Schon im ersten Jahr ist ein Hilfsangebot für angefeindete Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ausgeweitet worden. Neben einer telefonischen Beratung jeden Tag von 7.00 bis 22.00 Uhr und einer Internetseite mit Tipps bietet das Team des sogenannten Scicomm-Supports seit Anfang des Jahres auch Workshops und Trainings für wissenschaftliche Einrichtungen und Gruppen an. Davon sei schon eine mittlere zweistellige Anzahl in Präsenz und online, auf Deutsch und Englisch durchgeführt worden, teilte Matthias Fejes, einer der Koordinatoren, mit.
Der Bundesverband Hochschulkommunikation und die Organisation Wissenschaft im Dialog haben die Initiative im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Zahlen zu den Beratungen wollte Fejes noch keine nennen, erklärte aber: «Wir haben sehr viele Anrufe, aus denen sich regelmäßig Fälle mit längerer und aufwendiger Betreuung ergeben - Tendenz steigend.» Der Scicomm-Support samt vertraulicher, auch anonymer Beratung und Infos auf der Homepage werde sehr gut angenommen und dringend dauerhaft benötigt. «Angriffe und Anfeindungen in der Wissenschaftskommunikation werden leider nicht mehr «weggehen».»
Körperlicher Angriff auf Professor - Auftritte mit Sicherheitsdienst
Die Anrufe kämen aus dem gesamten wissenschaftlichen Spektrum inklusive Fächern wie Theologie, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften, schilderte Fejes. Das war offenbar eine kleine Überraschung: «Wir sind zunächst davon ausgegangen, dass der Fokus noch viel deutlicher auf Forschungsbereichen liegt, in denen zu aktuell gesellschaftlich relevanten und/oder kontroversen Themen wie zum Beispiel Klimawandel, Forschung mit Tierversuchen, Gender- und Diversityforschung gearbeitet wird.»
Das Team berate seit Juli 2023 - also von Anfang an - unter anderem einen Professor durchgehend kommunikativ und juristisch. «Er wird seit acht Jahren von einer Person beschimpft, bedroht, verfolgt - bis hin zu einem körperlichen Angriff in der Stadt», erläuterte Fejes. «Der Professor veranstaltet regelmäßig öffentliche Veranstaltungen, die am Ende nur noch unter Anwesenheit eines Sicherheitsdienstes stattfinden konnten.» Ein anderes Beispiel sei eine Person, die zu den Bauernprotesten arbeite und dazu Interviews in reichweitenstarken Medien gegeben habe. Hierfür sei die Person massiv in sozialen Medien angegriffen worden.