Die mitreißende Supercup-Show der titelhungrigen Leverkusener unterstrich einmal mehr, dass die Rückkehr an die Spitze für den FC Bayern unter Vincent Kompany kein Selbstläufer wird. Der neue Münchner Trainer freute sich selbst am Wochenende über sein gelungenes Pflichtspiel-Debüt beim Erstrundensieg im DFB-Pokal gegen den SSV Ulm. «4:0 ist gut, jetzt geht es weiter. Wichtig ist, dass wir die richtige Energie zeigen. Das ist die Basis, die muss da sein», erklärte der 38-Jährige.
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem letzten Supercup ohne Bayern-Beteiligung bejubelten die Leverkusener Doublegewinner 24 Stunden später nach langer Unterzahl im Elfmeterschießen gegen den VfB Stuttgart die nächste Trophäe. «Wir müssen immer Respekt haben vor dem, was die Mannschaften letzte Saison erzielt haben. Letzte Saison war Leverkusen Meister und Stuttgart Zweiter, aber jetzt beginnt es von Neuem», sagte Kompany rund um die Partie in Ulm. «Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das müssen wir jetzt auf dem Platz zeigen.»
Kane: Sind bereit für Bundesliga-Start
Der bald 35-jährige Routinier Thomas Müller sorgte mit frühen Toren (12./15. Minute) maßgeblich dafür, dass Vincent Kompany einen erfreulichen Start als Trainer des entthronten deutschen Fußball-Serienmeisters verbuchen konnte. Kingsley Coman und der eingewechselte Harry Kane bei seinem Debüt im DFB-Pokal erhöhten zum Endstand für die Münchner, die zuletzt 2020 im Berliner Pokal-Finale standen. «Jetzt sind wir bereit für den Bundesliga-Start nächstes Wochenende», sagte Kane.
Ob am Sonntag zum Münchner Liga-Auftakt beim VfL Wolfsburg Leon Goretzka noch dabei ist? Der 29 Jahre alte Verkaufskandidat, der am Wochenende beim Training gesehen wurde, zählte in Ulm nicht einmal zum Kader. «Was in den nächsten Tagen und Wochen oder sonst wann passiert, wird man dann sehen. Aber Leon ist einer von uns. Er zeigt als Mitspieler, wie wichtig wir ihm sind. Das ist gegenseitig genauso», sagte Müller. «Er hat keine einfache Situation gerade und trainiert aber trotzdem wirklich exzellent.»
Alle Signale auf Trennung
Goretzka durchläuft eine knifflige Karrierephase. Nachdem der Mittelfeldakteur die Heim-EM verpasst hatte, stehen nun beim FC Bayern alle Signale auf Abschied. Anfragen seien «aktuell nicht das große Thema», sagte Sportdirektor Christoph Freund, «aber natürlich gibt es für Leon Goretzka einige Interessenten, weil er einfach ein sehr guter Spieler ist.»
Der Vertrag von Goretzka läuft bis zum 30. Juni 2026. Im durch die Verpflichtung des Portugiesen João Palhinha erst recht dicht besetzten Mittelfeld war zum Pokal-Auftakt beim Zweitliga-Aufsteiger kein Platz für Goretzka. Er könnte wie Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui noch in diesem Sommer gehen. Die Münchner würden dann eine üppige Ablöse kassieren und hätten einen hochdotierten Star von der Gehaltsliste bekommen. Der Verein hatte sich nach der titellosen Saison für neue personelle Akzente im Kader entschieden - und alle Spieler kann der Club dann eben nicht behalten.
Eberl: Haben keinen Geldscheißer
«Wie heißt das so schön? Wir haben keinen Geldscheißer. Wir müssen auch schauen, dass alles funktioniert und passt», sagte Sportvorstand Max Eberl auf Nachfrage zu einem Wechsel von de Ligt zu Manchester United. Das Kalkül bei Goretzka, der bei der SSC Neapel und Atlético Madrid hoch im Kurs stehen soll, dürfte nicht komplett anders sein. Man wolle sehr deutlich zu den Spielern sein, sagte Kompany. «Wir machen das in unserer Familie, aber außerhalb brauchen wir nichts dazu zu sagen.»
Eine gute Woche vor dem Bundesliga-Start beim VfL Wolfsburg sind die Teamkollegen gespannt, wie es mit Goretzka weitergeht. «Am Ende ist das nicht meine Entscheidung. Aus Spielersicht mag ich es sehr gerne, mit Leon auf dem Platz zu stehen. Es tut mir für ihn ein bisschen leid», sagte Joshua Kimmich, der in Ulm zusammen mit Aleksandar Pavlovic die Mittelfeldzentrale in der Startelf bildete. «Aber ich bin es nicht, der da eine Entscheidung treffen kann, sondern das ist eine Entscheidung des Trainers und des Vereins. Und ich weiß nicht, welche Gespräche es da gibt.»