Vom Nil an die Brenz

Warum zwei junge Ägypterinnen beim Reiterverein Heidenheim trainieren

Die Schwestern Malak und Mariam Awadalla sind für eine Woche in Heidenheim, um ihre Stiefgroßeltern zu besuchen. Dabei dürfen die 12- und 14-Jährige trotzdem ihrer großen Leidenschaft nachgehen, dem Reiten. Was sie beim Reiterverein Heidenheim lernen, was in Ägypten anders ist und welches Pferd sie am liebsten mitnehmen würden.

Warum zwei junge Ägypterinnen beim Reiterverein Heidenheim trainieren

Malak Awadalla ist nicht einmal eine Woche in Heidenheim, doch sie hat sich schon verliebt. “Wir werden ,Over the top’ sehr vermissen. Eigentlich wollen wir ihn kaufen und mitnehmen”, schwärmt sie. “Over the top” ist ein Springpferd des Reitervereins Heidenheim, Malak eine 12-jährige Ägypterin, die mit ihrer großen Schwester Mariam aktuell bei ihren Stiefgroßeltern zu Besuch ist.

Ägypten? Heidenheim? Reitstunden? Malak und Mariam sind die Stieftöchter der Heidenheimerin Nicole Knoth. Gemeinsam mit Vater Ahmed Awadalla lebt die Familie am Rand von Ägyptens Hauptstadt Kairo. Knoth, die selbst einige Jahre in Heidenheim voltigierte, führt dort eine Farm, auf der sie Araber-Pferde züchtet. Angesteckt vom Pferdefieber ihrer Stiefmutter begannen Malak und Mariam mit neun, beziehungsweise zehn Jahren Reitstunden zu nehmen. Und das durchaus ambitioniert: “Ich will Springreiten-Profi werden”, sagt Malak Awadalla und Mariam stimmt zu: “Ich auch”.

Da die beiden für das Reiten brennen war die Frage also klar: Wo können sie während des Besuches auf der schwäbischen Alb Reitstunden nehmen? Nachdem wegen der Sprachbarriere für eine Reiterfreizeit in Ellwangen eine Absage kam, klappte es beim Reiterverein Heidenheim. “Bei uns stehen Tür und Tor offen, auch international”, sagt Marc Bauhofer, der beim RV für das Springreiten zuständig ist.

Lieber Springreiten, als Dressur

Die Schwestern besuchen in Kairo eine internationale Schule und lernen dort Arabisch, Englisch und Französisch. In Heidenheim verständigen sie sich also nur auf Englisch. Mariam findet: “Deutsch hört sich sehr kompliziert an”. Am wichtigsten sind den beiden aber sowieso die Pferde und das Reiten, am liebsten Springreiten. Das macht ihnen in Heidenheim sogar mehr Spaß als im Heimatland. “In Deutschland sind die Pferde und dadurch auch die Hindernisse viel größer”, erklärt Malak.

Nicht der einzige Unterschied zwischen Deutschland und Ägypten beim Reitsport: “In Deutschland spielt das Dressurreiten eine deutlich größere Rolle. Außerdem wird mehr Wert auf eine solide reiterliche Grundausbildung gelegt”, erklärt Marc Bauhofer. Dafür kommen die jungen Ägypterinnen täglich drei Stunden an den Römerstall, wo sie mit unterschiedlichen Trainern an ihren Springreit- und Dressurfähigkeiten arbeiten. Zum Vergleich: In Ägypten trainieren Malak und Mariam Awadalla sogar fünf- bis sechsmal pro Woche.

Zu Besuch in Heidenheim: Nicole Knoth mit ihrem Mann Ahmed Awadalla und den Schwestern Malak (links) und Mariam. Ilse Knoth

Am Samstag geht’s weiter nach London

Am Samstag ist die Zeit auf dem Römerstall und bei den Stiefgroßeltern für Malak und Mariam Awadalla schon wieder zu Ende. Bevor es zurück in die Heimat Kairo geht, besuchen die Schwestern noch ihre ägyptische Tante in London. Ihre Stiefoma und Gastgeberin in Heidenheim, Ilse Knoth, lobt: “Die beiden machen das schon gut zusammen.” Und was wird den Schwestern aus Heidenheim in Erinnerung bleiben?Wer hätte es gedacht? “Das Reiten”, lautet die einstimmige Antwort.