Der Tag war da. Und es war auch gut so. Im Oktober 2023 bestritt Franziska Mayr ihr letztes Turnier. „Morgens dachte ich noch: Oh, Gott, ich bin froh, wenn ich das nicht mehr mitmachen muss“, erinnert sich die Degenfechterin – und lacht. Zehn Jahre hat sie Leistungssport betrieben, war bei internationalen Turnieren wie zum Beispiel Weltcups im Einsatz. Wichtig auch: Hans-Jürgen Hauch behielt Recht. „Er hatte mir versprochen, dass ich bei einer Weltmeisterschaft teilnehmen werde“, sagt Mayr über den Fechttrainer des HSB, der sie 2014 bei einem Nachwuchsturnier ansprach, weil er ihren Fechtstil gut fand. 2018 war Mayr bei der Junioren- und Kadetten-WM in Verona dabei. „Da ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen“, schwärmt sie.
Heidenheim hat eine angenehme Größe. Auch wenn die Berge nervig sind.
Franziska Mayr, scherzend
Als 14-Jährige folgte sie Hauchs Ruf zum HSB nach Heidenheim. Weg vom kleinen TSV Schwaben-Augsburg. In Augsburg wurde Franziska Mayr geboren, der Landkreis Aichach-Friedberg ist ihre Heimat. Und Heidenheim? Hier habe sie sich gleich wohlgefühlt. „Heidenheim hat eine angenehme Größe. Auch wenn die Berge nervig sind“, fügt Mayr lachend an. Das Fechtzentrum liegt schließlich auf dem Galgenberg. „Dafür ist man aber schnell in der Natur.“
Und das Elternhaus nördlich von Augsburg ist auch nicht weit. Hier lebt nämlich ihre Katze, Kajali, abgekürzt einfach nur Kali. „Eine kleine Prinzessin“, sagt Franziska Mayr. „An den Wochenenden freut sie sich immer, mich zu sehen. Nach einer Woche hat sie Kuschelentzug.“ So manch einer wundere sich über das „komische Gesicht“ der orientalischen Kurzhaarkatze. „Sie hat ein spitzes, langes Gesicht und große Ohren. Wie eine Fledermaus“, sagt Mayr – und lacht.
Kali ist seit drei Jahren da. Doch auch davor gab es im Hause Mayr Katzen. „Ich bin so aufgewachsen“, sagt Franziska Mayr, die zwischen Heidenheim und ihrem Elternhaus pendelte. Dabei sei ihr schnell bewusst gewesen: Obwohl Leistungssport, mit Fechten lässt sich kein Geld verdienen. Parallel schloss sie eine Ausbildung zur Orthopädieschuhmacherin ab. Und übernahm früh Verantwortung innerhalb der Fechtabteilung. Kampfrichterin, Aktivensprecherin, Funktionärin. 2022 wurde Mayr Vorstand Sport, dazu war sie für die Pressearbeit verantwortlich. „Ein Komplettpaket“, scherzt sie.
Zuletzt konzentrierte sie sich vollständig auf die Arbeit im Internat und im Fechtzentrum. Ans Trainieren war nicht mehr zu denken. „Das hat das Karriereende begünstigt“, sagt Mayr. Was auch erklärt, warum sie bereits mit 24 – eigentlich ein „normales“ Fechtalter – Schluss machte. „Ich habe relativ viel erreicht. Aber es hat sich nicht mehr richtig angefühlt“, erklärt Mayr, die bei sich – sportlich gesehen – einen Stillstand bemerkt habe.
Franziska Mayr geht zur Bundeswehr
Das Kapitel Heidenheim ist nun zu Ende, ab Sommer geht’s für Mayr zur Bundeswehr, wo sie Kulturwissenschaften Richtung Informationsaufklärung und -verarbeitung studieren wird. Und bei der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit ihre Stärken einbringen kann. Grundausbildung in Dillingen, danach geht’s nach Flensburg in den hohen Norden (Grenze zu Dänemark). Und Katze Kali? „Die ist bei meinen Eltern in sehr guten Händen“, sagt Franziska Mayr.
Im Elternhaus nimmt Kali gerne den Kamin oder die Heizung in Beschlag. „Sie hat’s gerne warm“, sagt Franziska Mayr über die achtjährige „Kaminkatze Kali“, die „ziemlich kuschelig drauf ist“. Was das Essen angeht, sei Kali eine Prinzessin. „Es muss schon das etepetete Futter sein. Sie hat einen empfindlichen Magen“, erklärt Mayr. „Sonst landet das Essen auch schon mal auf dem Boden.“
Von den Kuscheleinheiten macht Franziska Mayr – wie es sich gehört – viele Bilder. „Dann werden meine Freunde mit Fotos zugespammt. Aber nicht alle teilen meine Begeisterung“, sagt sie im Scherz. An Kali schätzt sie, dass sie feinfühlig ist. „Katzen können, wie Menschen, auch mal einen schlechten Tag haben.“
Auf so einen schlechten Tag fiel auch das Fotoshooting für die Heidenheimer Zeitung im heimischen Garten. Die orientalische Kurzhaarkatze trat wie eine waschechte Diva auf, fauchte und widersetzte sich. „Sie fand es fürchterlich. Mein erstes und letztes Fotoshooting mit Kali“, sagt Franziska Mayr. Also geht auch dieser Tag in die Geschichte ein.
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