Denn den ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Weltenbummler zieht es nach Suriname, dem Land, aus dem sein Vater stammt. Bis zum 31. August läuft der Vertrag beim HSB, ein paar Urlaubstage stehen noch aus und so werden der 53-Jährige und seine Frau Silke in der letzten Augustwoche Richtung Niederlande fahren und von dort dann „ins große Abenteuer“ fliegen.
Nahar war schon immer ein Weltenbummler
Nahar hat einige Verwandte in Suriname und schon Kontakt mit dem dortigen Basketballverband, er will sich aber weder bei der Familie einnisten, noch den nächsten Karriereschritt machen. „Mit geht es nicht mehr um Geld. Das hatte ich alles, ein dicker BMW oder eine Rolex sind mir nicht wichtig“, sagt der langjährige Profi, der in seiner Karriere vieles erlebt hat. Unter anderem war er Nationalspieler in den Niederlanden, bekam ein Stipendium als Profi-Basketballer in den USA, spielte in der Europa-League für Teams aus Portugal, Griechenland, Italien und Belgien, wurde 2005 mit Bamberg deutscher Meister.
„Wir sind jetzt in einem Lebensabschnitt, in dem wir einfach etwas machen wollen, das uns Spaß macht“, erklärt Nahar und fügt an: „Das Leben in Suriname ist nicht so teuer, wir wollen vielleicht ein kleines Haus kaufen, als Selbstversorger leben. Wir lieben beide Tiere, unser Traum ist ein Mini-Bauernhof.“ Natürlich kann das Ganze auch schiefgehen, das ist den Nahars klar, aber dann steht einer Rückkehr nach Europa nichts im Wege.
Seit acht Jahren in Heidenheim
Neu angefangen hat der Riese unter den Sportlern in seinem Leben schon des Öfteren. So wie vor acht Jahren in Heidenheim. Zuvor hatte er seine Profikarriere beendet und war in die Niederlande zurückgekehrt. Nahar legte die A-Lizenz als Basketballtrainer ab, trainierte die niederländische Jugend-Nationalmannschaft und war Co-Trainer der Herren. Dann arbeitete er unter anderem als Personal-Trainer, Fitness-Coach in einer Drogenentzugsklinik und Ernährungsberater. „Aber irgendwie wollte ich wieder etwas mit Basketball machen“, berichtet Nahar. Zufällig lernte er übers Internet seinen Vorgänger beim HSB, Faizal Pasaribu, kennen und kam auf diesem Weg 2016 nach Heidenheim.
Mit seiner enormen Kompetenz, aber auch mit seiner menschlichen und lockeren Art wurde er zum Volltreffer für die hiesigen Basketballer. Nahar wurde nicht nur Chefcoach der Oberliga-Damen, trainierte ebenso Herren, erste und zweite Mannschaften, Mädchen und Jungs. Selbst spielen wollte er nicht, es kam dann aber doch zu einigen Einsätzen in der zweiten Mannschaft sowie später bei der starken Ü40 des HSB, mit der Nahar um die deutsche Meisterschaft spielte. So gab es auch lustige Szenen, wenn er beispielsweise mit den Herren I in der Bezirksliga in die Halle kam und die Gegner erst einmal tief durchschnauften, als er erklärte, als Coach und nicht als Spieler aufzulaufen.
Es sind viele Freundschaften entstanden
Es blieb aber nicht nur beim Spiel auf die Körbe, Nahar war beim HSB für „Kinder in Bewegung“ zuständig und arbeitete als Fitness-Coach, trainierte bei den Fechtern Topsportler wie Stephan Rein. Das bedeutete aber auch, jeden Tag von früh bis spät in der Halle zu stehen, während der Saison dann zudem die Wochenenden bei Spielen unterwegs zu sein. Auch ein Grund für seinen nun gewählten Lebensplan.
Heidenheim wird in seinem wahrlich abwechslungsreichen Leben immer ein besonderes Kapitel darstellen. Hier wuchsen seine Kinder auf, die mittlerweile einen beeindruckenden Weg gegangen sind, beide in den USA leben und herausragende Basketballer sind. Der 21-jährige Leon hat ein Stipendium bekommen, studiert Psychologie und spielt hochklassig Basketball in der Division I, die 18-jährige Maya ist noch an der Highschool, hat schon 30 Angebote für Uni-Stipendien und wird immer wieder für die deutsche Nationalmannschaft angefragt.
In Heidenheim hat sich Nahar immer wohlgefühlt. „Mir hat eigentlich alles gefallen, die Arbeit, die Lage der Stadt, vor allem aber die Menschen. Es gibt einige, die mir sehr ans Herz gewachsen sind“, betont der scheidende Coach. Innerhalb der Basketballabteilung gab es nie Probleme und das Bedauern ist groß, ebenso wird er bei den Fechtern geschätzt und es ist beeindruckend zu sehen, wie die Kinder zu ihm aufblicken – nicht nur wegen des Größenunterschiedes. Und doch gab es am Ende Gründe, das Kapitel zu beenden. Nahar beschreibt es einfach so: „Ich habe deutliche Zeichen bekommen, dass die Zeit in Heidenheim zu Ende ist.“
Großes Bedauern bei den Heidenheimer Basketballern
Ein schwerer Schlag ist Mike Nahars Abschied für die Basketballer des HSB. Für die Abteilung war er ein Glücksfall – nicht nur als Trainer in der Halle, sondern auch als Freund und Ratgeber. „Mike hat uns Trainern in den vergangenen Jahren wertvolle Impulse gegeben und uns in unserer Entwicklung unterstützt“, sagt beispielsweise Vera Frey, die in der kommenden Saison die Damen trainieren wird.
Fehlen wird Nahar aber auch im privaten Bereich. Vera Freys Mann Adrian ist einer von mehreren Akteuren in der Abteilung, der mit dem Niederländer bei Unternehmungen unvergessliche Momente erlebte. „Dass er bald nicht mehr in Heidenheim ist, kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen“, so Adrian Frey.