Heidenheimerin Vivien Klee ist Weltmeisterin im Crossminton: Was das ist und wie sie dazu kam
Cross – was? Crossminton. Vivien Klee, gebürtige Heidenheimerin (und geborene Unger), ist doppelte Weltmeisterin in einer Sportart, die viele bestimmt noch gar nicht kennen. Crossminton bedeutet eine Mischung aus Tennis, Squash und Badminton, der Sport wirbt mit dem einfach Slogan: "Anywhere, anytime." Also: "Überall, jederzeit." Was steckt dahinter?
Crossminton, erklärt Klee, könne überall gespielt werden, ganz gleich ob auf Sand, Schnee, Wiese oder Asphalt. Benötigt würden lediglich zwei Spielfelder im Abstand von 12,80 Meter, die jeweils fünf mal fünf Meter groß sind. Abgesehen davon fehlten nur noch die Spieler, zwei Schläger, die am meisten an die Schläger beim Squash erinnern, und der "Ball", im Crossminton der so genannte "Speeder". Ziel ist es, ihn im gegnerischen Feld zu platzieren. Ein Netz zwischen den Feldern gibt es nicht. "Der Speeder kann bis zu 290 km/h schnell werden", erzählt Klee.
Das Schöne am Crossminton ist, dass eigentlich jeder, der es mal ausprobiert, dabeibleibt.
Vivien Klee
Die 46-Jährige ist in Heidenheim aufgewachsen, lebt heute aber mit ihrer Familie in Poing, einem Münchner Vorort. Ihre Sportart war von klein auf Tennis, sie hat in Heidenheim und auch in Lauchheim gespielt und erst aufgehört, als sie fürs Studium nach Erlangen gezogen ist. Mittlerweile hat sie es wieder für sich entdeckt, allerdings nur über den Crossminton-Umweg. "Ich habe in Poing davon gehört und bin einfach mal ins Training gegangen. Das Schöne am Crossminton ist, dass eigentlich jeder, der es mal ausprobiert, dabeibleibt", schildert Klee, die bei Siemens in der Unternehmenskommunikation beschäftigt ist.
Schweißtreibend, aber entspannt
Bei ihr jedenfalls bestand kein Zweifel daran, erneut zum Crossminton-Schläger zu greifen. Alles, was die Sportart mitbringt, gefällt ihr: Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und vor allen Dingen Spaß. "Der Fitnesseffekt ist enorm hoch, gleichzeitig ist der Sport aber entspannt", versucht Klee ihre Faszination zu erklären. Mit "entspannt" meint sie nicht die körperliche Anstrengung, sondern vielmehr die Stimmung, die beim Crossminton zu spüren ist. Da müsse man nicht leise sein, sondern spiele zu Musik, alles wirke weniger "aufgesetzt".
2015 hat Klee mit der Sportart begonnen, 2019 schon konnte sie ihren ersten deutschen Meistertitel und so manch anderen Vize-Titel feiern. Zusätzlich zu den Einzelwettbewerben begann die gebürtige Heidenheimerin damit, mit einer Mannschaft in der Bundesliga zu starten. Vergangenes Jahr wurde sie mit dieser Mannschaft Vizemeisterin, die neue Saison steht kurz bevor.
Erster Titel in Zagreb
Doch Klee hörte nicht an der Landesgrenze auf: 2022 standen in Zagreb die wegen Corona aufgeschobenen Weltmeisterschaften im Einzel an, Klee hatte sich einen Treppchenplatz in ihrer Kategorie Ü40 erhofft. Dass sie gleich ganz vorne landen würde, damit hatte sie nicht gerechnet: "Aber dann hat es echt gelangt." Unterstützt worden sei sie von einigen mitgereisten Fans, "das hat etwas bei mir bewirkt", sagt sie. Zwei mal pro Woche trainiert Klee für drei Stunden Crossminton, am Wochenende stehen die Ligaspiele an. Parallel spielt sie weiterhin Tennis, ebenso wie ihre Kinder.
Klees Ehrgeiz in ihrer neuen Hauptsportart zahlte sich in diesem Sommer schließlich erneut aus. Im tschechischen Brünn standen wieder die Weltmeisterschaften an, dieses Mal glänzte die 46-Jährige im Doppel: Klee trat mit Paul Holleis an und holte sich die nächste Goldmedaille. Sportlerinnen und Sportler aus 22 Ländern seien bei der WM dabei gewesen, unter anderem eine große Delegation aus Japan. "Es waren um die 500 Teilnehmer", sagt Klee. Der deutsche Verband war mit 80 Sportlern in Brünn vertreten. Schon eine ganze Weile gehen Klee und Holleis, die beide beim TSV Poing Speedfires spielen, zusammen an den Start, und wurden so zu einem eingeschworenen Team. Mit vier Siegen und nach einem knappen Finale in einer vollen Arena war die Goldmedaille gesichert.
Und wie geht's jetzt weiter? "Nächstes Jahr steht die Europameisterschaft an", sagt Klee. Am meisten aber gehe es ihr darum, im Training weiterhin Spaß zu haben.
Aus Berlin in die Welt
Crossminton ist eine Trendsportart, die mehr und mehr gespielt wird. In Berlin gibt es sie schon seit 2001, von dort aus ging Crossminton um die Welt. "Mittlerweile gibt es rund zweieinhalb Millionen Freizeitspieler", erklärt Vivien Klee. Im Kreis Heidenheim ist die Sportart noch nicht angekommen, in Ulm-Ludwigsfeld gibt es aber eine Bundesligamannschaft. Bis 2016 hieß die Sportart Speed Badminton, musste dann aber umbenannt werden.