Sich in den oberen deutschen Schachligen zu behaupten, ist nicht einfach, denn dort tummeln sich zahlreiche Topspieler aus aller Welt. Erst kürzlich gab beispielsweise Ex-Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen, der weiterhin als bester Spieler gilt, sein Debüt für den Bundesligisten FC St. Pauli.
Auch bis hinunter in die dritt- und vierthöchste Liga geht es kaum ohne Legionäre. Dies bekamen auch die Sontheimer zu spüren, die sich trotz dezenter ausländischer Unterstützung vor einiger Zeit wieder aus der Oberliga (damals dritthöchste Spielklasse) verabschieden mussten.
Rückkehr in die Oberliga?
Nun könnte es in diese Liga zurückgehen, vergangenes Wochenende übernahm die erste Mannschaft des SK mit einem 5,5:2,5-Sieg bei Schwäbisch Gmünd II die Tabellenführung in der Verbandsliga. Nach fünf Begegnungen führen die Denksportler aus dem unteren Brenztal mit 9:1 Punkten vor Böblingen II (8:2) und Spraitbach (7:3).
Gegen beide direkten Konkurrenten müssen die Sontheimer noch spielen, wobei nach Ansicht des SK-Übungsleiters Roland Mayer das Heimspiel am 9. Februar (10 Uhr, Graues Schulhaus Sontheim) vorentscheidend wird.
Erfolgsfaktoren und Nachwuchsarbeit
Das bisher gute Abschneiden liegt unter anderem an einem Neuzugang: Fide-Meister Thomas Brückner hat sich dem SK angeschlossen und holte am ersten Brett bisher 3,5 von 5 möglichen Punkten. „Ganz vorn so eine Bank zu haben, hilft natürlich sehr“, erklärt Mayer, der ansonsten stark auf die Jugendarbeit setzt. Dies zeigt sich schon an Brett 2, wo bei Sontheim mit dem erst 13 Jahre alten Neil Albrecht (2 aus 4) ein absolutes Ausnahmetalent sitzt. Dazu zeigen langjährige Leistungsträger wie Sören Pürckhauer (4 aus 5) oder Thorsten Kaufmann (3 aus 4) ihr Können, ganz wichtig ist auch die gute Ausbeute der Ersatzspieler.
Aber nicht nur die erste Mannschaft ist auf Kurs. Sontheim II belegt in der Landesliga derzeit punktgleich mit Unterkochen Rang drei, nur ein Punkt fehlt auf Spitzenreiter Plüderhausen. Rein nominell dürfte hier Unterkochen der stärkste Konkurrent sein und auch hier steht das entscheidende Duell an: Am kommenden Sonntag treten die Sontheimer beim punktgleichen Konkurrenten an.
Herausforderungen in der Landesliga
In der Landesliga ist zudem Sontheims dritte Mannschaft am Start, die aktuell Rang sechs belegt und auf gutem Weg zum Klassenerhalt ist. Den wird der Schachklub Heidenheim wohl nicht mehr erreichen. Nach dem Aufstieg vor zwei Jahren und dem überraschenden Klassenerhalt in der vergangenen Saison muss das junge Team nun doch dem Niveau in dieser Liga Tribut zollen.
Ein Abstieg in die Bezirksliga wäre kein Drama, dort sind schon zwei weitere Kreisvertreter am Start: Sontheim IV und Königsbronn bilden mit Rainau und Grundbach III (alle 8:2 Punkte) das Führungsquartett. Wenn es gut läuft, ist hier also sogar noch der dritte Aufstieg für den SK Sontheim möglich. „Noch ist gar nichts erreicht, alle Mannschaften können auch den Sprung nach oben verpassen. Aber es wäre schon vorteilhaft, wenn wir mit mehreren Teams aufrücken“, erklärt Mayer. Denn in der Oberliga müsste sich der SK zwangsweise wieder mit Spielern von außerhalb verstärken, dadurch würden eigene Akteure ein Stück nach unten rücken – und die wollen ja auch auf entsprechendem Niveau gefordert werden.
Fokus auf die Jugend und Vereinsentwicklung
Ganz besonders trifft dies für die Jugendspieler zu, der Nachwuchs des SK führt derzeit auch die Jugend-Verbandsliga an. Insgesamt spielen 44 Kinder und Jugendliche im Verein, dazu kommen einige Gäste und zahlreiche kleine Schachfreunde, die in Arbeitsgemeinschaften an Schulen betreut werden. Mit ihren sechs Übungsleitern organisieren die Sontheimer zahlreiche Kurse und Trainingseinheiten. „Man muss immer dranbleiben“, sagt Mayer, der das warnende Beispiel von anderen Vereinen in der Region vor Augen hat. Ob’s nun mit einem oder mehreren Aufstiegen klappt oder nicht – für die Zukunft ist der mit 151 Mitgliedern weiterhin ungewöhnlich große Schachklub sicher gut aufgestellt.
Neue Einteilung bei den Schach-Ligen
Die beiden Schachverbände Baden und Württemberg wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren fusionieren. Deshalb wurde mit Beginn dieser Verbandsrunde unter der 1. Bundesliga und den von vier auf zwei vier reduzierten 2. Bundesligen die Baden-Württemberg-Liga eingeführt. Dadurch ist die Oberliga jetzt die vierthöchste Spielklasse, die Verbandsliga Nord, in der Sontheim derzeit vertreten ist, nur noch fünftklassig.