Im Streit um die Rückgabe von wertvollen Benin-Kunstobjekten an Nigeria hat ein AfD-Stadtrat seine Klage gegen den Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) zurückgenommen. Stadtrat Detlef Huber kündigte am Donnerstag vor dem örtlichen Verwaltungsgericht an, sich nun an die zuständige Rechtsaufsichtsbehörde zu wenden, also das Regierungspräsidium Freiburg.
Der Gemeinderat der Schwarzwaldmetropole hatte im vergangenen Februar fast einstimmig beschlossen, zehn sogenannte Benin-Bronzen zurückzugeben, die in der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch aufbewahrt werden.
Huber argumentierte, nach einem Beschluss des damaligen nigerianischen Präsidenten Muhammadu Buhari sollten zurückgegebene Benin-Bronzen an den Oba als Oberhaupt des Königreichs Benin übertragen werden - und damit nicht an den Staat Nigeria. Der Freiburger Gemeinderat habe damals nicht beschlossen, die Kunstobjekte an den Oba zu geben, sagte Huber am Rande der Verhandlung. Der Oba herrschte als König über das Reich Benin im heutigen Südwesten von Nigeria, das bis 1897 bestand. Ewuare II. ist der amtierende Oba von Benin.
Vor dem Rückzieher Hubers hatte das Gericht erhebliche Bedenken an der Zulässigkeit der Klage geäußert. Der Vorsitzende Richter Wilfried Holz sagte, ein einzelner Stadtrat sei nicht berechtigt, das Handeln des Rathauschefs zu kontrollieren. Ein Vertreter der Stadt Freiburg argumentierte, die Klage sei in keiner Hinsicht zulässig.
«Der Status der Objekte hat sich nicht geändert», teilte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit. Die städtischen Museen haben demnach noch nicht mit der für den Restitutionsprozess zuständigen National Commission for Museums and Monuments Nigeria (NCMM) gesprochen. Die Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialem Kontext sei aber informiert. Deutschland hatte Ende 2022 zunächst 20 Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an Nigeria zurückgegeben. Die Benin-Objekte stammen größtenteils aus britischen Plünderungen im Jahr 1897.