Ringen/Deutscher Ringer-Bund

Kommender Bundestrainer: Christian Fetzer gibt einen emotionalen Einblick in seine Gefühlswelt

Was für eine Neuigkeit! Ringer Christian Fetzer wurde bei der TSV Herbrechtingen groß, war Vize-Europameister und beendet nun beim RSV Rotation Greiz seine Karriere als Zweitligameister. Denn ab 2025 wird der 40-Jährige neuer Bundestrainer im Nachwuchsbereich. Was er dazu sagt und wieso das für seinen ehemaligen Trainer, Bernd Biller, keine Überraschung ist:

Was für eine Woche: Als „brutal emotional“ beschreibt Christian Fetzer die vergangenen Tage. „Wow, das waren gefühlt eine Million Nachrichten, die ich bekommen habe.“ Der 40-Jährige ist stressresistent, schließlich steht er seit Jahren als Ringer im Rampenlicht. In erster Linie in der Bundesliga. In dieser Saison wird Fetzer mit seinem Verein, dem RSV Rotation Greiz (Thüringen), die Meisterschaft in der 2. Liga feiern (Fetzer hat als Kapitän bislang eine Bilanz von neun Siegen in zwölf Kämpfen). Der anstehende Heimkampf gegen Markneukirchen wird aber sein letzter Auftritt als aktiver Ringer sein.

Allein das nimmt Fetzer emotional mit. Dabei könnte er durchaus noch weiter ringen, der ehemalige Herbrechtinger ordnet aber seine berufliche Karriere neu: Ab Januar 2025 übernimmt Fetzer die Position des Nachwuchs-Bundestrainers im griechisch-römischen Stil beim Deutschen Ringer-Bund. Es ist eine Vollzeitstelle. Er habe sich gegen fünf weitere Bewerber durchsetzen können, erzählt Fetzer, der jetzt einen Aufhebungsvertrag beim Landratsamt Ostalbkreis (Geschäftsbereich Straßenverkehr) unterschrieben hat. „Ich bin dankbar, dass das doch noch geklappt hat. Es war ja alles sehr kurzfristig.

Voller Power: Christian Fetzer im Dress des RSV Rotation Greiz. Foto: RSV Rotation Greiz

Fetzer wechselt damit aus einer unbefristeten in eine befristete Anstellung: Bundestrainer wird Christian Fetzer zunächst für vier Jahre. „Ich weiß, dass das ein Risiko ist. Ich will das aber unbedingt machen. Ringen ist meine Leidenschaft. Jetzt kann ich mein Hobby zum Beruf machen“, erklärt er.

Bislang fühlte Fetzer – neben seinem normalen Beruf – mehrere Funktionen in seiner Sportart aus. Er war nicht nur aktiver Ringer, sondern war auch als Ringer-Vermittler tätig und sammelte als Landestrainer im Württembergischen Ringerverband bereits Erfahrungen. Zudem war er auch als Co-Trainer des amtierenden Bundestrainers Maik Bullmann bei bestimmten Großveranstaltungen, wie den U-17-Welt- und Europameisterschaften, im Einsatz. „Das war schon sehr viel, ich habe das ja ehrenamtlich gemacht“, erzählt Fetzer. Nun könne er sich voll und ganz seiner Passion widmen und werde künftig nur noch die Bundestrainer-Stelle ausfüllen.

Das wäre so, wenn im Fußball Julian Nagelsmann noch mitspielen würde.

Christian Fetzer über den Bundestrainer.

Seine Ringerkarriere sei nicht mit dem Amt des Bundestrainers vereinbar. „Ich kämpfe aktuell auch gegen talentierte Nachwuchssportler. Das wäre so, wenn im Fußball Julian Nagelsmann (Bundestrainer) noch mitspielen würde“, wählt Fetzer einen besonderen Vergleich.

Nach 34 erfolgreichen Jahren „auf der Matte“ beendet Christian Fetzer seine Karriere, während der er unter anderem die Silbermedaille bei der Europameisterschaft 2005 in Bulgarien gewann. Dabei fing alles bei der TSV Herbrechtingen an. Christian Fetzers Eltern leben noch in Herbrechtingen und engagieren sich seit jeher bei der TSV.

Bernd Biller trainiert die Oberliga-Mannschaft der TSV Herbrechtingen in der Oberliga. Foto: Markus Brandhuber

„Christian wird immer einer von uns sein“, sagt Bernd Biller. Der Trainer der Oberliga-Mannschaft der TSV hat einst selbst in einer Mannschaft mit dem damals 15- und 16-jährigen Christian Fetzer gerungen – und war zugleich auch dessen Trainer. „Ich kenne Christian seit seiner Geburt“, freut sich Biller über den Werdegang seines ehemaligen Schützlings. „Wir sind mit ihm 1999 in die Oberliga aufgestiegen“, erinnert sich Biller an den damals 52 Kilogramm leichten Fetzer. In der Oberliga gab es für die TSV damals einige „Klatschen“. Für die TSV hieß es: „Augen zu und durch. Aber das hat uns zusammengeschweißt“, so Biller.

Auch andere noch aktive Ringer wie Lars Strauß oder Tobias Fischer haben mit Fetzer noch zusammen gerungen. „Auch für unseren Verein ist es eine ganz tolle Sache. Wir freuen uns mit Christian“, betont Biller, der eine Zeit lang auch Fetzers Arbeitskollege gewesen ist: Beim Landkreis Heidenheim hatte Christian Fetzer einst seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten gemacht. Und wie war Fetzer als Sportler? „Immer ehrgeizig, trainings-fleißig und quirlig. Es war abzusehen, dass er es relativ weit bringen wird“, sagt Bernd Biller.

Nach einem Kampf: Christian Fetzer mit seiner Frau Maike. Foto: RSV Rotation Greiz

Fetzer selbst freut sich zunächst einmal auf seinen Abschiedskampf am Samstag. „Wir werden Zweitligameister, es passt perfekt zusammen“, sagt der 40-Jährige („Mit 40 hört man auf“), der seit vier Jahren für den RSV Rotation Greiz auf die Matte geht.

Seine Frau Maike, mit der er im Ostalbkreis wohnt, freue sich sehr für ihn, tue sich aber auch noch schwer. „Ich werde oft weg sein“, sagt Fetzer, der dann bei den verschiedenen Bundesstützpunkten wie denen in Heidelberg, Frankfurt an der Oder oder Saarbrücken präsent sein wird. Ab und an möchte Christian Fetzer seine Frau aber mit zu Trainingslagern mitnehmen. „Damit der Hausfrieden nicht schief hängt“, scherzt er.

Biss in die Silbermedaille: Christian Fetzer beim Empfang durch die Stadt Herbrechtingen im April 2005, nachdem er in Bulgarien Vize-Europameister geworden war. Foto: HZ-Archiv

Das Ziel als künftiger Bundestrainer sei es, talentierte Ringer aus dem Nachwuchsbereich in den Männerbereich zu überführen. „Es ist eine der wichtigsten Stellen im System“, sagt Fetzer über sein künftiges Amt, in dem er sich um die Altersklassen U 20, U 17 und auch die U 15 kümmern wird.

Bevor er die neue berufliche Herausforderung als Bundestrainer angeht, fliegt er für drei Wochen in den Urlaub. „Es ging jetzt alles so schnell, sagt Christian Fetzer. „Ich bin noch überwältigt und überrumpelt zugleich. Es ist aber mein Traum und ich habe richtig Bock drauf.“

Die stolze Bilanz von Christian Fetzer

Während seiner Laufbahn war Christian Spezialist im griechisch-römischen Stil.

DM B-Jugend 1999: 3. Platz

DM A-Jugend 2002: 3. Platz

2004 Deutscher Juniorenmeister und Deutscher Vizemeister Männer

2005: 3. Platz DM Männer

2005: Vize-Europameister

2008: Deutscher Vizemeister Männer

2009: Deutscher Meister, bis 66 kg

2010: Deutscher Meister, bis 66 kg

2011: Deutscher Vizemeister Männer bei der Heim-DM in Herbrechtingen

2012: Deutscher Vizemeister Männer

2019: DM Männer, bis 72 kg/3. Platz

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