Bandenkriminalität

«Geldautomatensprenger» zu Haftstrafen verurteilt

Im ganzen Bundesgebiet schlugen sie zu: Eine Bande aus den Niederlanden sprengte zahlreiche Geldautomaten und erbeutete Bargeld in Millionenhöhe. Nach den Geständnissen folgten nun die Urteile.

Sie schlugen meist nachts zu, sprengten Geldautomaten in ganz Deutschland - vor allem in Bayern und Baden-Württemberg - und rasten dann mit viel Bargeld davon. Insgesamt war es eine Millionenbeute. So hat es die Staatsanwaltschaft 16 Männern aus den Niederlanden und Belgien vorgeworfen. Und so haben es die Angeklagten auch weitgehend eingestanden. Nun verurteilte eine Strafkammer des Landgerichts Bamberg 15 der Männer im Alter zwischen 23 und 43 Jahren zu Haftstrafen. Das Strafmaß beträgt zwischen einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung und fünf Jahren und elf Monaten Haft.

Nach Überzeugung der Kammer haben sich die Männer unter anderem des schweren Bandendiebstahls und des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion schuldig gemacht. Zwei Männer verurteilte das Gericht wegen Beihilfe zu Bewährungsstrafen. Die Dauer der Auslieferungshaft in den Niederlanden wird den Angeklagten angerechnet. Zugleich verhängten die Richter gegen mehrere Angeklagte den Einzug von Wertersatz in Höhe von bis zu 60.000 Euro. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Mehr als 5,5 Millionen Euro Schaden

Ihre Beute betrug laut Anklage mehr als 3,3 Millionen Euro, der durch die Sprengungen angerichtete Schaden mehr als 5,5 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte den Männern vorgeworfen, vor allem in Bayern und dem Südwesten zahlreiche Geldautomaten gesprengt zu haben, um an Bargeld zu kommen. Da die Ermittler den Angeklagten auch Fälle in Zapfendorf und Forchheim in Oberfranken zur Last legten, kam der Fall in Bamberg vor Gericht.

Tatorte vorher ausgespäht

Bei ihren Taten sollen die Männer höchst professionell und arbeitsteilig vorgegangen sein. Als Basis dienten demnach mehrere als Autowerkstatt getarnte Garagen in den Niederlanden an der Grenze zu Deutschland, in denen die Angeklagten ihre Wagen wie auch den Sprengstoff vorbereiteten.

Die Tatorte wurden laut Anklage vorher ausgespäht, die Fluchtrouten genau geplant und passende Autokennzeichen aus der Region gestohlen. Nicht alle Angeklagten waren laut Urteil aber auch bei den Sprengungen in Deutschland dabei. Innerhalb der Bande konnte man sich etwa demnach vom «Logistiker» zum «Sprenger» hocharbeiten. 

Gericht erreicht Verständigung

Mit 14 der 16 Angeklagten hatte das Gericht im Verlauf des Prozesses eine Verständigung erreicht. Sie äußerten sich ausführlich zu den Vorwürfen, im Gegenzug legte das Gericht in Abstimmung mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung einen Strafrahmen fest. Ein Angeklagter hatte sich bereits früher geäußert, für ihn gab es deshalb keinen förmlichen «Deal». Das Verfahren gegen einen 30-Jährigen, der zunächst keine Angaben machte, wurde zudem abgetrennt. 

Die Geständnisse seien für den Prozess von hohem Wert gewesen, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsbegründung. Da die Angeklagten nicht auf frischer Tat ertappt wurden, hatte sich das Gericht zunächst auf einen langen Indizienprozess mit Terminen bis in das Jahr 2026 eingestellt. 

Die Staatsanwaltschaft Bamberg sprach nach den Urteilen von einem «wichtigen Erfolg im Kampf gegen die organisierte Kriminalität.»

Prozess mit enormem Aufwand verbunden

Aufgrund der vielen Beteiligten war der Prozess mit enormem Aufwand verbunden: Verhandelt wurde in einer Sporthalle auf dem Bundespolizei-Gelände in Bamberg. Aus unterschiedlichen Gefängnissen in ganz Bayern mussten die Angeklagten zu den Verhandlungstagen nach Bamberg gebracht werden.

Das Verfahren gegen den 16. Angeklagten wird nun im Gebäude des Landgerichts fortgesetzt. Ein Ende ist derzeit noch nicht absehbar.