Christian Ilzer hat voller Euphorie seinen Posten als Chefcoach bei der TSG 1899 Hoffenheim angetreten und will künftig im Trainingszentrum in Zuzenhausen als Letzter das Licht ausmachen. «Ich werde sehr viel Zeit hier verbringen. Größtenteils werde ich hier zu Hause sein. In Graz war ich oft bis Mitternacht da», sagte der 47 Jahre alte Österreicher bei seiner Vorstellung.
Eine Woche nach der Trennung von Pellegrino Matarazzo soll Ilzer die Kraichgauer nun aus der Krise und dem Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga führen. Sein künftiges Stadion, wo zum Debüt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) der Tabellenzweite RB Leipzig kommt, muss er erst noch kennenlernen.
«Ich bin gestern am Abend angekommen, da war schon alles dunkel. Die Landschaft habe ich erst heute wahrgenommen. Ich war noch nie in der Region», sagte Ilzer. Bei der TSG erhielt er erst mal eine Führung. Ilzer sieht den neuen Job in der Bundesliga nach seinem Double-Gewinn mit Sturm Graz in Österreich als eine «Topchance» und «super Möglichkeit».
Wechsel im Paket von Graz in den Kraichgau
Groß fremdeln muss der Trainer nicht: Mit Andreas Schicker, der im Oktober als neuer Sport-Geschäftsführer ebenfalls aus Graz kam, und auch Paul Pajduch (Technischer Direktor bei der TSG) wechselten quasi alle Verantwortlichen des österreichischen Meisters nach Hoffenheim. Zudem brachte Ilzer seine Co-Trainer Dominik Deutschl und Uwe Hölzl mit. Zum Kader gehört auch noch der Ex-Grazer Alexander Prass.
Die Hoffenheimer hatten für Ilzer eine Ablösesumme an Sturm Graz zahlen müssen, die nach Medienberichten zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro liegt. Neben dem Traumziel Bundesliga sei das Potenzial der Mannschaft sowie die Anwesenheit von Schicker ausschlaggebend für seinen Wechsel gewesen, so der Steirer.
Angesichts der Krise der Kraichgauer, die zudem in der Europa League erst einen Sieg gelandet haben, weiß der neue Hoffnungsträger: «Wir haben nicht viel Zeit.» Auf eine konkrete Zielvorgabe wollten sich weder Ilzer noch Schicker festlegen. «Es wird jetzt einfach sehr, sehr wichtig sein, in der Bundesliga zu punkten. Wobei wir wissen, dass jetzt Gegner dabei sind, wo das nicht einfach wird», sagte Schicker.
Schon mit 17 Jahren Fußballtrainer
«Wir wollen uns sehr, sehr schnell finden», betonte Ilzer. Er steht für attraktiven Fußball - «Intensität, Aktivität, in jeder Phase präsent sein», das fordert er von seinen Spielern. Der Steirer fing einst schon mit 17 Jahren als Trainer an, weil mehrere Knieverletzungen seine Spielerkarriere sehr früh beendet hatten. Von der achten Liga aus arbeitete er sich hoch, zwischendurch studierte er Sportwissenschaft und arbeitete als Elektrotechniker.
Vergleich mit «sehr gutem Schachspieler»
«Es ist die Liga, die für jeden Trainer in Österreich ein absolutes Ziel ist», sagte Ilzer über die deutsche Eliteklasse. Seine Herausforderung als Einsteiger inmitten der Saison bezeichnete er so: «Wenn man einen sehr guten Schachspieler an ein Schachbrett setzt und das Spiel mittendrin ist, braucht er nicht zu wissen, was vorher passiert ist. Er wird die Situation beurteilen und richtigen Züge machen. So wollen wir hier auch vorgehen.»
Die Wohnungssuche hat Ilzer erst mal hinten angestellt. Seine Frau und seine zwei schulpflichtigen Söhne werden weiter in der Nähe von Wien leben: «Deren Mittelpunkt muss stabil sein, ich bin der, der kreist.»