SPD-Landeschef versucht sich als Quarterback

Politiker im Vollkontakt: Andreas Stoch trainierte mit dem Schnaitheimer Footballteam

Der Mann hat keine Berührungsängste – im Rahmen seiner Aktion „Sport mit Stoch“ war der Landtagsabgeordnete und SPD-Fraktionschef Andreas Stoch aus Heidenheim kürzlich sogar zweimal an einem Tag im Einsatz. Zuerst zum Boxen im Olympiastützpunkt Heidelberg und abends in Schnaitheim beim Footballtraining der Ostalb Highlanders.

Der Weg zu den TSG-Footballern führte Stoch über deren Trainer Thomas Boss. „Ich hatte ihn im Dezember über Facebook angeschrieben, weil wir früher zusammen auf dem Gymnasium waren, zusammen Basketball gespielt haben, wir kennen uns zwischen 35 und 40 Jahren“, berichtet „Wallace“, wie er bei den Highlanders genannt wird.

Und der 54-Jährige kam gerne, wenn auch mit gewissem Respekt vor der mittlerweile auch in Deutschland gut bekannten US-Sportart, die zwar bei weitem nicht nur eine körperbetonte Seite hat, sondern viel Spielverständnis und geistige Disziplin erfordert, aber eben doch extrem auf die Knochen gehen kann.

Einmal den SPD-Chef abräumen

So versammelte sich am Fischerweg eine erwartungsfrohe Mannschaft, die gespannt war, wie sich der Politiker denn aus der Affäre ziehen würde. Einmal den SPD-Chef abräumen – das war vielleicht für den ein oder anderen eine reizvolle Vorstellung. Stoch bekam ein Trikot und die entsprechende Schutzausrüstung verpasst, dann ging es schon ans Aufwärmprogramm.

Ausrüstung muss sein: Coach Thomas Boss, Andreas Stoch, Hendrik Rupp von der SPD-Pressestelle und Trainer Christian Wallner bei der Vorbereitung. Markus Brandhuber

Hier schlug sich die Nr. 80 gut, bei den ersten spieltechnischen Einheiten dann die Überraschung: Passroute laufen, umdrehen, den Wurf des Quarterbacks entgegennehmen – all das war für Stoch kein großes Problem. Und anschließend gab es seitens der Highlanders durchaus bewundernde Blicke, als der Abgeordnete selbst zum Spielmacher wurde, das gar nicht so leicht zuwerfende Ei in schönem Bogen dorthin warf, wo es hin soll. „Ich habe mal Handball gespielt, ich glaube, da findet man recht schnell rein“, erklärt Stoch, der sich in der Quarterback-Rolle durchaus wohl fühlte.

Schnell den Bogen raus

Aber dann gibt es im Football ja die Szenen, in denen Körper mehr oder weniger brachial aufeinander knallen. Tackeln wird das genannt und stand als Nächstes auf dem Programm. Hier wollten die Coaches aber keine Verletzung des SPD-Landeschefs riskieren, so wurde – wie oft im Training – gegen Dummys oder rollende Autoreifen getackelt. Hart genug. Stoch warf sich mit aller Kraft gegen die pendelnde Figur und bestellt sicherheitshalber noch eine Motivationshilfe: Sein „ich hätte gerne ein Bild von Kretschmann drauf“ war aber natürlich nur Spaß.

Schon das Aufwärmprogramm hat es bei den Footballern in sich. Markus Brandhuber

Von dem hatte der Fraktionsvorsitzende in den eineinhalb Stunden bei den Highlanders trotz der Anstrengung jede Menge, ließ sich zum Abschluss noch von der zweiten Gruppe das Flag-Football erklären. Diese laufintensive und weniger harte Variante, die übrigens bald olympisch wird, gehört bei der TSG ebenfalls zum Spielbetrieb.

Die Faszination Football

Danach endete ein langer Arbeits- und Sporttag mit einigen neuen Erkenntnissen. „Tatsächlich merke ich, dass ich nicht mehr 22 bin, aber mir macht es nach wie vor Spaß“, sagt Stoch, der selbst Fußball, Handball, Tennis und vor allem Basketball betrieben hat, im Sport der Korbjäger auch einen Trainerschein besitzt.

Inzwischen probierte er zahlreiche weitere Disziplinen selbst aus, hat noch jede Menge Einladungen – bis hin zum Unterwasser-Rugby. Der Sport mit dem Leder-Ei nimmt dabei eine besondere Rolle ein: „American Football hat für mich wirklich eine Faszination, weil da Leute ganz unterschiedlicher Konstitution spielen. Jeder hat seine Aufgabe und das Team ist nur erfolgreich, wenn alles gut zusammen passt. Das ist ein Synonym dafür, wie die Gesellschaft funktionieren muss“, so Stoch.

Blutige Knie inklusive – ganz ohne Blessuren kann so eine Einheit nicht abgehen. Markus Brandhuber

Dazu kommt ein anderer Aspekt: „Es macht einfach tierisch Spaß, wenn du den Sportdress anhast, in die Gruppe hinein kommst und jeder redet ganz normal mit dir. Das ist auch der Sinn meiner Geschichte. Ich möchte nicht, dass Politik als etwas Abgehobenes erscheint. Ich möchte ein Signal setzen und gleichzeitig Werbung für den Sport machen, weil da so viel ehrenamtliches Engagement drin ist.“

Sportarten auszuprobieren, die man sonst nur im Fernsehen sieht, könne er nur empfehlen. „Ich denke, die Highlanders würden sich freuen, wenn mal der ein oder andere Interessierte vorbeikommt“, sagt der Heidenheimer und hofft, dass die TSG-Abteilung wieder an alte Zeiten anknüpfen kann. „Die Schnaitheimer haben jetzt ein Tal durchschritten, aber wenn ich so den Leuten, vor allem den Trainern zuhöre, dann sind da ganz viele motivierte Neue dabei.“

Highlanders weiter im Wiederaufbau

Für die Highlanders, die derzeit mit vielen Aktionen versuchen, neue Interessenten zu gewinnen, war es sicher ein kleiner Motivationsschub. „Der Andi hat sich nahtlos eingefügt. Er hatte, ein bisschen Bammel, als ich gesagt habe, dass wir Tackeln, aber als er gesehen hat, dass es gegen Dummys geht, hat er es sich nicht nehmen lassen, da mitzumachen“, sagt Thomas Boss schmunzelnd.

Mit der Saison in der Aufbauliga sind die Highlanders zufrieden, auch wenn sie noch zu keinem Sieg reichte – dies war aber auch gar nicht das Ziel. So hofft „Wallace“, dass der hohe Besuch ein weiterer Baustein war. „Es war auch für uns ganz toll, weil wir im Neuaufbau sind. Wir haben ein wahnsinnig motiviertes Team, eine super Stimmung, sind aber auch leistungsorientiert und brauchen noch Zuwachs.“

Die Aktionen der Highlanders

Am Wochenende nach Andreas Stochs Besuch hatten die Footballer der TSG Schnaitheim ein Try-out mit renommierten Coaches, nun folgen noch einige Werbeaktionen. Am 17. und 18. August sind die Highlanders auf dem Straßenfest in Königsbronn, am 3. Oktober mit ihrem Burger-Verkauf beim OBI in Giengen und am 5. Oktober mit Wurfnetz und Infostand in den Schloss_Arkaden.

Zuvor findet am 1. September das letzte Heimspiel in der Aufbauliga statt. Dieses läuft als "Blaulichtspiel", alle Angehörigen von Feuerwehr, Polizei, DRK usw. bekommen bei Vorlage von Dienstausweis freien Eintritt.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar