In der badischen Gemeinde Mauer soll ein neues Museum das Leben und die Umwelt des Urmenschen Homo heidelbergensis - dem Heidelberger Urmenschen - beleuchten. «Wir sind auf gutem Weg, auf einer von der Gemeinde bereit gestellten Fläche ein modernes Museum entstehen zu lassen», sagte Cornelia Sussieck, die mit ihrem Mann 2018 die Stiftung Urmensch von Mauer gegründet hat, der Deutschen Presse-Agentur. Der Spatenstich für den Modulbau könne Ende 2024 erfolgen. Darin soll sich alles um einen rund 600.000 Jahre alten Kieferknochen drehen, den ein Arbeiter 1907 beim Sandabbau am Neckar nahe Mauer fand.
Der Heidelberger Urmensch gilt als Vorläufer von Neandertaler und Homo sapiens. Aus Sicht von Sussieck gibt es wenige Fundstellen weltweit mit einer ähnlichen Bedeutung für das Verständnis der Menschheitsgeschichte. Seit seiner Entdeckung weilt das Fossil in einem Tresor der Universität Heidelberg. Deshalb bekam der Knochen den Namen seines Aufbewahrungsortes und nicht seines Fundortes, der Gemeinde Mauer im Rhein-Neckar-Kreis mit rund 4000 Einwohnern.
Ursprüngliche Pläne, das Original zu zeigen, wurden ad acta gelegt. «Dort ist das wertvolle Fossil sicher und fachgerecht verwahrt und vor Diebstahl geschützt», sagte die Mineralogin Sussieck. Stattdessen soll eine Kopie präsentiert werden, die so gut ist, dass ein Laie sie nicht als solche erkennen kann. Es werde jedoch Anlässe geben, zu denen das Original nach Mauer gebracht werde. Bislang wird eine Nachbildung des Unterkiefers in einem Raum im Rathaus ausgestellt.
Die künftigen Besucher erwartet eine Schau, bei er Flora und Fauna zu Zeiten des Homo heidelbergensis dargestellt werden. Damals lebten bei höheren Temperaturen als heute Waldelefanten, Säbelzahnkatzen, Breitstirnelche und Nashörner in dem Flachwassergebiet. Die Urmenschen lebten in Familienverbänden und jagten Tiere mit Speeren. Künstliche Intelligenz soll in der Ausstellungs- und Forschungsstätte nach Vorstellung von Sussieck eine Rolle spielen. Eine Zielgruppe sind Schulklassen, denn «Zukunft braucht Herkunft» - so auch der Werbeslogan für das Museum.
An den Gesamtkosten von zehn Millionen Euro für den Modulbau beteiligen sich bislang Bund und ein Großsponsor mit je einer Million Euro. Die Stiftung bringe ebenfalls Mittel ein, sagte Sussieck ohne eine konkrete Summe zu nennen. Man hoffe auf weitere Gelder vom Land und Sponsoren.