlich überraschend Fabian Schmidt. Er war einer von drei Heidenheimern, die für einen Heimsieg sorgten. Dazu kommt noch der gebürtige Heidenheimer Arnd Schmitt, der zweifache Olympiasieger startete bei seinem Erfolg im Jahr 1990 allerdings schon nicht mehr für den HSB.

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