Heidenheimer Coach blickt zurück

Hockey-Legende Franz Maier: einst Bundesliga-Aufstieg, dann Trainer beim HSB

15 Jahre lang coachte der einstige Junioren-Nationalspieler Franz Meier erfolgreich beim HSB. Jetzt hört er auf – doch das Leben abseits von Hallen und Sportplätzen fällt ihm noch schwer.

„Wo gasch du na?“ – Wer hätte gedacht, dass die Antwort auf diese einfache Frage, die Franz Meier als Neunjähriger seinem Schulkameraden stellte, einmal so großen Einfluss haben sollte. Er gehe zum Hockeytraining, sagte der Befragte damals. Und Franz Meier ging dann auch mal mit.

Runde sechs Jahrzehnte lang ist der inzwischen 69-Jährige seitdem zum Hockey gegangen, erst als Spieler, dann als Trainer, zwischendurch auch gleichzeitig in beiden Funktionen. Das Spiel mit Ball und Schläger hat dem gebürtigen Söhnstetter zahlreiche sportliche Höhenflüge beschert – von der deutschen A-Jugend-Vizemeisterschaft bis hin zum Bundesliga-Aufstieg und Berufungen in die Junioren-Nationalmannschaft.

Die letzten 15 Jahre wirkte Meier als Trainer beim HSB, wo er die Männermannschaft von der 2. Verbandsliga zwischenzeitlich bis in die Oberliga (vierthöchste deutsche Spielklasse) führte und mit den Damen den Sprung von der 2. in die 1. Verbandsliga schaffte.

Ich vermisse das wie die Hölle.

Franz Meier über das Leben ohne Hockey

Jetzt aber hat er den Schlussstrich gezogen. Zum einen wollte er schon immer mit 70 aufhören, zum anderen zwingen ihn gesundheitliche Gründe zum Kürzertreten. An ein Leben ganz ohne Hockey muss er sich aber erst noch gewöhnen. „Ich vermisse das wie die Hölle“, fasst er den Schmerz etwas flapsig zusammen.

Auch die Hockey-Abteilung des HSB wird ihn vermissen. „Es ist schwer, diese Lücke zu schließen“, sagt der 2. Abteilungsleiter Carsten Behr und macht sich nichts vor. Franz Meier sei sehr zuverlässig gewesen („In all den Jahren hat er vielleicht zweimal als Trainer gefehlt“) und hatte außerdem „für jeden ein offenes Ohr“.

Arbeiteten lange Zeit zusammen: Carsten Behr (links) und Franz Meier. Foto: Rudi Penk

Franz Meier und Hockey: Das war fraglos Liebe auf den ersten Blick. Damals beim ersten Training in Ulm, wohin seine Familie 1961 gezogen war, sei ihm „nach zehn Minuten“ schon klar gewesen, wie sehr das zusammenpasst. Seinem damaligen Freund, der im Tor stand, bugsierte er in der ersten Übungseinheit gleich drei Treffer ins Netz. Ein Senkrechtstart in den Hockey-Himmel sozusagen.

Allerdings traf er bei seiner Familie auf nicht allzu viel Verständnis für die neue Leidenschaft. Im Hause Meier stand klar der Fußball im Fokus. „Alle 14 Tage sind wir nach Stuttgart gefahren, um die VfB-Heimspiele zu besuchen“, erzählt Franz Meier. Wenn schon sportliche Karriere, dann in diesem Bereich – so jedenfalls stellte es sich der Vater vor.

Bruder Helmut Meier spielte in der 2. Bundesliga beim SSV Ulm

Den „Ausbüxer“ strafte das Familienoberhaupt mit Gleichgültigkeit. „Er hat kein einziges Hockeyspiel von mir angeschaut. Aber vielleicht war es auch besser so“, sieht es Franz Meier im Nachhinein gelassen. Die Fußball-Ehre des Vaters rettete stattdessen Franz´ jüngerer Bruder Helmut, der zwischen 1979 und 1981 Stammspieler beim damaligen Zweitligisten SSV Ulm 1846 war.

Franz Meiers Liebe zum Hockey hat sich allerdings ganz widerstandslos auf dessen eigene Kinder und Kindeskinder übertragen. Der Sohn, Franz Meier junior, spielte beim Bundesligisten HTC Stuttgarter Kickers, Tochter Daniela beim Bundesligisten Hannover 78. Auch die beiden Enkel Ole und Frieda greifen schon zum Schläger. Die Enkeltochter tat es bereits mit zwei Jahren. Früh übt sich.

Die erfolgreiche Karriere ihres Großvaters könnte für sie durchaus Vorbildcharakter haben. Franz Meier, der sich im elterlichen Betrieb zum Metzger ausbilden ließ und später als Metzgermeister selbstständig machte, konnte sich in jungen Jahren in der ansonsten überwiegend von Studenten bevölkerten Hockey-Szene glänzend behaupten. In Landestrainer Horst Ruoss fand er einen „Ziehvater“, wie er sagt. Berufungen in die württembergische Auswahl folgten später Einsätze in die Junioren-Nationalmannschaft.

Damals war's: Franz Meier (vorne) galt als Abwehrspezialist. Foto: privat

Als die Familie von Ulm nach Heilbronn zog, wäre es allerdings fast vorbei gewesen mit der Hockey-Karriere. Das Niveau, das er an neuer Wirkungsstätte vorfand, sei so schlecht gewesen, dass er aufhören wollte. Doch dann stand wieder Horst Ruoss vor der Tür – und holte ihn zum Regionalligisten HC Ludwigsburg in die damals zweithöchste Spielklasse. Dort fand er im Vergleich zum eher familiär geprägten SSV Ulm professionelle Strukturen vor und konnte sich mit Weltklasse-Spielern messen – wie etwa dem Olympiasieger von 1972, Uli Vos („Der hat gegen mich keine Kugel gesehen“).

Es folgte die Rückkehr nach Ulm mit dem Aufstieg 1982 in die Bundesliga als Höhepunkt. Mit 36 Jahren beendete er die aktive Laufbahn als Spieler. Da hatte er längst parallel auch schon als Trainer gearbeitet. Über den Heidenheimer Ex-Nationalspieler Torsten Becker, der in Ulm spielte, wurde der Kontakt zum HSB hergestellt, bei dem er schließlich am 1. April 2009 als Trainer einstieg.

Für uns ein Glücksfall.

Carsten Behr, 2. Abteilungsleiter der HSB-Hockey-Abteilung, über Franz Meier

„Für uns ein Glücksfall“, sagt Carsten Behr. Wie zum Trost kündigte der HSB-Funktionär an, dass die Suche nach einem Nachfolger vor dem Abschluss stehe und eine „gute Lösung“ zu erwarten sei. Wer immer es auch sein wird: Die Fußstapfen, die Franz Meier hinterlassen hat, sind groß.

Mit der Ü60 bei Weltmeisterschaften

Auch in späten Jahren war Franz Meier noch als Hockeyspieler erfolgreich. Als Mitglied der Ü60-Nationalmannschaft nahm er an WM- oder EM-Turnieren unter anderem im australischen Newcastle, in Barcelona oder London teil. In Glasgow holte er mit seinem Team die Bronzemedaille.

Was die Position betrifft, verfügt der beidhändig agierende Meier sowohl über defensive wie offensive Erfahrungen: „Ich habe als Libero angefangen und als Rechtsaußen aufgehört.“

Die Faszination des Hockeysports beschreibt der heute in Langenau wohnende Franz Meier so: „Ein Spiel mit unglaublicher Dynamik, man muss sehr komplex denken.“ Im Hockey wird jeglicher Körperkontakt geahndet, das Vorausahnen von Spielzügen ist von großer Bedeutung. „Ein Zuspiel des Gegners abzulaufen, ist die einfachste Möglichkeit, an den Ball zu kommen.“

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