Auf diese Idee muss man auch erst einmal kommen: Jan Andersen, der aus Kirchheim stammt, aber für den SC Königsbronn als Wintersportler an den Start geht, war zusammen mit Skilangläufer und Kumpel Elias Keck bei der berüchtigten inoffiziellen Klapprad-Weltmeisterschaft, die im Rahmen des Pfronten Bikemarathons ausgetragen wird, dabei. 160 Teilnehmer quälten sich auf den Kult-Rädern der 1970er und 1980er Jahre zwölf Kilometer den Pfrontener Hausberg, den Breitenberg, hoch. Dabei hatten sie natürlich nur einen Gang zur Verfügung – und die ein oder andere Verkleidung.
Wir dachten, dass Anzüge aerodynamische Vorteile bieten.
Jan Andersen scherzt über die Kuhverkleidung
Um den „Viehscheid Däg“, der das Ende des Alpsommers einläutet (die Kühe kommen von der Weide in den Stall zum Überwintern), zu feiern, ließen sich auch die beiden Wintersportler etwas einfallen. Andersen besorgte für seinen Kumpel und sich einteilige Kuhanzüge. „Wir dachten, dass Anzüge aerodynamische Vorteile bieten“, scherzt der 22-Jährige. „Es war aber 30 Grad warm. Uns ist der Schweiß nur so den Rücken heruntergelaufen“, schiebt er nach. Und damit nicht genug: Vorne am Anzug gab’s Euter und an den Rädern selbst kleine Kuhglocken. „Damit sind wir auf den Kieswegen auch akustisch aufgefallen. Sie waren aber schon ein bisschen nervig“, räumt Andersen ein, der sich als Unteroffizier bei der Bundeswehr voll und ganz auf seinen Sport, die Nordische Kombination (Skispringen und anschließenden Skilanglauf), konzentrieren kann.
Allerdings konnten sich Keck/Andersen in der Spitzengruppe positionieren und hatten hier leichte Vorteile. „Es waren schon Psychospielchen, weil die Konkurrenz immer unsere Glocken hörte“, erklärt Andersen den akustischen Kniff. Anstrengend war’s auf jeden Fall, oft musste auch geschoben werden. „Mit einem Gang hast du da keine Chance“, sagt Andersen. Die Kuhanzüge halfen da also nicht weiter.
Letztlich hatte Langläufer Keck die frischesten Beine, schob nach 56 Minuten sein rosafarbenes Sanremo-Rad als Erster über die Ziellinie und darf sich nun Weltmeister auf dem Klapprad nennen. Andersen konnte zwar nicht ganz mithalten, hatte aber dennoch Grund zur Freude: „Es fühlt sich für mich trotzdem wie ein Sieg an, nachdem Elias unsere harte Arbeit in der Spitzengruppe mit dem Sieg belohnt hat.“
Die Kuhanzüge wurden inzwischen gewaschen, womöglich kommen sie noch einmal zum Einsatz, sagt Andersen, der momentan Lehrgänge im Sommerbetrieb absolviert. Ende Oktober geht es für zwei Wochen nach Norwegen, wo er mit Biathleten trainieren wird. Mitte Dezember geht schließlich die Saison für den Nordischen Kombinierer los, der hofft, sich wieder für einen Weltcup qualifizieren zu können.
Hier gibt es einige Eindrücke von der Klapprad-Weltmeisterschaft: