Zwischen Podium und Reifenstapel: Karl-Ernst Bartel aus Gerstetten gehört zur nationalen Spitze
Für sein Hobby ist Karl-Ernst Bartel offenbar kein Weg zu weit. Der für den MSC Gerstetten startende Slalomfahrer absolvierte 2023 in Eigenregie sämtliche Läufe zur Deutschen Rennslalommeisterschaft und reiste dabei bis in die Nähe von Flensburg oder nach Oschersleben in Sachsen-Anhalt. Mit Erfolg: Am Ende schloss der 68-Jährige mit seinem VW-Polo die Saison im Gesamtklassement auf Platz neun unter 149 gewerteten Teilnehmern ab.
Allerdings zeigte sich Bartel am Ende doch „nicht ganz zufrieden“, denn die Rennserie 2023 bescherte ihm neben einigen Höhen auch ein paar technisch bedingte Rückschläge. „Ich hatte häufig Probleme mit dem Getriebe. Ich bin halt ein zu starker Materialfahrer“, resümierte er.
Zum Anschluss gelang es ihm aber in Bad Driburg, nochmals alles aus seinem Polo herauszuholen. Auf der sehr anspruchsvollen Piste am Bilster Berg fuhr er zwei Bestzeiten und belegte mit seinem Fahrzeug in der Klasse F8 den ersten Platz. „Das ist ein Wahnsinnskurs, sehr unübersichtlich. Aber das gefällt mir“, sagt der Kurven-Spezialist von der Alb und fügt in Anspielung an ein Sprichwort in Verbindung mit seinem Familiennamen scherzhaft hinzu: „Da konnte ich meinen Mitstreitern nochmals zeigen, wo der Bartel den Most holt.“
In Schleswig-Holstein im Reifenstapel
Nicht immer ist ihm das gelungen. Ausgerechnet von der langen Fahrt nach Eggebek in Schleswig-Holstein kehrte er mit einem Totalausfall zurück. „Ich kam zu spät aus der Kurve und landete im Reifenstapel“, schildert er sein Missgeschick. Der Fahrer blieb zum Glück unverletzt, aber das Auto „war danach 20 Zentimeter kürzer“.
Eggenfelden, Bitburg, Dölln in Brandenburg, Waldkraiburg, Glasbach bei Eisenach, Walldürn und Freiamt im Schwarzwald waren neben den genannten Orten die weiteren DM-Stationen. Mehrmals gelang es Bartel, unter die ersten drei zu kommen. Mit seinem Polo startet er in der Gruppe F, den sogenannten verbesserten Fahrzeugen. Daneben gibt es die Gruppe G (seriennahe Fahrzeuge) und die Gruppe H (stark verbesserte Fahrzeuge).
Im Gesamtklassement werden dann allerdings alle Gruppen zusammengefasst. Gemeinsam mit Fahrern aus Schwäbisch Gmünd, Uhingen und aus dem Schwarzwald bildete Karl-Ernst Bartel zudem ein Viererteam. Diese „baden-württembergische Fraktion“ erreichte am Ende Platz vier unter 13 Formationen in der Teamwertung. Bei allem Ehrgeiz während der Rennen schätzt Bartel vor allem die überaus freundschaftliche Atmosphäre unter den Startern. „Wir sind wie eine Familie. Und wenn jemand mal einen Reifen kaputtgefahren hat, dann hilft man sich gegenseitig aus.“
Vier Sätze Reifen bei den Rennen dabei
In der Regel fährt der Gerstetter freitags mit seinem Polo auf dem Anhänger zum jeweiligen Rennort, samstags und sonntags finden dann die Läufe statt. Ist er allein auf Tour, übernachtet er im VW-Bus. Gelegentlich begleitet ihn seine Frau, dann wird in einer Pension logiert.
Das Umkurven der Hütchen oder Pylone verlangt naturgemäß den Reifen viel ab. Vier Sätze Reifen mit Felgen, die über unterschiedliche Profile verfügen, hat Bartel bei jedem Rennen dabei; je nach Witterung wird das passende Material aufgezogen. Bei trockenem Wetter stehen zwei Arten von Slicks (profillose Reifen) zur Verfügung, daneben sind zwei Typen von Regenreifen im Begleitsortiment – sie finden je nach Heftigkeit der Niederschläge Verwendung.
Bartels Rennauto ist ein VW Polo mit Baujahr 1994. Vor rund fünf Jahren musste er sich nach einem Überschlag des Fahrzeugs bei einem Rennen im Schwarzwald im Gebrauchthandel eine neue Karosserie beschaffen.
Auch nächstes Jahr will der Elektromeister im Ruhestand wieder bei der Deutschen Rennslalommeisterschaft starten. In der Winterpause wird nun entsprechend an Getriebe und Fahrwerk gearbeitet, um technisch bestens vorbereitet 2024 einen erneuten Anlauf zu nehmen.
Was ist Automobilslalom?
Automobilslalom-Rennen werden auf befestigten, ebenen Fahrbahnen (meist Asphalt oder Beton) ausgetragen. Dabei müssen die Fahrer einzeln starten und eine durch Pylonen oder Markierungen gekennzeichnete Strecke so schnell wie möglich zurücklegen.
Für das Verschieben oder Umwerfen eines Hütchens werden in der Regel drei Strafsekunden notiert. Jedem Teilnehmer stehen ein Trainings- und zwei oder drei Wertungsläufe zur Verfügung. Die Streckenlänge variiert je nach Rennort zwischen zwei und fünf Kilometern.