Hochschulen forschen zur kurzen Wegen und Verkehrswende
Welche Rolle die Mobilitätswende für jeden Einzelnen – insbesondere in ländlicheren Regionen – spielen kann, dem widmen sich Forscherinnen und Forscher der Hochschulen Karlsruhe und Offenburg. Für Professor Jochen Eckart geht es dabei um die «Region der kurzen Wege» und 15 Minuten: «Das scheint die Zeit zu sein, die wir bereit sind, selber aktiv zu sein», sagte der Experte für Verkehrsökologie. Man könne in einer Viertelstunde einen Kilometer gehen oder vier bis fünf Kilometer radeln. Das seien die Strecken, die Menschen empirischen Daten zufolge im Schnitt zu Fuß beziehungsweise mit dem Rad zurücklegten.
Entscheidend sei nun, ob beziehungsweise welche Dinge des täglichen Bedarfs man in dieser Zeit erreichen kann. «Bisher wird das nur für Städte diskutiert, da klappt das», sagte Eckart. Sein Team schaue jetzt, wie sich das auf den ländlichen Raum übertragen lasse: Welche Angebote müssten wieder näher an die Menschen gebracht werden, wo müsse wiederum das öffentliche Verkehrsangebot anders strukturiert werden. «Zehn Prozent der Haushalte im ländlichen Raum haben kein Auto», machte er deutlich. «Wie kommen die dahin?»
Dabei gehe es auch darum, dass Verbraucherinnen und Verbraucher etwa Einkaufsmöglichkeiten in den Blick nehmen, die sie bisher nicht auf dem Schirm hatten – zum Beispiel einen Bauernhof, der auch Obst und Gemüse verkauft. Der Professor sprach von nicht bekannten Potenzialen. Dafür sollen die Menschen in einer Art Bestandsaufnahme auch melden können, was es in ihrer Gegend gibt.
«Der Konflikt Stadt-Land ist allgegenwärtig», sagte Eckart. Nicht alle Konzepte seien eins zu eins übertragbar. Daher sollen neben einer Analyse am Ende auch Maßnahmen empfohlen werden.
Das Vorhaben ist Teil des Projekts «Move.more», bei dem die beiden Hochschulen in den kommenden fünf Jahren verschiedene Facetten der Thematik beleuchten.
Ein anderes Teilprojekt aus «Move.more» leitet Professor Wolfgang Bessler vom Institut für nachhaltige Energiesysteme an der Hochschule Offenburg: Er will mit seinem Team ein Gerät entwickeln, mit dessen Hilfe die Akkus von Elektro-Fahrrädern als Zwischenspeicher für Strom aus Balkon-Photovoltaikanlagen genutzt werden können. «Mobilität kann nur dann emissionsfrei sein, wenn das Gesamtsystem optimiert ist», erklärte Bessler hierzu. Zur nachhaltigen Mobilität zähle deshalb auch eine nachhaltige Energieversorgung.
Pro Jahr würden zwei Millionen E-Bikes verkauft in Deutschland. «Und damit auch zwei Millionen Batterien», machte er deutlich.
Geplant sei eine Art Baukasten, mit dem die Photovoltaikanlage auf dem Balkon und der E-Bike-Akku verbunden werden könnten. Dieser regle dann den Stromfluss und könne außerdem die «Gesundheit» der Batterie checken. Für deren Altersbestimmung nutzen die Offenburger nach Besslers Angaben eigens patentierte Algorithmen.
Darüber hinaus befasst sich «Move.more» unter anderem mit Fragen der Lade-Infrastruktur in den Kommunen, Fahrsimulationen und Logistik sowie mit dem Thema Daten und Vernetzung. Neue Konzepte sollen dabei unter Beteiligung der Bevölkerung in der Praxis erprobt werden.