Nach ihrem verpassten Happy End in Stuttgart winkte Tennisstar Aryna Sabalenka im ersten Moment ab. Nein, für die Ehrung als unterlegene Finalistin wolle sie nicht von ihrem Stuhl aufstehen, gestikulierte sie schmunzelnd - und erhob sich dann selbstverständlich doch.
Überraschend hatte ihr die frühere French-Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko den ersehnten Titelgewinn verwehrt. Die Lettin durfte sich nach einem starken und erstaunlich klaren 6:4, 6:1-Erfolg im Endspiel gegen die belarussische Weltranglisten-Erste im goldenen Konfettiregen als Siegerin präsentieren.
Viertes Finale und vierte Niederlage für Sabalenka
Für Sabalenka klappte es auch im vierten Endspiel in Stuttgart nicht mit dem erhofften Titel und Gewinn des Siegerautos. Immer und immer wieder hatte die 26-Jährige in den vergangenen Tagen betont, dass sie nach den verlorenen Endspielen von 2021, 2022 und 2023 diesmal besonders motiviert sei. «Ich hoffe, im nächsten Finale mache ich es besser», sagte Sabalenka nun.
Mit einem glänzenden Auftritt verdiente sich Ostapenko ihren insgesamt neunten Titel. Die Weltranglisten-24. erhielt ein Preisgeld von rund 125.000 Euro und ein Auto des Hauptsponsors. «Ich liebe es, hier zu spielen. Ich bin einfach richtig glücklich heute», sagte sie.
Ostapenko erwischt Sahnetag
Den rund 4.200 Zuschauern boten die beiden Finalistinnen ein hochklassiges, temporeiches Finale. Ostapenko beeindruckte von Beginn an und stellte mit ihren druckvollen Schlägen auch die Nummer eins der Welt vor Probleme.
In Satz eins drohte Sabalenka gar das 2:5. Die Topgesetzte kämpfte sich dann zwar wieder heran und glich zum 4:4 aus. Doch als die Wende möglich schien, stemmte sich Ostapenko erfolgreich dagegen. Dass Sabalenka im zweiten Satz auf dem roten Sand ausrutschte, war sinnbildlich. Ostapenko ließ der Nummer eins der Setzliste keine Chance mehr.
Damit unterstrich sie ihr Selbstvertrauen, das sie schon bei ihrem Viertelfinalerfolg gegen die polnische Weltranglisten-Zweite und zweimalige Stuttgart-Siegerin Iga Swiatek gezeigt hatte. Die Roland-Garros-Siegerin von 2017 war beim wie gewohnt erstklassig besetzten Hallenturnier als eine Außenseiterin und als ungesetzte Spielerin angetreten.
Keine deutsche Titelkandidatin in Sicht
Die bislang letzte deutsche Siegerin war 2017 Laura Siegemund. «Für jedes Turnier ist es eine andere Nummer, wenn ein Local Hero zum Favoritenkreis gehört», sagte Turnierdirektor Markus Günthardt in seinem ansonsten positiven Turnierfazit. Keine der fünf deutschen Starterinnen war über die zweite Runde hinausgekommen. Die Aussichten sind auch für die nähere Zukunft eher düster.