Harald Ott aus Schnaitheim macht seit mehr als 50 Jahren Motocross
Seit mehr als 50 Jahren sitzt der Schnaitheimer Harald Ott auf dem Motorrad und tritt für den MSC auf der Motocross-Strecke bei Rennen an. Momentan gönnt er sich und seinem Körper eine Auszeit, aber sobald es möglich ist, will er sich wieder auf sein Motorrad schwingen. Er war mehrfacher Deutscher Meister im Motocross, im Supermoto sowohl in der Jugend als auch in der Seniorenklasse. Höhepunkt seiner Karriere war der Europameisterschaftstitel 1998 im Supermoto.
Im Alter von drei Jahren saß das Ausnahmetalent das erste Mal auf einem Motorrad. „Quasi mit dem Schnuller im Mund“, erzählt er schmunzelnd. Dieser Sport habe ihn von klein auf fasziniert und habe in Schnaitheim über all die Jahre perfekte Trainingsmöglichkeiten vorgefunden. „ Im Motocross werden alle Körperfunktionen beansprucht“, erzählt er. „ Man muss körperlich topfit sein während der Saison, Koordination besitzen und eine gewisse Risikobereitschaft und Willenskraft haben, um diesen Sport erfolgreich ausüben zu können”, so Ott. Seien diese Eigenschaften nicht vorhanden, könne es gefährlich werden.
Das Training ist anstrengender als früher
Um die entsprechende Fitness zu erlangen, müsse er sich beim Training mehr schinden als früher, erzählt der Motorsportler. „Im Winter bin ich immer etwas fauler, trainiere weniger als früher, was ich dann aber am Anfang der Saison büßen muss”, gibt er zu. Mehrmals die Woche geht Harald dann zum Joggen, setzt sich aufs Fahrrad oder macht Gymnastik, um wieder fit zu werden und seinen Körper auf die lange Wettkampfsituation vorzubereiten. Durch das intensive Training werde der Körper im Alter noch mehr beansprucht als früher. „Zum Glück ist meine Frau Rita Physiotherapeutin, sie kann mich bei Überbeanspruchung der Gelenke und Muskeln zeitnah behandeln“, ergänzt Harald Ott.
Er war schon bei etlichen Stürzen von Trainingskollegen dabei und hatte über die Jahre auch selbst immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, da Stürze bei dieser Sportart einfach nicht ausbleiben. „Angst darf man weder beim Training noch beim Rennen haben, sonst kann man diese Sportart nicht betreiben”, berichtet er. Trotzdem: “Je älter ich werde, desto vorsichtiger fahre ich auch, weil ich genau weiß, was ein Sturz für mich und meinen Körper bedeuten kann“, ergänzt er.
Der Sport hat sich verändert
Aber nicht nur Harald Ott ist älter geworden, auch der Sport hat sich seiner Meinung nach im Lauf der Jahre verändert: Die Motocross-Strecken seien früher weitläufiger geworden. “Die Kurven und Fahrtechnik war wichtiger, heute gibt es viel mehr Sprünge auf der Strecke, die zwar spektakulär sind, aber auch Risikobereitschaft und eine spezielle Sprungtechnik erfordern”, sagt Ott. Der ganze Sport sei
aufwendiger und teurer geworden. “Früher hatte fast jeder Motocross-Fahrer einen Hauptjob, heutzutage muss man diese Sportart professionell betreiben, um international oder auch deutschlandweit erfolgreich zu sein”, erläutert Ott.
Als Einkunftsquelle jedoch sei der Sport schlecht geeignet: “Man investiert viel Geld und Zeit, und es bleibt leider wenig bis nichts hängen“, erzählt der Schnaitheimer. Talente gebe es mittlerweile in allen Ländern und auch Akademien, in denen junge Fahrer gefördert werden. Harald Ott hat schon immer bei seinen Eltern in der Auto-und Motorradwerkstatt in Schnaitheim mitgearbeitet. Mittlerweile hat er sich auf den An- und Verkauf von Off-Road-Motorrädern spezialisiert. Nebenher gibt er auch ab und an sein Wissen als Personal Trainer auf der Motocross-Strecke weiter.
Wie lange fährt er noch?
Harald Ott ist nun 55 Jahre alt und betreibt diesen Sport seit über 50 Jahren. Da stellt sich schon mal die Frage, wann er denn „in Rente” geht und das Motorrad endgültig in der Garage stehen lässt. „Mich wundert es selbst, dass mein Körper die Belastung dieses Sportes so lange mitgemacht hat, ohne größere Schäden davongetragen zu haben”, sagt Ott. Er kenne keinen Fahrer in Deutschland, der über so viele Jahre ohne Unterbrechungen Rennen gefahren sei.
“Das Niveau von früher kann ich zwar nicht mehr erreichen, aber es macht mir nach wie vor Freude, mich mit anderen, teilweise jüngeren Fahrern zu messen”, sagt er. Rennen würden ihm Abwechslung bringen und eine Herausforderung darstellen. “So lange die Freude und die Gesundheit noch da sind, um diese Sportart zu betreiben, bleibe ich dem Motocross erhalten“, ergänzt er.