Fechten

Drei Tage Fechtspektakel in der Karl-Rau-Halle: Die Premiere des neuen Coupe d'Europe ist geglückt

Erstmals fand der Coupe d'Europe der Fechter in gleich sechs Waffengattungen in Heidenheim statt. Wie die Premiere lief, wie die Aussichten auf eine Fortsetzung sind und wie sich das Damenteam von Gastgeber HSB schlug.

Das gab es in Heidenheim auch noch nicht: Mit Säbel, Florett und Degen kämpften vom vergangenen Freitag bis Sonntag jeweils bei Damen und Herren die besten Vereinsmannschaften aus ganz Europa um die Pokale. Das neue Format dieses „European Cup of Club Champions“, das der europäische Fechtverband EFC so vorgibt, kehrte nach zwei Versuchen auf Sardinien nun dorthin zurück, wo es 1960 als Coupe d'Europe erfunden wurde.

Perfekte Präsentation

„Wir sind zufrieden und den Fechtern hat es gefallen, einige Waffen kennen in dieser Art aufgezogene Turniere ja gar nicht“, sagt Thomas Zimmermann, der Cheftrainer der gastgebenden HSB-Fechtabteilung. In der Tat war der Blick in die Halle beeindruckend. Digitale Anzeigen an der Fechtbahnen, eine Übertragung der Gefechte auf einen großen Bildschirm, Vorstellungen der Teams, stimmungsvolle Lichteffekte und fachkundige Kommentatoren überzeugten auch die nach Heidenheim gekommenen Offiziellen wie den neuen EFC-Präsidenten Pascal Tesch aus Luxemburg.

Wie gewohnt laufe in Heidenheim alles reibungslos ab, heißt es von der Verbandsspitze. Bleibt der Coupe damit in Heidenheim? „Wir werden uns wieder bewerben und ich denke, dass alles für uns spricht“, so Zimmermann. Bei der Verbandspolitik gehe es aber natürlich um vielerlei Interessen. Die Beteiligung war in Heidenheim mit 57 Mannschaften und rund 240 Fechterinnen und Fechtern jedenfalls schon einmal besser als bei den ersten beiden Anläufen.

Dennoch könnten es in einigen Disziplinen mehr Teilnehmer sein. So starteten im Säbelfechten nur vier Herren- und fünf Damenteams, im Damenflorett waren es gerade mal sechs Mannschaften. „Das muss sich natürlich auch erst noch rumsprechen“, erklärt Zimmermann und hofft auf steigende Zahlen, weist aber auch auf die große Arbeitsbelastung durch dieses zweite große Event neben den eigentlich Fechtertagen hin.

Großer Arbeitsaufwand

Zuletzt veranstaltete der HSB sogar drei Turniere in Folge, musste dafür die ganze Abteilung und auch viele Eltern der jungen Fechterinnen und Fechter motivieren. Das bekommen sie beim HSB immer wieder gut hin, sportlich ist aber Luft nach oben. Im Nachwuchsbereich läuft es, bei den Aktiven haben die Heidenheimer derzeit wenig Spitzenleute. So konnten sich auch die Degenherren, der langjährige Stolz des Heidenheimer Fechtens, nicht qualifizieren.

Dies gelang dafür den Degendamen, die mit einem sehr jungen Team ins Rennen gingen. So ist Alexandra Zittel im ersten Jahr bei den Aktiven, Daria Yoosefi sogar noch im ersten Jahr bei den Juniorinnen. Auch Vanessa Heinz (2. Juniorenjahr) und Charlotte Marx zählten zu den Jüngeren im Feld. „Die Teilnahme war super für unser Team, sie konnten viel internationale Erfahrung sammeln. Es ist sehr gut, dass in diesem Format jetzt zuerst eine Runde gefochten wird, sonst reisen manche vielleicht nur für ein Gefecht an“, sagt ihr Trainer Piotr Sozanski.

Niederlage gegen den späteren Turniersieger

Die HSBlerinnen gewannen in dieser Runde gegen Prag, unterlagen gegen die starken Teams aus Bern und Grenoble, standen damit im Achtelfinale. Hier gelang ein beachtlicher 45:29-Sieg gegen den italienischen Vertreter ASD Methodos. Als zu stark erwiesen sich dann die Französinnen von Beauvais Aca. Auch wenn Zittel, Yoosefi und Heinz immer wieder herankamen, ging das Gefecht 35:45 verloren und der HSB landete damit auf Rang sieben. Die Leistung gegen den späteren Turniersieger konnte sich aber sehen lassen.

„Wir sind in einer Aufbauphase, der Schwerpunkt liegt derzeit noch bei den Kadettinen und Juniorinnen“, berichtet Sozanski, der angesichts des großen Andrangs bei den ganz Kleinen überzeugt ist, dass sich in den nächsten Jahren wieder Erfolge einstellen. Ebenso ist er vom neuen Coupe überzeugt und rechnet mit steigender Beteiligung. „Ich denke, wenn wir es behalten dürfen, wird es durch Mund-zu-Mund-Propaganda immer mehr werden.“

Vielleicht spricht es sich dann auch bei den Sportinteressierten in Heidenheim herum, die zur Auflage nur sehr spärlich in die Karl-Rau-Halle kamen. Ein Problem ist allerdings die nun bald beginnende Renovierung von Heidenheims altehrwürdiger Sportstätte. Deshalb werden die nächsten Fechtertage mit Heidenheimer Pokal und Mannschaftsweltcup vom 6. bis 8. Februar 2025 in der Herbrechtinger Bibrishalle ausgetragen. Ob diese Halle dann auch für den Coupe d'Europe im kommenden Jahr in Frage kommt, ist noch offen.

Die Ergebnisse des 64. Coupe d'Europe

Damenflorett: 1. Fiamme Oro Rom (Italien), 2. Steaua Bukarest (Rumänien), 3. Rapid Bukarest (Rumänien)
Herrenflorett: 1. Fiamme Oro (Italien), 2. Crvena Zvezda (Serbien), 3. Fiamme Gialle Scherm (Italien)
Damensäbel: 1. Fiamme Oro Rom (Italien), 2. Bayer Dormagen (Deutschland), 3. Würth Künzelsau (Deutschland)
Herrensäbel: 1. Fiamme Oro Rom (Italien), 2. Esgrima Madrona (Spanien), 3. Bayer Dormagen (Deutschland)
Damendegen: 1. Beauvais Aca (Frankreich), 2. FC Bern (Schweiz), 3. Grenoble Par (Frankreich)
Herrendegen: 1. Levallois (Frankreich), 2. Hellerup (Dänemark), 3. Fiamme Oro Rom (Italien)

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar