Aufbrechen mit leichtem Gepäck
Pilgern ist ein Mega-Trend. Auch im Südwesten. Einführungskurse helfen nun zum ersten Schritt.
Einfach aufbrechen und einen der Pilgerwege im Südwesten beschreiten oder doch erst nach einer Vorbereitung den Rucksack packen? Eine Antwort für alle gibt es nicht. Wohl aber ein Angebot für Unentschiedene. „Im Winter wird über das Pilgern entschieden“, sagt David Langer. Deshalb startet im Januar in Oberdischingen ein dreiteiliger Pilgervorbereitungskurs. Langer: „Dann kann es ab Ostern losgehen.“
David Langer ist Leiter des Cursillo-Hauses in Oberdischingen, einem zentralen Pilgerort im Südwesten. Gleich drei Pilgerwege – der Jakobsweg, der Martinsweg und der Oberschwäbische Pilgerweg – kommen vor den Toren Ulms zusammen. Neben der Dreifaltigkeitskirche gibt es heute eine Pilgerherberge mit 25 Plätzen. Freiwillige wie Maria Bindels aus Utrecht helfen, das Haus ganzjährig für Pilger offenzuhalten. Vor vielen Jahren hat die 74-Jährige selbst einmal als Pilgerin an die Tür des Cursillo-Hauses geklopft. „Ich wurde so freundlich empfangen, dass eine Verbindung geblieben ist.“
„Wandern plus“
Maria Bindels ist Künstlerin, hat um das Pilgerhaus Plätze der Einkehr gestaltet, wie das Cruz de Luz, das Kreuz des Lichts, an dem Pilger mit einem Stein symbolisch ihre Last ablegen können. Bindels arbeitet als freiwillige Hospitalera drei Wochen lang in Oberdischingen, bekocht Übernachtungsgäste, ist Ansprechpartnerin. Danach wird sie sich wieder auf den Weg machen. „Ich liebe es einfach unterwegs zu sein, mich überraschen zu lassen von dem Tag und den Begegnungen, die er bereithält.“
Diese Offenheit fasziniert auch David Langer. „Pilgern ist Wandern plus.“ Zum Gehen komme beim Pilgern die spirituelle Dimension. Pilgern sei eine Frage der Haltung. Neben einer geistlichen Einführung ins Pilgern werden in Oberdischingen auch Grundlagen für einen Pilgerwortschatz und die Bedeutung von Ritualen vermittelt. Auch Tipps zu Ausrüstung und Finanzen stehen auf dem Programm.
Pilgern ist ein Mega-Trend, auch für Menschen, die kirchlich nicht gebunden sind. In Oberdischingen stiegen in den Jahren vor Corona die Übernachtungszahlen auf zuletzt 700. Nach zwei Jahren Corona seien die Übernachtungen jetzt bei 350 angelangt. Pilgern ist für Langer ein Symbol für die Kirche: Auf dem Weg sein, sich auf Augenhöhe begegnen. „Alle lassen sich auf die gleiche Einfachheit ein.“ Auch das verbindet. Elisabeth Zoll
Info: Informationen zu den Einführungskursen und zwei geführten Schnupperpilgerwegen unter www.haus-st-jakobus.de