Matthew Bülau hat ein paar harte Tage hinter sich: Am Mittwoch vergangener Woche flog er von Columbus/Ohio, wo er studiert, über Atlanta und Kopenhagen nach Frankfurt und machte dann einen kurzen Abstecher nach Heidenheim, um seinen Fechtanzug zu holen. „Dann habe ich mich drei Stunden schlafen gelegt und bin um ein Uhr nachts wieder zurück nach Frankfurt gefahren. Und von dort sind wir um sieben Uhr über Istanbul nach Kairo geflogen“, berichtet der junge Heidenheimer, der seit seinem sechsten Lebensjahr ficht.
Drei Kontinente an zwei Tagen
Seit Montag ist er nun wieder zurück in der Heimat und kann konstatieren: Die Strapazen haben sich gelohnt. Denn Matthew Bülau hat sich beim Junioren-Weltcup in der ägyptischen Hauptstadt bis auf Platz fünf vorgekämpft und damit das Ticket für die Europa- und die Weltmeisterschaften in diesem Jahr gelöst. Ein großer Erfolg, aber natürlich auch ein anstrengendes Programm. „Ich fühle mich trotzdem gut“, sagt der 19-Jährige über den Reisestress. Zur Wettkampfpraxis gehöre es nun einmal, „den Jetlag zu ignorieren und trotzdem zu fechten“.
Kindheitserinnerungen kommen hoch
Diese Wettkampferfahrung wird Matthew Bülau am kommenden Wochenende gut brauchen können. Denn die Konkurrenz beim 71. Heidenheimer Pokal wird noch einmal eine ganz andere sein als in Kairo. Für ihn ist es die erste Teilnahme im Herrenbereich. „Ich freue mich unglaublich. Als Kind stand ich Spalier bei den Fechtertagen und habe die großen Fechter abgeklatscht. Es war immer mein Traum, hier mitzufechten“, so Bülau. Dass es in diesem Jahr endlich mit der Qualifikation geklappt habe, sei „sehr, sehr cool“.
Große Reichweite als Vorteil
Ein konkretes sportliches Ziel hat er sich für seine Premiere im Herrenbereich nicht gesetzt. „Das ist mein erster Herren-Weltcup. Ich will das Ding locker angehen, gucken, wie es läuft. Trotzdem aber auf jeden Fall Gas geben, 100 Prozent geben“, sagt der 2,08 Meter große Modellathlet. Richtig eingesetzt, sei dieses Gardemaß dank der größeren Reichweite durchaus von Vorteil. „Wenn man groß ist, kann man aber auch schnell an Koordination und Schnelligkeit verlieren. Ich muss da auf jeden Fall auch mehr trainieren“, erklärt Bülau.
Auch sonst sieht er bei sich durchaus noch ungehobenes Potenzial. Als verbesserungswürdig schätzt Bülau beispielsweise seine Beinarbeit ein. „Ich könnte auch meinen Oberkörper noch besser aufbauen, damit ich beim Ausfall länger oben bleiben kann. Oder meinen unteren Rücken stärken. Da gibt‘s auf jeden Fall noch einige Baustellen“, gesteht er freimütig. Sein Trainer Wilhelm Ewert bescheinigt ihm einen großen Siegeswillen. „Und seitdem ich in den USA lebe, ist er sogar noch größer geworden“, fügt Bülau an.
Der ganz große Traum
Der Bronzemedaille im Einzel und der Team-Silbermedaille bei der Junioren-EM im vergangenen Jahr würde der HSBler 2025 gern weiteres Edelmetall folgen lassen. Das Ziel sei, „im Einzel und mit der Mannschaft nach der Goldmedaille zu greifen. Und eine Weltmeisterschaftsmedaille steht auch ganz oben auf meiner Liste“. Und was die weitere Zukunft angeht, erlaubt sich der 19-Jährige den ganz großen Traum: den von einer olympischen Goldmedaille.
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Apropos Olympiasieg: Sollte er erfolgreich durch die Vorkämpfe am Donnerstag kommen, besteht durchaus eine Chance, dass er die Klingen mit dem Olympiasieger von Paris, Kōki Kanō, kreuzen darf. „Da würde ich mich natürlich riesig freuen, das wäre so etwas wie ein Sechser im Lotto. Aus so einem Gefecht kann man richtig viel mitnehmen, da kann ich schauen, wo ich stehe in der Welt. Wie weit ich noch entfernt bin von meinem Ziel“, so Bülau.
Auch Horant Kummer ist dabei
Mit Horant Kummer gibt ein weiterer Heidenheimer Fechter sein Debüt beim Heidenheimer Pokal. Er ist ebenso wie Bülau 19 Jahre alt. Und wie jener kann auch Kummer bereits auf einige Erfolge zurückblicken. „Er ist 2023 zusammen mit der Mannschaft deutscher Meister geworden. Und dieses Jahr hat er bei einem Qualifikationsturnier für die Juniorenweltmeisterschaft den dritten Platz belegt“, so Wilhelm Ewert. Für den Weltcup erwartet er von seinem Schützling, dass er sich so gut wie möglich verkauft, schränkt aber ein: „Er ist ja noch sehr jung und wird nervös sein.“
Finalkämpfe am Freitag und am Samstagabend
Der 71. Heidenheimer Pokal und das Turnier der Nationalmannschaften um den Voith-Cup werden vom morgigen Donnerstag bis zum Samstag in der Bibrishalle in Herbrechtingen (Brückenstraße 13) ausgetragen. Das Einzel-Weltcupturnier startet am Donnerstag um 8 Uhr und wird am Freitag ab 8:30 Uhr mit dem 64er-K.o. fortgesetzt. Ab 17 Uhr finden die Finalkämpfe statt. Der Mannschaftswettbewerb beginnt am Samstag um 8 Uhr, das Finale ist für 19 Uhr geplant.