350 Teilnehmer

Degenweltcupturnier um den Heidenheimer Pokal: So lief das Fechtspektakel in der Bibrishalle

Es war von der Besetzung, der Qualität und der Organisation wieder ein Turnier der Superlative: Rund 350 Degenfechter aus 58 Nationen kämpften am Donnerstag und Freitag im Weltcupturnier um den Heidenheimer Pokal. Den Sieg holte sich in der Herbrechtinger Bibrishalle der Italiener Davide di Veroli. Als Veranstalter verdiente sich der HSB wieder Bestnoten, deutsche Erfolge gab es aber nicht zu bejubeln.

Aufgrund der Umbauarbeiten in der Heidenheimer Karl-Rau-Halle mussten die Fechter zum zweiten Mal nach 2020 (damals war das Congress-Centrum schon belegt) nach Herbrechtingen ausweichen. Die Bibrishalle ist aber alles andere als eine Notlösung. „So eine Halle hätten wir in Heidenheim auch gerne“, schwärmt Vorstandsmitglied Matthias Henkelmann, der als Turnierdirektor die Oberaufsicht hat.

Die Halle hat sich voll bewährt

Während in der Karl-Rau-Halle das komplette Equipment mühsam hochgetragen werden muss, ist in der Bibrishalle alles ebenerdig, die Fechter konnten mit drei Sattelzügen direkt zum Abladen fahren. Auch die Rundum-Galerie und die große Cafeteria tragen zur Attraktivität bei. Das sportliche Niveau hätte nicht höher sein können. „Das war die bisher stärkste Besetzung bei einem Turnier in dieser Saison“, sagt Henkelmann, hat aber auch einen großen Wermutstropfen: „Das Abschneiden der deutschen Fechter ist schon enttäuschend.“

Matthias Henkelmann hat als Turnierleiter alles im Griff. Oliver Vogel

Bester war am Ende Ole Petersen aus Leipzig auf Rang 29. Das Turnier spiegelt aber auch die aktuelle Situation im Herrendegen wider: Als bester Deutscher in der Weltrangliste belegt Lukas Bellmann Platz 65.

Matthew Bülau für die Nationalmannschaft nominiert

Immerhin Petersen ist ebenso wie der HSBler Matthew Bülau noch Junior. Bundestrainer Jörg Fiedler, der sowohl Aktive als auch Junioren betreut, setzt auf frische Kräfte. Auch Bülau schlug sich bei seinem Debüt gut, erreichte immerhin die zweite K.-o.-Runde und scheiterte knapp mit 13:15 am Amerikaner Oleg Knysh, der letztlich Zwölfter wurde.

Matthew Bülau (HSB) beim Heidenheimer Pokal 2025 Oliver Vogel

„Ich habe noch 13:12 geführt und war zunächst enttäuscht, aber es war schon ein starker Gegner“, berichtet Bülau, der sich nach dem Erfolg über eine ganz unerwartete Nominierung freuen durfte: Chefcoach Fiedler berief ihn ins deutsche Team für den Nationenweltcup am Samstag. „Das ist eine riesige Ehre für mich und ich freue mich mega darauf“, so der 19-Jährige nach dem Einzelturnier, das für ihn ein ganz besonderes Erlebnis war. „Ich schaue hier zu, seit ich sechs Jahre alt bin, die Stimmung, die Organisation, das ganze Drumherum waren einfach cool.“

Jetzt steht die Europameisterschaft an

Bülau hat jetzt noch ein straffes Programm. Als nächstes geht es zum Junioren-Weltcup nach Belgrad, nach einem Vorbereitungslehrgang in Leipzig folgt dann die Junioren-Europameisterschaft in Antalya. In dieser Zeit sieht er auch immer wieder seine Familie, danach geht es wieder zum Studium in die USA.

Als zweiter HSBler startete Horant Kummer beim Heidenheimer Pokal, er schaffte es zumindest auch in die Direktausscheidung. „Es war schon aufregend, ich durfte meine Runde auf der Hochbahn fechten und die Schulklassen haben uns mächtig angefeuert“, erzählt der 19-Jährige, der in Würzburg Jura studiert.

Horant Kummer hatte ebenfalls ein gutes Debüt beim Heidenheimer Pokal. Oliver Vogel

Vielleicht geht es bei diesen Talenten also wieder aufwärts mit dem Fechtsport in Deutschland und speziell beim HSB. Henkelmann ist davon überzeugt. „Von den zwölf Junioren in der Weltcupquote kommen sechs aus Heidenheim“, sagt der langjährige Fechter und Kampfrichter, der allerdings auch weiß, dass die Konkurrenz immer größer wird. Gefochten wird mittlerweile auf der ganzen Welt, in asiatischen Ländern wurde in den vergangenen Jahren viel investiert, als nächstes droht Saudi-Arabien aufzuschließen. In vielen Nationen, so Henkelmann, sei die Sportförderung eben eine ganz andere als in Deutschland, und können die Fechter als Vollprofis leben.

Olympiasieger scheitert im Viertelfinale

Von der Qualität konnte man sich auch in der Bibrishalle überzeugen. „Das Fechten wird immer schneller, die Beinarbeit noch wichtiger, es gibt auch keine schweren Fechter mehr“, fasst HSB-Cheftrainer Thomas Zimmermann zusammen. Wie schnell es gehen kann, musste auch der japanische Superstar Koki Kano feststellen. Der Olympiasieger von Paris und Gewinner des Heidenheimer Pokals 2023 scheiterte im Viertelfinale am späteren Finalisten Tibor Andrasfi aus Ungarn. Der wiederum verlor am Ende das hochspannende Finale gegen den Italiener Davide di Veroli mit 13:14 nach Zeitablauf. Nach zwei japanischen Triumphen geht der Heidenheimer Pokal dieses Jahr also nach Italien.

Bleibt noch die Frage, wie es mit dem Weltcupturnier weitergeht? Der Weltverband hat noch keine Entscheidung getroffen, die Einschätzung des beim Turnier anwesenden Supervisors Arno Perillier Schneider lässt aber hoffen. „Der Verband sucht immer nach neuen Veranstaltungsorten, will auf der ganzen Welt vertreten sein. Aber aufgrund der starken Teilnehmerzahl und der guten Organisation hat Heidenheim sicher gute Chancen, das Turnier zu behalten“, sagt der Brasilianer. Ob die Karl-Rau-Halle bis zum möglichen nächsten Termin wieder genutzt werden kann, ist noch offen. Aber daran – siehe Eingang – sollte es ja nicht scheitern.

Am Samstag folgt der Nationencup

Nach dem Einzel kommt der Teamwettbewerb. Am Samstag treten 37 Nationalmannschaften in der Herbrechtinger Bibrishalle zum Voith-Cup an. Beginn ist um 8 Uhr, das Finale ist für 19 Uhr vorgesehen. Im deutschen Team, das um 10 Uhr mit dem Gefecht gegen die Niederlande startet, steht auch der HSBler Matthew Bülau.

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